Kapitel 3

277 14 0
                                    

Leona

Als wir nach ungefähr zehn Minuten bei der Gaststätte angekommen sind, haben wir gefragt, ob wir irgendwo aushelfen können. Und tatsächlich stehen Jack und ich jetzt in der Küche und waschen das Geschirr ab. Als Gegenleistung davon dürfen wir in der Pension nebenan, welche zur Gaststätte gehört, schlafen. Somit hätten wir wenigstens eine Bleibe für heute Nacht.

Wie es morgen weitergehen wird, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ob Jack mittlerweile einen Plan hat, weiß ich garnicht. Wir reden nicht viel miteinander. Wir können uns einfach nicht leiden, wobei ich denke, dass es eher daran liegt, dass unsere Familien verfeindet sind. Jack und ich hatten nämlich nie ein ein wirkliches Problem miteinander. Auch auf der High School hatten wir nie Streit oder sonstiges. Wir haben uns lediglich böse Blicke zugeworfen.

„Wo bist du mit deinen Gedanken? Ich mache den ganzen Abwasch sicher nicht alleine." Ich zucke erschrocken zusammen, als Jack mich bei meinem Gedankengang unterbricht. Ich habe garnicht bemerkt, dass ich aufgehört habe abzuwaschen. Ich murmle eine leise Entschuldigung und mache mich direkt wieder an die Arbeit.

„Was machen wir morgen?" Jack seufzt leise. „Ich weiß es nicht. Wir sind in einer scheiß Situation. Wir können weder jemanden anrufen noch einfach zurück nachhause. Wir müssen irgendwie Geld verdienen, aber das Aushelfen hier reicht nicht aus. Sie lassen uns höchstens in einem Zimmer schlafen und bezahlen uns nicht." Jack spricht genau das aus was ich die ganze Zeit denke und er hat recht. Das ist eine verdammt verzwickte Lage.

Wir arbeiten noch ein paar Stunden, bis es 23 Uhr ist und die Gaststätte schließt. Mittlerweile sind meine Hände extrem trocken und rau vom ganzen Abwaschen. Müde laufen Jack und ich zur Rezeption der Pension, um uns unseren Schlüssel für das Zimmer abzuholen.

Natürlich haben wir nur ein Zimmer zur Verfügung bekommen, aber was anderes habe ich auch nicht erwartet. Schließlich haben wir in den paar Stunden nicht viel Arbeit geleistet. Ich bin einfach nur verdammt froh endlich schlafen zu können. Es war schließlich ein ziemlich ereignisreicher Tag.

Als wir das Zimmer betreten, stechen mir direkt die zwei Einzelbetten ins Auge, worüber ich wirklich glücklich bin. Ich hätte sicher nicht mit Jack in einem Bett schlafen wollen. Es ist alles in rot und braun tönen eingerichtet und ziemlich klein. Also nicht besonders modern.

Im Zimmer befindet sich auch nur das nötigste. Die Betten, ein kleiner Schrank, ein Stuhl, ein kleiner Tisch und ein kleines Badezimmer. Der wenige Platz ist im Moment aber sowieso unser kleinstes Problem. Schließlich besitzen wir nichtmal irgendwelche Sachen.

Im Badezimmer putze ich mir meine Zähne, wofür zum Glück alles nötige vorhanden ist. Als ich fertig bin, tut Jack dasselbe. Während er im Badezimmer ist, entledige ich mich meines Kleides, sodass ich nur noch meine Unterwäsche trage und decke mich mit der dünnen Decke zu. Jack kommt nur in Boxershorts bekleidet aus dem Badezimmer und legt sich in sein Bett.

Ich starre an die Decke und denke über den Tag nach. Wie konnte das alles passieren? Wäre ich doch nur in eine andere Richtung gerannt, als wir angegriffen wurden. Eine winzige Entscheidung hätte alles verändern können. Dann würde ich jetzt nicht in Schwierigkeiten stecken.

Ob meine Familie schon nach mir sucht? Ich denke schon, doch dass sie mich hier finden ist so gut wie Hoffnungslos. Ob sie mich vermissen und sich sorgen um mich machen? Haben sie den Angriff überhaupt überlebt? Mir fällt erst jetzt auf, dass sie es nicht geschafft haben könnten zu flüchten. Ich hoffe wirklich es geht ihnen allen gut.

„Wir werden schon einen Weg finden. Wir werden es wieder nachhause schaffen. Mach dir nicht zu viele Sorgen, auch wenn es jetzt hoffnungslos erscheint." Ich drehe meinen Kopf zu Jack, welcher mich anschaut. Ich habe garnicht gemerkt, dass ich Tränen verloren habe. Doch Jack schon, er hat es gemerkt. Ich muss leicht lächeln.

Ich habe nicht damit gerechnet, so etwas von ihm zu hören. Vorallem hätte ich nicht gedacht, dass wir so normal miteinander umgehen können. Wir sind zwar keine Freunde, aber wir haben uns heute auch kein einziges Mal gestritten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir im Moment nur uns haben und gegenseitig brauchen. „Du hast recht. Gute Nacht Jack." „Gute Nacht Leona."

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt