Kapitel 35

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Völlig in meinen Gedanken vertieft, lief ich durch die Strassen von Orlando. Im Krankenhaus hatte mir der Arzt gesagt, dass mein fast geheiltes Handgelenk wieder gebrochen war. Sie wollten mich operieren, aber weil ich das unter keinen Umständen wollte, betäubten sie meinen gesamten Arm, um den Bruch zu richten und mir einen neuen Gips anzulegen.

Weil mein Arm aber so blau und geschwollen war, musste ich den Gips in zwei Wochen erneuern lassen, damit der Knochen durch den freigewordenen Platz, den er durch das abschwellen bekam, nicht wieder brechen konnte. Am liebsten würde ich sofort zum Club gehen und Samuel dafür umbringen, aber ich tat es nicht. Ich sollte mich von Santos fernhalten und dann war es nicht gut, wenn ich zu ihm ging.

„Morgan!“ erschrocken sah ich zur Seite und zum Wagen, der neben mir herfuhr. „Steig ein.“ stumm schüttelte ich meinen Kopf und lief weiter. „Morgan Street. Wenn du nicht sofort einsteigst, dann komme ich und hole dich!“ seufzend blieb ich ein weiteres Mal stehen und schloss meine Augen. „Was willst du?“ fragte ich Ben, während ich mich zu ihm umdrehte.

„Das wirst du noch sehen. Steig bitte einfach ein.“ was hatte ich schon für eine grosse Wahl? Ausserdem hatte ich nicht die Kraft mich mit Ben auseinanderzusetzen. Wortlos öffnete ich die Beifahrertür und stieg ein, worauf Ben losfuhr, kaum hatte ich mich angeschnallt.

„Wie geht es deinem Arm?“ durchbrach er die Stille nach einigen Minuten. „Ist gebrochen.“ gab ich schulterzuckend von mir. „Hast du keine Schmerzen?“ „Nicht, solange mein Arm noch betäubt ist.“ und ich wusste jetzt schon, dass ich unheimliche Schmerzen haben würde, sobald ich wieder alles spüren würde. Etwas, worauf ich mich überhaupt nicht freute.

Wieder breitete sich die Stille zwischen uns aus, bis Ben das Radio noch leiser stellte und mir so deutlich machte, dass er etwas mit mir zu besprechen hatte. „Danke, dass du uns geholfen hast.“ fing er an und atmete dabei tief durch. „Es war verdammt gefährlich, was du da getan hast, aber ich bin dir wirklich dankbar dafür.“ „Ist schon in Ordnung. Ich wollte einfach nicht, dass euch etwas passiert.“ Ben wusste so gut wie ich, dass ich alles für diese Familie tun würde.

„Wo fährst du überhaupt hin?“ fragte ich Ben, als ich merkte, dass wir nicht in die Richtung des Clubs fuhren. „Ich habe dich nicht einfach so auf der Strasse aufgegabelt.“ „Du hast mein Handy geortet.“ ging mir ein Licht auf. „Bring mich einfach zu meinem Wagen, damit ich von hier verschwinden kann. So braucht ihr euch nicht die Mühe zu machen mich umzubringen.“ „Denkst du wirklich, dass wir dich nach allem umbringen werden?“ verständnislos sah mich Ben an, aber gleich wieder auf die Strasse und bog nach rechts ab.

„Ich hätte es nicht anders verdient.“ murmelte ich und sah dabei runter auf meine Hände. „Ich habe soviel falsch gemacht, dass ich es verstehen würde.“ mit einem Seufzen schloss ich meine Augen, als Ben den Wagen zum Stehen brachte. „Morgan, sieh mich an.“ widerwillig hob ich meinen Kopf um Ben anzusehen. „Ich würde dich am liebsten umbringen, aber du hast uns mehr als einmal bewiesen, dass du uns nichts böses möchtest. Am Anfang, ja, aber als du den Code vom Keller wusstest, hast du es deinem Bruder nicht gesagt. Du hättest uns verraten können, hast es aber nicht getan. Das was du getan hast war wirklich scheisse, aber ich weiss, dass ich dir vertrauen kann. Jetzt steig schon aus.“ verwirrt sah ich Ben an, aber er schmunzelte nur und deutete mit seinem Kopf zur Seite, worauf ich aus dem Fenster sah.

Schlagartig wurde ich nervös und wäre am liebsten von hier verschwunden, aber Bens nächste Worte hinderten mich daran. „Er wollte, dass ich dich hierhin bringe. Steig aus dem Wagen, geh zu ihm und klär alles. Er wird dich nicht verletzen, versprochen.“ unschlüssig über Bens Worte, starrte ich weiter auf die Haustür, die nun geöffnet wurde. Mein sonst schon schneller Herzschlag drohte sich bei Santos' Anblick völlig zu verabschieden.

Morgan - Rache und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt