Leona
Der nächste Tag hat begonnen. Die Sonne ist aufgegangen und ich fühle mich vollkommen ausgeschlafen.
Nachdem ich wach geworden bin, bin ich zuallererst duschen gegangen und habe meine Zähne geputzt. Die benötigten Sachen dazu, haben Jack und ich aus der Pension der ersten Nacht, mitgehen lassen.
Danach habe ich unsere gewaschene Kleidung von gestern abgehangen, welche glücklicherweise schon trocken ist.
Während ich dies getan habe, habe ich mich mit einer älteren Frau unterhalten. Irgendwie sind wir auch auf das Thema der misslichen Lage von Jack und mir gekommen. Natürlich habe ich den ganzen Mafia Kram weggelassen und einfach nur erzählt, dass wir in einer schlechten Geldlage sind.
Daraufhin war diese Frau, welche Annabel heißt, so nett, Jack und mich zum Frühstück mit ihrem Mann Joseph einzuladen.
Jack weiß noch nichts von unserem Glück. Nachdem ich wach geworden bin, habe ich ihn weiterschlafen lassen und nicht geweckt. Er muss erschöpft gewesen sein, vom letzten Abend.
Meine Intention hinter unserem Spiel, war es, ihn besser kennenzulernen und die Zeit zu vertreiben. Mit solch einem Geständnis hätte ich jedoch nie im Leben gerechnet.
Es hat ihn wirklich sehr mitgenommen, was ich auch vollkommen nachvollziehen kann.
Es muss sehr schlimm für ihn sein, damals seinen Großvater getötet zu haben. Dazu auch noch ungewollt, da er ihn für einen Einbrecher hielt.
Am meisten hat mich jedoch schockiert, dass er zu diesem Zeitpunkt gerade mal acht Jahre alt war. Dass er damals schon mit einer Waffe umgehen konnte, wundert mich nicht. Mir wurde es ebenfalls sehr früh beigebracht.
Doch in diesem jungen Alter habe ich nie einen Menschen umgebracht. Dazu auch noch jemanden, der mir so viel bedeutet. Ich will mir garnicht vorstellen, was das mit Jack gemacht haben muss. Doch es tut mir unfassbar leid für ihn. Er war noch so jung.
Gestern Abend, habe ich ihn das erste mal weinen gesehen. Ich habe sogar das erste mal solche Gefühle und Emotionen bei ihm gesehen.
Jack ist zwar nie, wie ein Gefühlloser Stein durchs Leben gegangen, doch traurig habe ich ihn noch nie erlebt. Auch nicht in der Highschool. Und dass ich ihn weinen sehe, hätte ich mir niemals in meinem ganzen Leben vorstellen können.
Doch das muss auch heißen, dass er mich mag. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er sich mir so sehr geöffnet hat. Was ich weiß ist, dass ich es niemals gegen ihn verwenden werde. So sehr möchte ich ihn nicht verletzen und sein Vertrauen missbrauchen. Das bedeutet also auch, dass ich es niemals jemandem erzählen werde.
Zuerst wusste ich garnicht wie ich reagieren sollte. Daher habe ich auch nicht viel für ihn getan. Doch irgendwann hat er sich in meinen Armen beruhigt, also hoffe ich, dass ich ihm helfen konnte.
Ich laufe zurück zu unserem Zelt, wo ich Jack nicht auffinden kann. Das bedeutet, dass er sich wahrscheinlich ebenfalls fertig machen gegangen ist. Also krabble ich in das Zelt, packe schonmal alle unsere Sachen zusammen und warte auf ihn.
Gerade als ich dabei bin, meine gewaschene Kleidung in meinen Rucksack zu stopfen ertönt Jacks Stimme. „Guten Morgen Leona." Dadurch dass es so unerwartet und plötzlich kommt, zucke ich einmal zusammen und gebe einen erschreckten Laut von mir.
Dann drehe ich mich zu ihm um, da ich vorher mit dem Rücken zum Eingang saß, und lächle ihn leicht an. „Guten Morgen Jack." „Ist alles inordnung?" Wahrscheinlich spielt er auf meinen Schrecken an. „Ja natürlich"
Kurz schaue ich ihn noch an, bis mir die Einladung des Ehepaares in Erinnerung kommt. „Wir wurden zum Frühstück eingeladen.", sage ich also. „Von wem?", fragt Jack mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Ich zucke einmal mit meinen Schultern, antworte dann Aber. „Von einem netten Ehepaar. So um die fünfzig Jahre alt. Annabel und Joseph." Jetzt sieht er noch verwirrter aus. „Warum laden sie uns zum Essen ein?" Ich zucke nochmal mit den Schultern. „Weil ich der Frau erzählt habe, dass wir wenig Geld haben und sie anscheinend sehr hilfsbereit ist."
„Warum erzählst du ihr, dass wir wenig Geld haben?" Jack sieht sehr misstrauisch aus und ihm scheint das ganze nicht wirklich zu gefallen. „Frag nicht so viel. Freu dich einfach."
Das mit der Freude hält sich bei Jack in Grenzen, doch er hat sich auf das Frühstück eingelassen. Jetzt sitzen wir bei dem Ehepaar, vor ihrem Wohnwagen. Sie haben einen Plastiktisch mit dazugehörigen Stühlen aufgestellt. Auf dem Tisch ist so gut wie alles, was man sich Wünschen kann.
Von Brötchen, bis zu Aufstrichen aller Art, bis hin zu verschiedenen Getränken ist alles dabei. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass man so viel mit zum Campen nimmt, doch für Jack und mich ist es umso besser. Es ist das reinste Paradies für uns, nachdem wir uns die letzten Tage so spärlich ernähren konnten.
„Und hier ist sie gerade zwei Jahre alt geworden.", zeigt Annabel ein Bild ihrer Enkelin, während sie über ihr ganzes Gesicht strahlt. Seit dem wir hier sind redet sie ununterbrochen über ihre Enkelin.
Sie hat schon Videos von ihren ersten Schritten und ersten Wörtern gezeigt. Sowie gefühlte tausend Fotos von jedem erdenklichen Anlass. Es ist wirklich unfassbar süß, wie stolz sie auf ihr Enkelkind ist und wie sehr sie sie liebt.
Und das Kind ist auch unfassbar süß. Sie hat total schöne blonde Locken und niedliche dicke Wangen. Dazu strahlend blaue Augen. Daher muss auch ich die ganze Zeit lächeln. Jack hingegen zwingt sich zu einem Lächeln und versucht wenigstens interessiert zu wirken. Wahrscheinlich weiß er, dass es unhöflich wäre, sie zu ignorieren oder sonstiges.
Alleine für die Einladung hat sie es nicht verdient unhöflich behandelt zu werden. Aber so viel, wie Jack und ich essen, stehen wir auf Ewig in ihrer Schuld. Und dazu kommentieren weder sie noch ihr Ehemann unser Essverhalten. Da können wir uns ruhig ihre Schwärmerei anhören.
„Vielen vielen vielen Dank für das Essen. Können wir etwas für sie beiden tun?" Ich weiß garnicht, wie oft Jack und ich uns schon bedankt haben, doch ich kann einfach nicht aufhören. Ich habe das Gefühl es reicht immer noch nicht. Ich werde diesem Paar auf Ewig dankbar sein.
„Nein nein, schon gut, das haben wir gerne gemacht." Wir unterhalten uns noch kurz mit den beiden, bis wir uns verabschieden.
Und dann machen Jack und ich uns auf den Weg in die nächste Stadt, oder wo auch immer der Bus uns diesmal hinbringt.

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Verloren in Spanien
RomantizmWie jedes Jahr befindet sich Leona auf einem Ball, organisiert für sämtliche Mafias aus allen Ländern. Womit sie nicht gerechnet hätte ist, dass dieser Angegriffen wird und sie auch noch zum Opfer wird. Noch weniger rechnet sie damit, von New York n...