Kapitel 9

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Jack

„Manchmal habe ich das Gefühl, nicht in meine Familie zu passen. Sie sind alle viel kaltherziger und geeigneter dazu, in einer Mafia zu sein, als ich."

Überrascht darüber, was Leona gerade zu mir gesagt hat, gucke ich sie an. Ich weiß erst garnicht was ich darauf antworten soll, denn ich hätte nicht mit solch einer Aussage gerechnet.

„Es ist okay anders als deine Familie zu sein. Du musst dich nicht wie sie verhalten. Und nur weil du nicht gefühllos bist, heißt es nicht, dass du nicht in deine Familie oder Mafia passt.", antworte ich.

„Sie sind sicherlich froh darüber dich zu haben. Man braucht immer jemanden, der Farbe in das Leben anderer bringt.", füge ich noch hinzu. Denn ich habe das Gefühl, dass sie das Licht in ihrer Familie ist.

Dass sie immer alle aufmuntern und glücklich machen kann. Dass sie für jeden da ist und jedem zuhört. Versucht ihrer Familie zu helfen, egal um was es geht. Ich glaube nicht, dass ihre Zweifel berechtigt sind.

Ich kenne ihre Familie und auch Leona nicht wirklich. Aber ich habe sie mittlerweile einwenig kennengelernt, und ihre Familie kann sich glücklich schätzen sie zu haben.

„Danke.", lächelt sie mich an. „Das waren nette Worte, welche mir wirklich viel bedeuten." Es ist schön zu sehen, wie glücklich solch einfache Worte sie machen.

Ihre Grübchen stechen hervor und mit ihren Sommersprossen, welche fast ihr ganzes Gesicht schmücken, sieht sie unfassbar niedlich aus. Ich sollte diese Gedanken nicht haben, aber Leona ist zu schön, um sie zu vermeiden.

Ist dies ein Verrat an meine Familie, weil ich solche Gedanken gegenüber unserer Feindin habe? Andererseits hat Leona nie etwas schlimmes getan. Und ich verbringe die Zeit hier mit ihr, lieber in Frieden. Das ist das beste für uns beide. Ständiges angiften würde uns schließlich nicht weiterbringen.

Ich habe keine Ahnung, wie es sein wird, wenn wir wieder Zuhause sind. An sich hätte ich nichtmal etwas dagegen, mit Leona gut zu sein. Doch unsere Eltern würden das wahrscheinlich nicht tolerieren. Doch bis dahin, könnte es sowieso noch ein langer und steiniger Weg sein.

„Lass uns wieder von hier verschwinden.", sage ich. Der Park ist zwar schön, doch ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr hier zu sein. Somit machen wir uns wieder auf den Weg.

Wir machen einen kurzen Abstecher in den Supermarkt, um uns etwas zu trinken und essen zu kaufen. Nicht für jetzt, aber für später oder morgen.

Jetzt sitzen wir mal wieder in einem Bus, und ich hasse es. In meinem Leben musste ich noch nie Bus fahren. Wir hatten immer einen persönlichen Chauffeur bei uns zuhause, demnach bin ich so etwas nicht gewohnt.

Ich weiß, dass es für viele Alltag ist, mit dem Bus zu fahren, aber ich werde mich damit nie anfreunden. Die vielen Menschen, die geregelten Uhrzeiten und dass man nur zu bestimmen Orten gefahren wird, mag ich nicht.

Die Geldnot mit welcher wir momentan leben, ist ebenfalls nichts was ich gewohnt bin, oder was mir gefällt. Meine Eltern waren schon immer reich, demnach bin ich im absoluten Luxus aufgewachsen.

Jetzt habe ich nichts mehr, von alldem zur Verfügung. Es ist zwar leichter für mich damit umzugehen, als ich dachte, aber trotzdem schwierig. Langfristig gesehen wird es denke ich aber immer schwieriger für mich.

Andere Menschen würden wahrscheinlich nach einiger Zeit, immer besser damit leben können. Denn eigentlich macht das ja auch Sinn. Man gewöhnt sich an die Situation und lernt damit umzugehen.

Aber bei mir wäre das glaube ich anders. Es ist eine extreme Veränderung für mich, mit welcher ich garnicht leben möchte. Ich weiß, was zuhause auf mich wartet und möchte wieder dorthin.

Der Bus in welchem wir sind, ist total überfüllt. Wir müssen stehen und haben überhaupt keinen Platz. Wir sind komplett eingeengt von anderen Menschen, und die ganze Körperwärme, die von ihnen ausgestrahlt wird, regt mich auf.

Ich bin total genervt, weshalb ich einmal schnaufe. Auch Leona bemerkt das und rollt einmal mit ihren Augen. „Stell dich nicht so an, nur weil du einmal wie ein normaler Mensch leben musst. So schlimm ist es nicht."

Ich lasse das unkommentiert. Ich will sie jetzt nicht auch noch blöd anmachen, nur weil ich genervt bin. Eigentlich hat sie ja recht, aber es stört mich trotzdem in diesem Bus zu sein.

Wahrscheinlich schadet es mir nicht, mal die andere Seite des Lebens zu sehen. Wo ich nicht alles bekomme, was ich möchte. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich allerdings trotzdem drauf verzichten.

Und als ein Mann neben mir, einen Hustenanfall bekommt und mir fast ins Gesicht hustet, ist es bei mir vorbei.

Ich drücke den Stoppknopf, damit der Bus bei der nächsten Haltestelle anhält. Viel länger werde ich hier nicht drinnen bleiben.

Es ist mir egal, wo der Bus als Nächstes hält. Hauptsache ich komme hier raus. Leona murmelt nur ein „übertreib halt.", aber es ist mir egal. Sie hat gerade schließlich nicht fast, die ganzen Bakterien abbekommen.

Kurze Zeit später hält der Bus an einer Haltestelle an und öffnet die Türen. Noch bevor wir sehen können, wo wir eigentlich sind, drängeln wir uns durch die Menschen hinaus.

Ich hätte jedoch nicht damit gerechnet, dass wir vor einem Wald rausgelassen werden.

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt