Kapitel 1

62 3 0
                                    

Der Plan war ganz simpel: in sein Leben schleichen und Informationen sammeln.

Ich wusste, dass dieser Plan viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Seit drei Monaten beobachtete ich ihn schon. Ich wusste, wann er aus dem Haus ging um seine morgendlichen Runden zu joggen, wann er arbeiten ging und auch, um welche Zeit er nach Hause kam und es wieder verliess um abends in den Club zu gehen. Natürlich konnten diese Zeiten variieren, aber im groben kannte ich mittlerweile sein ganzes Leben.

Ihn auszuspionieren war aber nur eine Sache. Das schwierige war sich an ihn ran zu machen. Santos Garcia war ein Mann, der sich nicht auf eine Frau einliess. Er hatte seine Bettgeschichten, aber er ging nie eine Beziehung ein oder liess sich ein zweites Mal mit den Frauen blicken. Wenn man mit Santos im Bett war, sah man ihn danach nie wieder.

Natürlich würde ich niemals mit ihm ins Bett gehen, obwohl er verboten gut aussah. Mein Ziel war es mich mit ihm anzufreunden und Gefühle in ihm zu wecken, damit er mir etwas über die G.A. erzählte und ich diese Informationen wiederum weitergeben konnte. Ich hatte mir einen Plan ausgedacht, der heute ausgeführt werden würde.

Genau aus diesem Grund stand ich in seinem Club an der Bar. Eigentlich war der Club einer, in dem ich sonst auch meinen Spass haben würde, wenn er denn nicht Santos gehören würde. Die Leute hatten ihren Spass und es herrschte eine unglaubliche Atmosphäre, aber ich war nun mal nicht freiwillig hier.

Santos stand an der anderen Seite der Bar und unterhielt sich schon länger mit einer Frau, die mehr als begeistert von ihm war und sich wie eine billige Schlampe an ihn ranschmiss. Als sie sich dann endlich in Bewegung setzten, wartete ich einen Moment ab, ehe ich mich mit den zwei Drinks in den Händen in dem Moment umdrehte, als Santos mich fast erreicht hatte. Natürlich ging mein Plan auf, denn er lief direkt in mich rein.

Hätte ich mich nicht darauf vorbereitet, wären mir die Drinks aus den Händen gefallen, aber so konnte ich sie gerade noch festhalten und sah gespielt erschrocken hoch. „Shit, tut mir leid. Alles okay?“ ich musste zugeben, dass Santos ein wirklich gutaussehender Mann war und leider auch noch meinem Typ entsprach.

Er hatte stechend grüne Augen und braune Haare, die er nach hinten gegelt hatte. Dazu kamen noch die markanten Gesichtszüge und diese bedrohliche und dominante Ausstrahlung. Meistens trug er zur Arbeit einen Anzug, genau so wie heute, nur, dass er dieses Mal komplett schwarz war und er seine Ärmel hochgekrempelt hatte. Wüsste ich nicht, wer er war, dann würde ich wohl auch einer seiner billigen Frauen sein, die mit ihm für eine Nacht in die Kiste sprangen.

„Ja, alles in Ordnung. Tut mir wirklich leid.“ entschuldigend lächelte ich ihn an und ging mit den Drinks in den Händen auf die Tanzfläche. Mein Ziel war es nicht mich so an ihn ran zu machen, wie es diese Frau tat, sondern langsam. Es war ein Prozess, den ihn immer wieder auf mich aufmerksam machen sollte, bis ich ihm irgendwann nicht mehr aus dem Kopf gehen würde. Doch genau dann, wenn ich ihn soweit hatte, würde ich ihm die kalte Schulter zeigen. Es brachte doch bekanntlich den Jagdinstinkt in Männern zum Vorschein, wenn sie etwas nicht bekamen, was sie unbedingt haben wollten.

„Und, hat er angebissen?“ schulterzuckend übergab ich Freddy seinen Drink. „Keine Ahnung. Werden wir noch sehen.“ „Du solltest langsam Fortschritte zeigen.“ darauf verdrehte ich nur meine Augen und liess ihn wieder stehen. Freddy dachte wirklich, dass er etwas zu sagen hatte, aber dabei war er nur ein kleiner Hund, der meinem Bruder hinterher rannte und alles tat, was er ihm sagte. Freddy hatte mir rein gar nichts zu sagen.

Während ich zur Bar zurück ging, exte ich meinen Drink und bestellte mir gleich einen neuen. „Der geht auf mich.“ innerlich schmunzelnd, weil mein Plan offensichtlich doch aufging, drehte ich mich zu Santos um, der neben mir stand. „Das ist nicht nötig.“ lehnte ich ab. „Ich bestehe darauf.“ wenn er denn meinte. Es war ja nicht so, als würde es mich beeindrucken, wenn mir ein Mann einen Drink bestellte und mich auf diese Art kaufen wollte.

Morgan - Rache und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt