Kapitel 18

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Leona

Kurze Zeit nachdem wir uns gesetzt haben, kommt das Ehepaar durch die Tür. Juan mit Geschirr in seinen beiden Händen und seine Frau mit einem großen Topf in ihren.

„Ich bin Julia.", stellt sie sich mit einem Lächeln im Gesicht vor. Jack und ich tuen es ihr nach, während sie unsere Teller nur so mit Paella häuft.

Das Ehepaar setzt sich uns gegenüber an den Tisch. „Was verschafft euch hierher?" Abwartend schauen die beiden uns an. Ich spüre schon die Nervosität in mir hochkommen, weil ich nicht weiß, was eine gute Lüge wäre.

„Wir machen eine Reise durch Spanien, haben uns aber verlaufen.", erzählt Jack stockend. „Oh." Bedauernd schaut uns das Ehepaar an. „Ja.", seufzt Jack. „Aufjedenfall kennen wir uns hier nicht aus und haben keine Handys dabei."

„Und dann haben wir ihren tollen Bauernhof gesehen und mussten einfach herkommen.", füge ich noch hinzu.

Jetzt strahlen die beiden über ihr ganzes Gesicht, schauen gleichzeitig aber auch überlegend. „Also wenn ihr wirklich in so einer misslichen Lage seid, könnt ihr gerne eine Nacht hier schlafen.", meint die Frau zu uns, nachdem sie einen Blick mit ihrem Mann ausgetauscht hat.

Direkt und ohne nachzudenken stimme ich zu. „Das wäre großartig.", freue ich mich. „Wenn es ihnen keine Umstände macht, nehmen wir das Angebot gerne an.", spreche ich für Jack und mich.

Jack beugt sich zu mir. „Das sind Fremde, denkst du wirklich es wäre eine gute Idee hier zu schlafen?", flüstert er in mein Ohr. Mit einem Nicken bestätige ich es ihm. Die beiden sind anscheinend total nette und herzliche Menschen, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns Schaden zufügen würden. Hoffentlich.

„Nein, das macht keine Umstände. Wir haben noch ein freies Gästezimmer, wo ihr gerne übernachten könnt.", winkt Juan ab. „Ja ich werde es direkt nach dem Essen herrichten.", stimmt Julia zu.

In Ruhe Essen wir die Paella und bedanken uns anschließend bei den beiden. Wir haben angeboten beim Abwaschen und aufräumen zu helfen, aber die beiden haben uns fast angeschrien, dass wir das nicht machen brauchen.

Also haben Jack und ich uns auf den Weg gemacht, um die restlichen Tiere zu erkunden.

Nun stehen wir vor einem Stall mit unzähligen Hühnern. „Die sind aber nicht wirklich interessant." Da muss ich Jack zustimmen. Ich bin schon dreimal um den Stall gelaufen und es hat sich nichts verändert. Die Hühner stehen einfach nur rum, manche picken etwas vom Boden auf und einige haben sich in ihr Haus verkrochen.

Deshalb gehen wir weiter und schauen uns noch die restlichen Tiere an, bis wir alles gesehen haben. Zu letzt stehen wir vor einem Teich und schauen uns die darin schwimmenden Fische an.

Ich hocke mich hin, um die Fische besser betrachten zu können. Wenn ich mich nicht irre sind es Koi Fische. Sie haben eine rot-orange und weiße Farbe.

„Ich würde das nicht machen.", meint Jack, als ich meinen Zeigefinger in das Wasser hineinstecke. Schlagartig ziehe ich ihn zurück, als ein Fisch mit geöffneten Mund an die Oberfläche schwimmt. So verweilt er noch ein paar Sekunden, bis er wieder im Wasser verschwindet.

„Wusstest du, dass mansche Fische sich auf die Seite legen zum schlafen?" Ich warte auf keine Antwort von Jack und rede weiter. „Wenn ich später ein eigenes Haus habe, möchte ich auch einen Teich haben." Ich liebe Tiere und finde es auf diesem Bauernhof wunderschön. Ich hätte nichtmal etwas dagegen hier zu wohnen.

Der restliche Tag ist total schnell vergangen und ehe ich mich versehe stehen Jack und ich gemeinsam im Gästezimmer, da es schon spät Abends ist.

Das Problem dabei ist, dass es ein Gästezimmer mit einem Ehebett ist.

„Vielleicht hätten wir erwähnen sollen, dass wir kein Paar sind.", meint Jack und verschränkt die Arme vor der Brust. Stimmt, daran habe ich garnicht gedacht. Juan und Julia denken sicher wir wären ein Paar.

Gemeinsam stehen wir vor diesem Ehebett und schauen es uns an.

„So schlimm wird es schon nicht. Im Zelt haben wir auch relativ nah beieinander geschlafen.", sage ich unsicher und kaue auf meiner Unterlippe herum.

Ich hätte jetzt vorgeschlagen eine Mauer aus Kissen zu bauen. Nur leider gibt es nicht mehr als zwei Kissen.

Ein Seufzer verlässt Jacks Lippen. „Ja aber nicht so nah und vorallem nicht gemeinsam auf einer Matratze." Verdeutlichend zeigt er mit der Hand auf das Bett „Jetzt stell dich nicht so an. Als ob du noch nie mit einer Frau in einem Bett geschlafen hast." „Aber das war was anderes." „Du wirst es schon überleben."

Nebeneinander sitzen wir im Bett und schauen unbeholfen durch die Gegend. Es ist eine total unangenehme Situation und ich kann mir nichtmal erklären warum.

Ich habe schon mal mit Männern in einem Bett geschlafen. Ich habe sogar mit ihnen geschlafen, was Jack und ich natürlich nicht getan haben. Deshalb sollte es garnicht so unangenehm sein. Wir machen immerhin nichts, außer zu schlafen. Komisch ist es allerdings trotzdem.

„Na dann, gute Nacht." Das Licht, welches auf dem Nachttisch neben dem Bett steht, schalte ich aus und lege mich so auf die Seite, dass ich mit dem Gesicht an die Wand gucke.

Jack erwidert es und dreht sich, glaube ich, ebenfalls weg von mir. Sehen kann ich es nicht, aber das Rascheln der Bettdecke und Bewegen der Matratze verraten ihn.

Ich schließe die Augen und denke über die letzten Tage nach. Es ist verrückt, was wir in dieser kurzen Zeit erlebt haben. Eine Lösung um an Geld zu gelangen haben wir allerdings immer noch nicht. Von unseren Familien ist weit und breit keine Spur.

Vielleicht können wir uns ja heimlich auf ein Schiff schmuggeln, welches nach Amerika fährt. So könnten wir auch nachhause gelangen.

Was für eine dumme Idee.

Seufzend drehe ich mich auf den Rücken, schlage mir aber die Hand vor den Mund und halte die Luft an, da ich nicht an Jack gedacht habe und dass er direkt neben mir liegt.

„Kannst du auch nicht schlafen?" Erleichtert lasse ich die Luft aus meinen Lungen weichen, da ich ihn nicht geweckt habe. „Ja, woran liegt es bei dir?" Kurze Stille. „Keine Ahnung, und bei dir?" Ich zucke einmal mit meinen Schultern, obwohl es stockdunkel ist und er es nicht sehen kann. „Weiß nicht."

Ich schalte das Licht auf dem Nachttisch wieder an und drehe mich mit dem Gesicht direkt zu ihm.

Ich rechne nicht damit, dass er mich anschaut und blicke geradewegs in ein Paar wunderschöne braune Augen.

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt