Morgan
Nur mühsam konnte ich gegen die Dunkelheit ankämpfen und öffnete flatternd meine Augen. „Morgan?“ müde schloss ich meine Augen wieder und versuchte dabei das Piepen neben mir zu ignorieren. „Sie hat doch gerade die Augen geöffnet?“ das war doch Nathalie? „Gib ihr Zeit. Sie liegt schon seit einer Woche hier.“ ich verstand nicht, was Ben und Nathalie hier zu suchen hatten.
„Ich bin Ärztin, Ben. Ich weiss sehr wohl, dass sie-“ „Könnt ihr bitte ruhig sein?“ unterbrach ich Nathalie und öffnete meine Augen wieder. Doch kaum sah ich Nathalie und Ben neben mir stehen, schoss der Schmerz nicht nur in meinen Bauch, sondern auch in meinen Kopf. Schmerzhaft stöhnte ich auf und führte meine Hand an die Stirn. „Die Frage wie es dir geht, können wir uns somit ersparen.“ ich unterdrückte jetzt einfach den Drang Ben eine zu verpassen.
„Wo ist Santos?“ ich liess meinen Blick durch den Raum gleiten, aber er war nicht hier. Was hätte ich auch sonst erwarten sollen? Ich hatte mit ihm gespielt und ihm die ganze Zeit verschwiegen, wer ich wirklich war. An seiner Stelle würde ich auch nicht hier sein wollen. „Wir wissen es nicht.“ ruckartig hob ich meinen Kopf, als ich Bens Worte registrierte.
„Was soll das heissen?“ „Er ist seit zwei Tagen untergetaucht. Niemand hat ihn gesehen oder etwas von ihm gehört.“ Nathalie sah einen Punkt neben mir an, als das Piepen sich beschleunigte, aber mein Blick galt ganz Ben, dem die Besorgnis deutlich ins Gesicht geschrieben stand. „Sein Handy?“ „Ist nicht an. Morgan, wir suchen ununterbrochen nach ihm und werden ihn auch finden. Mach dir keine Sorgen.“ als ob ich mir in dieser Situation keine Sorgen machen könnte.
Santos war seit zwei Tagen verschwunden und hatte sein Handy auch noch ausgeschaltet. Seit ich ihn kannte, war er immer erreichbar und das zu jeder Uhrzeit. Entweder war ihm etwas passiert, was ich wirklich nicht hoffte, oder er hatte sich zurückgezogen.
Das war es! „Ich weiss, wo er ist.“ „Was tust du da?“ Nathalie streckte ihre Hände nach mir aus und wollte mich zurück auf das Bett drücken, aber ich schüttelte bloss meinen Kopf und setzte mich langsam auf. „Morgan, du hast-“ „Es ist mir egal was ich habe.“ unterbrach ich sie. „Ich weiss wo Santos ist und werde ihn zurückholen.“ die Schmerzen in meinem Körper ignorierend, drehte ich mich zur Seite und stellte meine Füsse auf den Boden.
„Morgan.“ fing Nathalie nun seufzend an. „Baby, lass sie. Wenn Morgan weiss wo Santos ist, dann soll sie zu ihm gehen. Sie haben noch einiges zu klären.“ „Aber ihre Verletzungen.“ versuchte sie es erneut. „Die sind mir völlig egal.“ und das meinte ich auch so. Mein Kopf dröhnte wie verrückt, mein Handgelenk schmerzte unheimlich und von meinem Bauch wollte ich gar nicht erst anfangen zu sprechen. Ich nahm diese Schmerzen aber gerne in Kauf, wenn ich so zu Santos kam.
Ich war froh, hatte mir jemand eine Jogginghose und Shirt angezogen, denn so musste ich mich nicht auch noch umziehen, sondern konnte gleich meine Tasche vom Tisch nehmen und zur Tür laufen. „Morgan?“ widerwillig blieb ich stehen und drehte mich zu Ben und Nathalie um. „Er hat dein Tagebuch.“ irritiert öffnete ich meine Tasche und sah rein. „Nein, es-“ „Das andere. Er hat es in deiner Wohnung gefunden.“ langsam wurde mir klar, welches Tagebuch sie meinte.
Ich hatte mir in Jacksonville ein neues Tagebuch gekauft, weil ich das andere verloren hatte. Entweder hatte Santos es mir abgenommen, was ich eigentlich nicht glaubte, oder er hatte es irgendwo gefunden. Es war mir zuwider, dass er es sich durchlas, immerhin war es das persönlichste, was ich hatte, aber ehrlich gesagt war es mir völlig egal. Wenn er es sich durchlas, dann wusste er, was in mir vorging und wie ich mich in den letzten Wochen gefühlt hatte. Was aber noch wichtiger war: er würde lesen, was ich wirklich für ihn empfand.
„Schon okay. Wir sehen uns dann.“ schwach lächelnd drehte ich mich um und verliess das Zimmer. Jetzt musste ich nur noch irgendwie zu Santos kommen, aber das würde mein kleinstes Problem sein. Santos hasste mich und wenn ausgerechnet ich zu ihm kommen würde, obwohl er jedem seit zwei Tagen aus dem Weg ging, war die Chance gross, dass er mich umbringen würde.
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Morgan - Rache und Liebe
RomantizmTeil 6 der Everett-Reihe Morgan hatte eine einfache Aufgabe: Sie sollte sich an Santos ran machen und Informationen über die G.A. sammeln. Nachdem die G.A. ihre Familie vor fünf Jahren zerstört hat, sinnt sie nach Rache. Fest entschlossen diese auc...