Wieder stand ich am Geländer des Piers und wieder hatte ich eine fast leere Wodkaflasche in der Hand. Wie von selbst hielt ich mich an der Laterne neben mir fest und kletterte auf das Geländer. Etwas an diesem Traum war dieses Mal aber anders. Es regnete in Strömen, das Wasser unter mir tobte und immer wieder Schlug ein Blitz ein und liess den Pier erzittern.
„Morgan?“ wieder durchfuhr mich diese wohlige Wärme, als ich Santos hinter mir hörte. „Ich weiss, was du gleich machen wirst.“ mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich meine Augen. Ich träumte dieses Szenario so oft, dass ich mich endlich einmal auf den Schmerz vorbereiten konnte, der mir Santos' Kugel gleich bescheren würde.
„Du brauchst mir aber nicht zu sagen, dass ich Schuld an Masons Tod habe, denn das weiss ich. Du musst dir auch nicht die Mühe machen mich zu erschiessen, denn ich werde von selbst springen.“ „Morgan, was redest du da?“ selbst ohne ihn anzusehen, wusste ich, dass er verwirrt war. „Du bist betrunken und weisst nicht was du redest. Komm bitte runter.“ nun war ich es, die verwirrt war.
Normalerweise hätte mich Santos an dieser Stelle erschossen und ich wäre in das Meer gefallen, aber weder seine Worte passten zu meinem üblichen Traum, noch seine Besorgnis. „Morgen, bitte! Komm runter.“ ich drehte meinen Kopf zur Seite, als Santos neben mich trat. In seinem Blick konnte ich klar die Besorgnis sehen, aber auch einen Hauch von Angst.
„Sonst erschiesst du mich immer.“ verständnislos sah er mich an. „Wovon redest du?“ „Ich träume das hier jede Nacht. Du sagst mir, dass ich an Masons Tod Schuld habe und dafür bezahlen muss. Dann erschiesst du mich und ich falle ins Meer.“ einige Sekunden sah mich Santos an, bevor er seinen Kopf schüttelte und seine Hand nach mir ausstreckte. „Das hier ist kein Traum, also komm jetzt bitte runter.“ das war kein Traum? Aber er spielte sich doch genau ab wie sonst auch.
Nachdenklich wandte ich meinen Blick von Santos ab und sah raus in die Dunkelheit. Nachdem mich Ben davor bewahrt hatte vor einen Lastwagen zu springen und mir Santos sagte, dass wir reden mussten, hatte er mir auf die Füsse geholfen. Ich wusste, dass wir reden mussten, aber ein Teil in mir war der festen Überzeugung, dass sie mich umbringen wollten und so rannte ich davon.
Dieses Mal folgten sie mir aber nicht, sondern liessen mich in Ruhe. Ich war mehr als froh darüber und wäre eigentlich nach Hause gegangen, bis ich verstand, wieso sie mir nicht folgten. Sie hatten mich auf der Klippe nur gefunden, weil sie meine neue Nummer herausgefunden hatten und wussten somit, wohin ich ging. Kaum kam mir dieser Gedanke, schaltete ich mein Handy aus, ging aber erst nach einer Stunde nach Hause.
Zu meinem Glück kamen sie nicht auf die Idee zu mir zu kommen, aber trotzdem fühlte ich mich auf einen Schlag nicht mehr sicher, so dass ich mich umzog und das Haus wieder verliess. Stunden lungerte ich in der Stadt herum, bis ich mich in einer Bar wiederfand und anfing zu trinken.
Santos hatte völlig recht. Das hier war kein Traum, sondern die Realität. Ich schnappte mir in der Bar eine Wodkaflasche und machte mich auf dem Weg zum Pier, während ich mehr als die Hälfte der Flasche trank. Mein Unterbewusstsein hatte mich hierher gelockt, weil ich meinem Leben schon lange ein Ende setzen wollte.
„Morgan, bitte! Komm jetzt runter.“ stumm schüttelte ich meinen Kopf, während mir die Tränen in die Augen stiegen. „Du hasst mich für das, was ich dir angetan habe. Ich habe den Tod verdient.“ „Nein, ich könnte dich niemals hassen. Ich bin deswegen wütend auf dich, aber ich hasse dich nicht. Bitte, komm jetzt.“ flehend und verzweifelt zugleich sah er mich an und kam mir einen Schritt näher.
„Aber ich hasse mich. Ich habe mit dir gespielt und dich verletzt, aber.“ „Ich weiss. Wir werden darüber reden, aber nicht hier.“ mein Blick wandere zu seiner Hand, die er immer noch ausgestreckt hatte. „Ich werde dir nichts antun. Du weisst, dass du mir vertrauen kannst.“ er war der einzige Mensch, dem ich wirklich vertraute und wohl immer vertrauen würde.
DU LIEST GERADE
Morgan - Rache und Liebe
RomanceTeil 6 der Everett-Reihe Morgan hatte eine einfache Aufgabe: Sie sollte sich an Santos ran machen und Informationen über die G.A. sammeln. Nachdem die G.A. ihre Familie vor fünf Jahren zerstört hat, sinnt sie nach Rache. Fest entschlossen diese auc...