Kapitel 29

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Leona

Wie ich es mir erhofft hatte, konnten Jack und ich diese Nacht auf der Yacht verbringen, ohne dabei erwischt zu werden.

Wir sind irgendwann als das Feuerwerk zu Ende war, in einem der vielen Zimmer dieses Boots untergekommen. Hier haben wir zusammen in einem großen Bett geschlafen.

Nicht anders zu erwarten, hat das Zimmer natürlich auch ein angrenzendes Badezimmer, welches Jack gerade benutzt.

Wie im oberen Bereich, ist hier ebenfalls alles in weiß und sehr modern eingerichtet. Ab und zu findet man schwarze oder gräuliche Akzente. Alles in allem ist es jedoch nichts besonderes. Es sieht aus wie ein modernes Hotelzimmer, ohne jegliche persönliche Gegenstände. Wobei ich das auch nachvollziehen kann. Schließlich würde ich auch nicht alle meine Sachen herumliegen haben wollen, wenn ich so eine große Party feiere, auf welche auch noch jeder Fremde einfach kommen kann. Zudem ist dieses Zimmer hier wahrscheinlich nur als Gästezimmer gedacht.

Die Tür zum Badezimmer geht auf und Jack tritt mit noch nassen Haaren heraus. Seine blonden Haare fallen ihm in leichten Wellen ins Gesicht. Mittlerweile ist ihm über die Tage sogar ein leichter Bart gewachsen, da er ihn nicht rasieren konnte. „Wollen wir von hier verschwinden?", fragt er in einem leisen Ton, sodass man es nur in diesem Raum hören kann. Mit einem Nicken stehe ich vom Bett auf, auf welchem ich bisher saß.

Ich öffne die Tür und schaue mich einmal im Gang um, doch kann niemanden sehen, weshalb wir diesen entlang laufen. Ich weiß nicht inwiefern es notwendig ist, dass wir uns unauffällig davon schleichen, ohne bemerkt zu werden, doch ich möchte nichts riskieren. Vielleicht hat der Inhaber dieses Boots nichts dagegen, wenn man hier übernachtet, schließlich muss man auf einer Party damit rechnen. Doch wir waren immer noch ungeladene Gäste. Wobei das vielleicht garnicht schlimm war, immerhin konnten wir einfa-

„Wo bist du mit deinen Gedanken? Konzentrier dich." Nur knapp konnte Jack mich davor bewahren gegen eine Wand zu laufen. Ich habe das garnicht bemerkt.

Ohne ein Wort zu sagen laufe ich weiter den Flur entlang, bis wir bei der Treppe ankommen und diese hinauf gehen. Oben angekommen treten wir in den selben Raum wie gestern. Der in welchem die Bar steht. Dass hier eine Party stattgefunden hat, ist nur unschwer zu erkennen. Überall liegen Plastikbecher und anderer Müll herum. Ein Mann liegt schlafend auf der Couch, während ein anderer auf dem Boden liegt. Die hatten wohl ein tollen Abend.

Leise treten wir an ihnen vorbei, durch die Tür hinaus und schlussendlich über den Steg, um wieder auf festen Boden zu stehen.

„Und was wollen wir jetzt machen?" „Uns ein Café suchen?", schlage ich vor. Ein paar Menschen sind schon unterwegs und die Sonne scheint auch schon hoch am Himmel, weshalb es nicht zu früh sein sollte. Irgendwo muss etwas geöffnet haben, die Frage ist nur wo wir lang müssen. Wir entscheiden uns dazu in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, als aus welcher wir Gestern gekommen sind.

Lustlos trete ich einen Stein vor mir umher, als wir den Weg entlang laufen. Eigentlich fand ich es ja ganz schön und spaßig hier in Spanien. Doch langsam nervt mich unsere Hilflosigkeit. Mittlerweile möchte ich einfach nachhause. Unser Geld wird weniger und Angst müssen wir auch ständig haben. Unterkünfte zu finden wird immer schwieriger und anstrengender. Ich habe langsam keine Kraft mehr täglich durch das Land zu laufen. Außerdem vermisse ich meine Familie und weiß immer noch nicht wie es ihnen geht.

Jack scheint meine Bedrücktheit zu bemerken und legt für den restlichen Weg seinen Arm um meine Taille.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit einen Laden finden, setzen wir uns hinein. Bedacht darauf uns in eine kaum sichtbare und versteckte Ecke zu setzen. Jack trinkt einen langweiligen Orangensaft und isst ein Croissant, während ich eine heiße Tasse Schokolade trinke und dabei ein Sandwich mit Salat, Tomaten und Käse esse. Ich vermisse es richtig gutes Essen essen zu können. Und ich vermisse unsere Köchin zuhause.

Eigentlich würde ich mich jetzt gerne mit Jack unterhalten, aber nichtmal dazu habe ich Lust. Ich weiß nicht warum ich heute auf einmal so deprimiert bin. Die letzten Tage hatte ich zwar manchmal schlechte Gedanken, aber war auch Glücklich.

Meine Hand wird von Jack seiner umschlossen. „Wir sind schon bald hier weg, das verspreche ich dir." „Woher willst du das wissen?" Mit seinem Daumen streichelt er über meinen Handrücken. „Ich habe es im Gefühl. Ich bin mir sicher unsere Eltern arbeiten Tag und Nacht daran uns zu finden." „Aber es ist gefühlt unmöglich.", gebe ich in einem lauteren und verzweifelten Ton von mir. „Vielleicht fühlt es sich so an, aber das ist es nicht. Sie gehören zur Mafia, die finden so gut wie alles heraus und das weißt du." Irgendwie stimmt es ja.

„Wenn du falsch liegst und mir gerade falsche versprechen machst, bringe ich dich um.", drohe ich auch wenn es nicht ernst gemeint ist. „Okay." Nach einer kurzen Pause fährt er fort. „Aber wenn ich recht habe, gehst du mit mir auf ein Date.", bestimmt er und grinst mich an.

Nun Zucken auch meine Mundwinkel und ich muss lächeln. Mein Herz beginnt minimal schneller zu schlagen. Auch wenn ich es spaßeshalber gesagt habe, weiß ich, dass Jack seine Antwort ernst meint. Also stimme ich zu. „Okay." Mittlerweile würde ich ihm ein Date nichtmal mehr abschlagen, auch wenn wir verfeindet sind. Doch wer konnte schon wissen, dass unsere Beziehung zueinander solch eine Wendung nehmen würde. Und das nur, weil wir zusammen entführt wurden.

Jetzt erhoffe ich mir nicht nur, dass er recht hat und wir bald hier weg kommen, weil ich nachhause möchte, sondern auch weil ich mit ihm auf ein Date möchte. Weil ich ich wissen will, wie das in Zukunft mit uns weiter geht. Und weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass diese Zukunft gut aussieht.

Wir bezahlen unsere Sachen und verlassen das Café. Wie immer gehen wir einfach irgendwelche Straßen entlang.

Doch als wir in eine etwas verlassenere Straße einbiegen, halten drei schwarze Autos um uns, welche es eindeutig auf uns abgesehen haben.

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt