Kapitel 17

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Leona

Zu dritt laufen wir immer weiter in den Bauernhof hinein und Jack und ich folgen dem uns noch unbekannten Mann.

Ich bin so glücklich, wie ich es die letzten Tage nicht mehr war. Ich wollte schon immer mal auf einen Bauernhof. Tiere habe ich schon immer geliebt. Kühe, Schweine, Kaninchen, Hühner und so unfassbar viele andere Tiere, wollte ich schon immer aus direkter Nähe sehen. Einfach weil ich sie so niedlich finde.

Meine Eltern sahen das allerdings immer anders. Sie haben es mir immer verboten, da sie der Meinung waren, diese Tiere wären nicht edel genug und würden nicht zu jemandem passen, der in einer Mafia ist.

Wenn man bedenkt, dass sie trotz dessen Fleisch und Eier essen, sowie Milch trinken, kann man darüber nur den Kopf schütteln. Meiner Meinung nach ist das einfach widersprüchlich und lächerlich.

Nur weil sie eine Mafia leiten, sind sie nichts besseres.

Nur weil jemand einen höheren Rang hat, ist er nicht besser als alle anderen.

Doch leider bilden sich viele Menschen zu viel darauf ein, wenn sie mehr Geld haben als andere.

Dass meine Familie Macht hat kann ich nicht abstreiten, doch sie sind nichts besseres. Sie töten, das macht sie zu schlechteren Menschen.

Trotzdem liebe ich sie und bin einer von ihnen.

Meine Taten sind auch nichts worauf man stolz sein sollte.

Aber heute ist der Tag gekommen, wo ich mir meinen Traum erfülle. Niemand wird mich mehr davon abhalten können. Auch nicht Jack, welcher ganz und garnicht begeistert davon aussieht hier zu sein.

„Entschuldigt, ich habe mich garnicht vorgestellt. Ich bin Juan." Der Mann dreht sich kurz mit einem Lächeln zu uns. „Das ist Jack und ich bin Leona."

Juan führt uns zu einer großen Fläche, umrandet von einem Holzzaun. „Hier sind unsere Schweine." Er erlaubt es uns hineinzugehen und öffnet uns das kleine Tor. „Dort hinten ist unsere älteste. Unsere Piggy." lächelt er stolz und glücklich, verschränkt dabei seine Arme ineinander.

„Piggy?", wiederholt Jack in einem verhöhnenden Ton, weshalb ich ihm einmal mit meinem Ellenbogen in die Seite stoße, weshalb er schmerzhaft zischt. Juan hingegen lacht nur einmal. „Ja, den Namen hat unsere Tochter ausgesucht, als sie noch ein Kind war.", winkt dieser ab. „Wie süß." Solche Namen denken sich doch alle Kinder aus. Direkt muss ich an mein erstes Kuscheltier denken, welches ich Hasi genannt habe, da es ein Hase war.

„Meine Frau macht gerade essen. Schaut euch doch gerne um und kommt dann zu uns." Er zeigt einmal auf ein gelbes Haus mit hölzerner Terrasse. „Kommt dann einfach dort hin." Ich bedanke mich noch und mache mich auf direktem Weg zu den Kühen. Dicht hinter mir Jack.

„Guck mal, wie süß." Begeistert zeige ich auf eine Schwarz Weiß gefleckte Kuh, welche gerade Gras frisst. „Denkst du wir dürfen sie auch melken?" „Niemals. Wenn dann kannst du das alleine machen." „Hör auf so genervt zu sein. Freu dich doch. Das hier ist das Highlight unserer gesamten Zeit in Spanien."

Jack seufzt einmal und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. Meine Augen bleiben bei einer grimmig ausschauenden braunen Kuh hängen. „Guck mal, die schaut wie du." Mit meinem Zeigefinger zeige ich auf die Kuh, welche uns beäugt und aussieht als würde sie uns angreifen wollen.

„Lass uns weitergehen.", schnaubt der Blondkopf neben mir.

Nun sind wir bei einer Koppel mit Pferden. Ich nehme mir eine Karotte aus dem Korb, welcher neben dem Zaun steht und halte sie über das Holz. Ein schwarzes Pferd kommt auf uns zu und frisst diese. „Früher als ich fünfzehn war, bin ich mal geritten.", erzähle ich Jack und streichle dabei das Pferd.

Jack seufzt einmal. „Meine Mutter früher auch. Wir hatten sogar ein eigenes Pferd, aber irgendwann ist ihr der Spaß daran vergangen. Ich saß nie auf einem Pferd, aber unseres habe ich geliebt. Teilweise habe ich Stunden damit verbracht, einfach bei ihm zu sitzen und ihn zu streicheln." Ich freue mich, dass Jack mir das erzählt. Und dann auch noch von sich aus.

„Warum bist du dann nie geritten?" Unstimmig schaut Jack mich an und rümpft einmal die Nase. „Weil ich mich nicht getraut habe.", murmelt er ganz leise und unverständlich. Ich bemühe mich wirklich nicht zu lachen, kann mir aber das prusten und kurze kichern nicht verkneifen, bevor ich mir die Hand vor den Mund schlage. Jack kratzt sich einmal am Hinterkopf.

„Sorry. Was ist mit dem Pferd passiert?" Das interessiert mich ernsthaft. „Naja, meine Mutter hatte irgendwann keinen Spaß mehr am Reiten und hat das Pferd weggegeben." „Aber ihr hättet es doch behalten können." Schulterzucken. „Meine Eltern wollten es einfach nicht mehr." Ich verbiete mir jegliche Gedanken, denn ich möchte nichts falsches sagen. Eigentlich ist es nichts schlimmes was sie getan haben, doch ich hätte es niemals über mein Herz bringen können.

Jack legt mir einmal kurz seine Hand auf meine Schulter, damit ich zu ihm hochschaue. Seine Berührung lässt die Stelle kurz kribbeln, warum kann ich mir nicht ganz erklären. „Lass uns essen gehen. Wir können uns später weiter umschauen." Das Grinsen kann ich mir nicht verkneifen. „Es gefällt dir also doch hier.", stelle ich fest.

Auch Jack muss leicht schmunzeln. „Ich mache das hier nur für dich und weil wir sowieso keine Ahnung haben, wohin wir sollen.", leugnet er. Ungläubig schaue ich ihn an.

„Natürlich deswegen. Schon klar.", summe ich. „Aber ich gebe mich auch damit zufrieden, dass du gerade indirekt gesagt hast, dass du mich magst und mich deshalb glücklich sehen möchtest." Mein Lächeln wird immer breiter.

„Übertreib es nicht. Bilde dir bloß nicht zu viel ein."  Was ich gerade gesagt habe war natürlich spaßeshalber gemeint, aber vielleicht hat er recht. Ich sollte mir nicht zu viel einbilden. Ich mag Jack wirklich, aber ich weiß nicht wie es bei ihm aussieht. Ich weiß nicht was er denkt. Hoffen kann ich nur, dass er mich so mag, wie ich ihn.

Gemeinsam laufen wir den steinigen Weg entlang zum Haus des Ehepaares. Ich bin schon gespannt auf Juans Frau. Noch kann ich die beiden nicht erblicken, aber sie kommen bestimmt jeden Moment raus und setzen sich zu uns.

Auf den Holzstühlen nehmen Jack und Ich nebeneinander am Holztisch Platz und warten darauf, dass das Ehepaar sich blicken lässt und sich zu uns gesellt.

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt