Kapitel 21

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Stumm sass ich auf der Rückbank des Streifenwagens und sah aus dem Fenster, während mich die Polizisten zur Villa fuhren. Stunden hatte ich im Krankenhaus verbracht und alle möglichen Untersuchungen über mich ergehen lassen, die für mich die grösste Qual meines Lebens waren.

Ich hatte an meinem gesamten Körper Blutergüsse, zwei meiner Rippen waren angebrochen und mein Handgelenk, welches in einem Verband steckte, gequetscht. Unter meinem Auge hatte ich eine Platzwunde, die die Ärztin genäht hatte, meine Lippe war aufgeplatzt und ich hatte eine Gehirnerschütterung, von der ich dachte sie nie wieder loszuwerden, weil mein Kopf so sehr dröhnte.

Das alles war aber nichts im Vergleich zu dem, was sie mir sonst noch angetan hatten. Nur schon auf diesem Stuhl zu sitzen und die Untersuchung über mich ergehen zu lassen, war eine Demütigung, obwohl ich wusste, dass man mir nur helfen wollte. Die Frau untersuchte alles genau, nahm Abstriche und schoss auch Bilder davon, aber was wollte sie schon damit? Ich wusste nicht, wie die Männer aussahen, also würde die Polizei sie auch nicht finden.

Wenigstens hatte die Ärztin keine Spermaspuren gefunden, was hiess, dass die Männer ein Kondom gebraucht hatten. Trotzdem gab sie mir die Pille danach, nur zur Sicherheit. Der Fakt, dass sie 'Verhütet' hatten, zeigte nur, dass sie schon mehr als einmal straffällig geworden waren. Wenn man also ihre Spuren bei mir gefunden hätte, dann wüsste man gleich, wer sie waren und würde sie verhaften.

„Miss?“ einen Moment sah ich den Polizisten an, der mir die Hintertür aufhielt, ehe ich mich zur Seite drehte und mit der Hand auf meine Rippen haltend aus dem Wagen stieg. Sofort schloss ich meine Augen, als sich alles um mich herum drehte, ehe ich sie wieder öffnete und den Polizisten die Auffahrt nach oben folgte.

Es war früher Abend und mir war mehr als klar, dass alle hier waren, denn die ganze Auffahrt stand voll mit Autos. Ich war aber noch nicht bereit mich dieser Familie zu stellen und ihnen zu erklären, wieso ich so aussah und was mit mir passiert war. Ich hatte es den Polizisten im Krankenhaus gesagt und sie versicherten mir, dass sie das Reden für mich übernehmen würden.

Es ging einen Moment, bis uns die Tür von Nathalie geöffnet wurde. „Da bist du ja endlich. Hast du eine ahn-“ mitten im Satz unterbrach sie sich, als sie mich nicht nur genauer ansah, sondern auch die Polizisten links und rechts von mir bemerkte. „Santos!“ rief sie in der nächsten Sekunde und trat zur Seite, damit wir reinkommen konnten. „Ist Morgan endlich hier?“ hörte ich den Mann, der mein Herz immer wieder höher schlagen liess.

Als er aus dem Wohnzimmer kam, blieb er irritiert stehen, als er die Männer in blau sah. Verwirrt runzelte er seine Stirn, bis sein Blick auf mich fiel und er seine Augen aufriss. Er wollte zu mir kommen, aber einer der Polizisten stellte sich gleich schützend vor mich und hielt ihn zurück. „Nicht.“ „Was? Das ist meine Freundin!“ rief Santos gleich wütend. „Sir, bitte! Wir sollten uns erst einmal setzen.“ einige Sekunden sah Santos an ihm vorbei zu mir, bis er resigniert nickte und zum Wohnzimmer lief.

„Morgan?“ erschrocken zuckte ich zusammen, als Nathalie ihre Hand auf meine Schulter legte. „Nicht!“ kam es wieder von dem Polizisten. Prüfend liess Nathalie ihren Blick über mich wandern, bis sie wohl zu verstehen schien, wieso ich so aussah und so auf ihre Berührung reagiert hatte. „Morgan.“ leidend und geschockt gleichzeitig sah sie mich an, aber ich ging gar nicht erst darauf ein und ging mit den Polizisten zum Wohnzimmer, wo sie alle, wirklich alle, sassen.

Die ganze Zeit, seit ich im Krankenhaus war, stand ich völlig neben mir. Ich nahm alles war, bewegte mich so gut es ging normal, aber ich starrte einfach nur vor mich hin und schwieg. „Morgan.“ Santos sass neben Ben auf der Couch und streckte seine Hand aus, aber ich schüttelte kaum sichtlich den Kopf und wich etwas nach hinten. Ich wusste, dass ich bei ihm sicher war und das mir nichts mehr passieren konnte, aber ich wollte im Moment keinen Körperkontakt haben.

Morgan - Rache und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt