Kapitel 15

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Leona

Zufrieden wache ich aus meinem Schlaf auf, indem die Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzeln. Ich habe unfassbar gut geschlafen diese Nacht. Ich bin nicht ein Mal aufgewacht. Die Matratze dieses Bettes ist unfassbar bequem.

Ich möchte garnicht aufstehen, rappel mich dann aber doch auf, um mich im Badezimmer fertig zu machen. Hier gibt es so gut wie alles, was man gebrauchen kann, was ich natürlich ausnutze. Einwenig schlecht fühlen tue ich mich natürlich schon. Aber warum sollte ich nicht die Möglichkeit nutzen, wenn ich sie habe.

Endlich kann ich meine Haare mal wieder ordentlich mit einer Bürste kämmen. Die letzten Tage musste ich das mit meinen Fingern machen, was ich absolut grauenhaft fand. Die Haarbürste werde ich aufjedenfall mitnehmen, wenn Jack und ich von hier verschwinden.

Und wenn man vom Teufel spricht, klopft dieser genau jetzt an der Tür an. „Wann bist du fertig?", ruft er durch diese hindurch. Ich öffne die Tür mit einem Lächeln. „Dir auch einen guten Morgen.", spreche ich ironisch aus.

„Ja ja, kann ich bitte rein?" Mit einer einladenden Geste Strecke ich meinen Arm aus und verlasse daraufhin das Badezimmer. Immerhin hat er drum gebeten.

Während Jack also beschäftigt ist, mache ich schonmal das Frühstück. Dafür Toaste ich das Toast, welches ich gestern Abend im Tiefkühlfach gefunden habe und beschmiere sie mit dem einzigen Aufstrich, welchen ich finden konnte. Ich hoffe einfach mal, dass dieser noch nicht abgelaufen ist. Auf das Haltbarkeitsdatum schaue ich mit Absicht nicht.

Während ich das Frühstück weiter mache, denke ich über Jack nach. Ich kenne ihn immer noch kaum und weiß fast nichts über ihn, obwohl wir die letzten Tage dauerhaft Zeit miteinander verbracht haben.

Ich muss an den Abend am See zurückdenken, wo wir das Spiel gespielt haben. Die Idee hatte ich, um ihn besser kennenzulernen. Ich hätte ja nicht wissen können, dass es mit ihm, weinend in meinen Armen endet. Seit dem hat er das Thema nichtmal mehr angesprochen. Entweder hat er es vergessen, es ist ihm peinlich, oder er vertraut mir, dass ich es für mich behalte.

Das Ende dieser Geschichte war jedoch, dass ich nicht mehr als zwei Sachen über ihn erfahren habe. Und das war sicher nicht mein Ziel. Ich möchte viel mehr über ihn wissen. Mittlerweile mag ich ihn wirklich und ich denke ich würde ihn noch mehr mögen, wenn ich mehr über ihn weiß.

„Worüber denkst du nach?" Erschrocken drehe ich mich mit dem Messer in der Hand zu ihm um. Die andere Hand halte ich auf mein Herz und atme einmal tief durch.

„Über dich.", antworte ich ihm, ohne einmal darüber nachzudenken. Als mir bewusst wird, was ich gerade von mir gegeben habe, reiße ich meine Augen auf. Das so direkt gesagt zu haben, ist mir jetzt etwas unangenehm.

„Aber nicht darüber, dass du mich umringen möchtest oder?", fragt er mich belustigt und deutet mit den Augen auf das Messer in meiner Hand, welches direkt auf ihn gerichtet ist. Direkt lege ich es in das Waschbecken und reiche ihm seinen Teller. Dankend nimmt er ihn und wir setzten uns gemeinsam auf die Couch.

„Wir kennen uns immer noch kaum und wissen fast nichts übereinander." „Sollten wir das denn?", fragt Jack nun eine Spur abweisender. „Ich finde schon. Wir verbringen schließlich den ganzen Tag miteinander und wer weiß für wie lange noch."

„Was möchtest du den wissen?" Ich muss kurz überlegen. „Da du mir die Frage immer noch nicht beantwortet hast: Wo bist du schon überall hingereist?" Jack sieht kurz überlegend hoch und stößt dabei Luft aus.

„An relativ vielen Orten. Vor allem bekannte. Das waren London, Sizilien, Venedig, Paris, China, Malediven, Miami, Thailand, Edinburgh und noch ein paar weitere." Ungläubig schaue ich ihn an. Wie viel ist er bitte schon gereist?"

„Das ist unglaublich, da kann ich leider nicht mithalten. Wie war es in Paris? Da wollte ich schon immer mal hin.", frage ich Jack euphorisch. „Es war ganz okay, nicht unbedingt meins. Ich mag Strände mehr als Städte." „Deswegen möchtest du auch mal nach Hawaii.", stelle ich fest.

Anerkennend nickt er. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dir das merkst." Natürlich, schließlich hat es mich auch interessiert. „Aber wenn du unbedingt mal nach Paris möchtest, wird dein Traum in Erfüllung gehen. Ich denke du würdest gut in die Stadt passen." „Das mit Hawaii wird auch noch in Erfüllung gehen.", antworte ich zuversichtlich.

„Ja, wenn wir jemals hier weg kommen sollten.", murmelt Jack. Ich beiße mir einmal kurz auf die Unterlippe, um nichts darauf zu Antworten. Ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken, sondern weiter mit ihm reden.

„Hast du einen Zweitnamen?", frage ich weiter. Jack schüttelt den Kopf als Antwort. „Meine Eltern meinten immer sie halten nichts davon. Und du?" Auch ich schüttle den Kopf. „Nein, ich habe keinen Zweitnamen."

„Wer wird eigentlich eure Mafia übernehmen?" „Mein älterer Bruder Cole. Er ist jetzt 26." Wieder nicke ich.

„Wenn du möchtest kannst du mir auch Fragen stellen." Jack muss überlegen. Bedeutet das ich Interessiere ihn nicht wirklich? Schließlich scheint ihm noch keine Frage über mich durch den Kopf gegangen zu sein. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fände ich es schade, wenn ich ihm komplett egal wäre.

„Warum bist du so zu mir?" Fragend schaue ich ihn an. Ich verstehe nicht ganz was er damit meint. Wie bin ich denn zu ihm?

„Du behandelst mich mehr wie einen Freund als wie einen Feind.", erläutert er. Ich verstehe ihn immer noch nicht ganz. „Du behandelst mich doch auch nicht wie deine Feindin.", sage ich verständnislos.

„Aber auch nicht so freundlich wie du mich. Du versuchst mich kennenzulernen, bist nie unfreundlich und hast dich um mich gekümmert als es mir schlecht ging." Überlegend schaue ich ihn an und spiele mit meinen Fingern.

Er hat recht. Wieso bin ich so? Das geht schon über normale Freundlichkeit hinaus. Ich habe in letzter Zeit schon öfter darüber nachgedacht, dass ich ihn mag. Vielleicht ist es falsch, aber das ist mir im Moment egal. Er ist schließlich gerade die einzige Person die ich habe.

Also komme ich zu einem Entschluss, der eigentlich schon vorher in meinem Unterbewusstsein feststand.

„Ich sehe dich gerade nicht als meinen Feind."

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt