Kapitel 4

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„Wie kommt es eigentlich, dass du immer alleine kommst?“ ich nahm meinen Blick vom Fenster und sah Santos neben mir an. „Wie kommst du darauf, dass ich alleine bin?“ stellte ich ihm eine Gegenfrage. „Ich habe dich dreimal im Club gesehen und jedes Mal warst du alleine da.“ „Du beobachtest mich also.“ kam es schmunzelnd über meine Lippen. Ich wusste doch, dass mein Plan genial war.

„Das würde ich nicht so sehen. Ich bin der Clubbesitzer und muss alles im Blick behalten.“ klar, wenn er sich herausreden wollte. „Der Grund ist eigentlich ziemlich einfach. Ich habe keine Freunde.“ kurz sah mich Santos überrascht an, aber gleich wieder auf die Strasse. „Du hast keine Freunde?“ fragte er ungläubig nach. „Also niemanden mit dem du reden oder etwas unternehmen kannst?“ gleichgültig zuckte ich mit den Schultern und schüttelte den Kopf.

Ich hätte gerne Freunde, aber was wollte man schon mit einem kaputten Menschen wie mir? Ich interessierte mich nun mal nicht für die Probleme anderer und hatte auch keine Lust mich mit ihnen zu unterhalten, wenn sie über langweilige Themen redeten. Ich blieb lieber alleine, als meine Zeit zu verschwenden. Es machte auf eine Art einsam, ja, aber besser so, als anders.

„Wieso?“ seufzend stiess ich die Luft aus. „Ich hatte einmal eine Freundin, aber sie ging mir auf die Nerven. Jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, ging es um Mode und Make up und dann hat sie mir ständig von ihren Problemen erzählt. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und den Kontakt abgebrochen.“ „Dann wart ihr aber nie Freunde.“ irritiert sah ich Santos an. Ich verstand nicht, wie er das meinte.

„Naja, wenn du mir sagst, dass sie ständig über belanglose Themen geredet hat und es nur um sie ging, dann hat ihr nicht viel an dir gelegen. Hat sie einmal gefragt, wie es dir geht?“ einen Moment dachte ich wirklich über seine Frage nach und liess mir einzelne Treffen mit ihr durch den Kopf gehen. „Nein.“ murmelte ich schliesslich. „Das hat sie nie getan.“ „Dann wart ihr keine Freunde.“ schlussfolgerte er und folgte gleich meiner Anweisung in die nächste Strasse abzubiegen.

„Eine Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit und sollte keine Einbahnstrasse sein.“ „Du erstaunst mich.“ schmunzelnd sah er mich an. „Wieso das?“ „Naja, wenn man dich ansieht, kommt man nicht darauf, dass du nicht nur ein aufmerksamer Mensch bist, sondern auch einer, mit dem man Reden kann.“ und das sagte ich nicht nur, weil ich mich bei ihm ein schleimen wollte. Es war lange her, dass ich mit einem Menschen ein einigermassen normales Gespräch geführt hatte und irgendwie mochte ich es, auch wenn es nicht so sein sollte.

„Was hast du dann gedacht, als du mich gesehen hast?“ „Du bist ein Player.“ Santos öffnete seinen Mund um mir wohl zu widersprechen, schloss ihn aber gleich wieder. „Du siehst aus wie ein Mann, der weiss, dass er jede Frau haben kann und das nutzt er auch aus. Wenn ich dich nach deinem Äusseren beurteilen müsste, würde ich sagen, dass du zwar verboten gut aussiehst, aber nichts im Kopf hast.“ „Ich sehe verboten gut aus?“ schmunzelte er und brachte schliesslich den Wagen vor meiner Wohnung zum stehen.

„Und genau darum denken alle, dass du ein oberflächliches Arschloch bist.“ sofort schnappte sein Kopf zu mir. „Vielleicht bin ich ein Arschloch, aber garantiert nicht oberflächlich.“ dieses Mal war es an mir zu schmunzeln. „Hättest du mich auch nach Hause gefahren, wenn ich nicht so aussehen würde?“ automatisch liess er seinen Blick über mich wandern. „Natürlich.“ er konnte alle anderen verarschen, aber mich garantiert nicht.

„Du kannst dich ja melden, wenn du vor hast mir die Wahrheit zu sagen.“ mit einem Seufzen öffnete ich die Wagentür und stieg aus. „Morgan, du-“ weiter hörte ich Santos gar nicht zu, denn ich schloss die Tür lautstark und ging auf meinen Wohnblock zu. Ich würde sagen, dass das gerade ein Filmreifer Abgang war und so wie ich Santos einschätzte, würde er mich spätestens bei der Eingangstür aufhalten.

Morgan - Rache und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt