Kapitel 8

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Leona

Da Jack und ich nicht wussten, was wir machen sollten, haben wir uns dazu entschieden, die Stadt in welcher wir gerade sind, zu erkunden.

Im Moment stehen wir in einer großen Kathedrale. Mit ihren hohen Decken und dessen Verzierungen, sowie den riesigen Säulen und Kronleuchtern, ist sie Wunderschön und beeindruckend. Links und recht bilden eine lange Reihe von Holzbänken den Weg zum Altar, einer Orgel und Buntglasfenstern.

Eigentlich hat mich sowas nie interessiert, doch jetzt wo ich hier bin, bin ich unglaublich fasziniert. Genauso sehen auch die anderen Besucher beeindruckt aus, und Jack scheint es ebenfalls zu gefallen.

Er schaut sich alles genauestens an. Selbst die Verzierungen und Muster, scheint er interessiert zu analysieren. Ab und zu kneift er seine Augen leicht zusammen, um etwas besser erkennen zu können. Es ist schon einwenig süß, weshalb ich mir ein kleines und kurzes Lächeln nicht verkneifen kann.

Es passt irgendwie nicht zu ihm. Diese ganze Situation passt nicht zu uns. Wir verhalten uns wie normale Menschen, und nicht als wären wir in einer Mafia. Dazu noch in verfeindeten.

Ich hätte damit gerechnet, dass wir uns schon nach einem Tag gegenseitig umbringen wollen und dauerhaft streiten. Aber es ist ganz anders. Manchmal kommen die Dinge im Leben einfach überraschend.

„Wirklich schön, nicht wahr?", kommentiere ich ein großes, altes Gemälde. „Mhm.", antwortet Jack. Doch er ist nicht genervt, sondern lediglich konzentriert, weshalb die Antwort so spärlich ist.

Wir verlassen die Kathedrale wieder, laufen die Straße entlang. Vorbei an einer Skulptur, Straßenkünstlern und sämtlichen Läden. Die Stadt ist gut befüllt, heute sind viele Menschen hier.

Ich weiß natürlich nicht, wie voll die Straßen sonst sind, doch es wundert mich nicht, dass heute viele hier sind. Es ist schönes Wetter und die Sonne scheint auf uns hinab. Dennoch ist es nicht zu heiß und ab und zu bedecken Wolken den Himmel, oder ein leichter Wind weht durch die Stadt. Der Perfekte Tag, um draußen Zeit zu verbringen.

Wir laufen immer weiter, bis wir in einem Park ankommen. Ein großer Park mit großen Wiesen und vielen Bäumen, sowie Blumen. Kleine Kinder spielen auf dem Grünen und Erwachsene haben sich auf braune Holzbänke gesellt. Ein kleiner See, auf welchem Enten schwimmen, ist ebenfalls hier.

Wir beschließen uns dazu, uns auf die Wiese und unter einen Baum, in den Schatten zu setzen. Ich gucke in die Richtung des Sees und sehe ein älteres Ehepaar dort sitzen. Sie lachen gemeinsam und füttern die Enten mit Brotstücken. Sie sehen glücklich aus. Es ist schön sowas zu sehen und ich hoffe, dass ich auch mal die endlose Liebe erfahren werde.

„Diese Situation kommt mir so unreal vor." Mir auch Jack. Mir auch. „Du hast recht, es ist wie ein schlechter Traum. Aber irgendwie auch schön.", lächele ich leicht. „Was ist daran schön?" Verständnislosigkeit zeichnet sich auf Jacks Gesicht ab.

„Wir sind in einem schönen Land, welches wir erkunden können. Die Zeit hier hat mir bis jetzt wirklich gut gefallen. Wir haben schöne Dinge gesehen, wie zum Beispiel diesen Park und die Kathedrale. Außerdem ist es irgendwie aufregend. Nur die Umstände sind schlecht."

Nachdenklich schaut Jack mich an und nickt leicht. „Du scheinst selbst in schlechtem das gute zu sehen." „Ich versuche das beste draus zu machen, aber das ist doch nicht schlimm." Ich denke gerne positiv.

„Aber es kann einem auch zum Verhängnis werden." Das kann es wirklich. Wenn man zu gutgläubig ist, kann man schnell ausgenutzt werden, oder Gefahren nicht erkennen. Es ist schön, positiv durchs Leben zu gehen, doch man muss aufpassen.

„Manchmal habe ich das Gefühl, nicht in meine Familie zu passen. Sie sind alle viel kaltherziger und geeigneter dazu, in einer Mafia zu sein, als ich." Ich weiß nicht, warum ich das Jack erzähle, doch ich habe in den letzten wenigen Tagen angefangen, ihn zu mögen.

Ich möchte mit meiner Aussage nicht sagen, dass ich der lebensfroheste und beste Mensch der Welt bin. Ich gehöre zur Mafia und ich mag es auch. Ich habe kein Problem damit, auch mal auf einen Menschen zu schießen, oder Drogengeschäfte abzuschließen.

Aber ich zeige auch gerne meine Gefühle. Egal ob ich traurig oder glücklich bin. Das macht mich Menschlich. Aber meine Eltern und Geschwister sind da anders. Sie sind der Meinung, Gefühle würden einen Schwach machen. Deshalb zeigen sie ihre nicht oft.

Natürlich tun sie es manchmal, denn gegen Gefühle kann man nichts tun, aber sie unterscheiden sich trotzdem von mir. Niemand von ihnen, würde mit seinem Feind reden, wie ich es tue. Und niemand würde ihm seine Gefühle und Zweifel Beichten.

Daher frage ich mich, ob ich zu ihnen passe. Passe ich überhaupt in eine Mafia, wenn ich nicht so bin? Vielleicht haben meine Eltern ja recht und vielleicht bin ich schwächer als sie. Aber am Ende sind wir alle Menschen, und jeder ist individuell.

Deshalb möchte ich eigentlich nicht so denken, denn ich weiß, dass ich nichts falsch mache, indem ich bin wie ich bin. Aber manchmal kann man gegen diese Selbstzweifel einfach nichts machen.

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt