Kapitel 25

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Als ich gestern Miami verliess, dachte ich, dass ich mit allem klarkommen würde. Ich hatte Myles' Wagen bei der Cold Bar geparkt und den Schlüssel abgegeben, lief den restlichen Weg mit meinem Koffer nach Hause und verbrachte den restlichen Tag damit aufzuräumen und mir einen Film anzusehen. Ich war wirklich der festen Überzeugung, dass ich damit klarkommen würde, dass ich Santos nicht mehr an meiner Seite hatte, aber der nächste Tag überzeugte mich vom Gegenteil.

Kaum wachte ich auf und wurde mir dessen bewusst, was gestern passiert war, brach ich in Tränen aus. Es war mir egal, dass mich Masons Männer erneut vergewaltigt hatten und ich Damian umgebracht hatte. Das alles, genauso wie die Schmerzen in meinem Körper, waren nichts im Gegensatz zu den Schmerzen in meinem Herzen.

Seit langem war ich glücklich und dieses Glück hatte ich nun nicht mehr, weil mein Lügennetz immer grösser wurde, bis ich alles abbrechen musste. Ich bereute es nicht nur, dass ich Santos angelogen hatte, sondern auch, dass er mir meine Familie genommen hatte. Wäre das nicht passiert, dann hätte ich ihn unter normalen Umständen kennenlernen können und dann wäre alles anders gekommen. Dann hätte ich ihn noch bei mir.

Schluchzend richtete ich mich im Bett auf, wischte die Tränen aus meinem Gesicht und griff nach meinem Handy, das ich gleich nach meiner Ankunft gestern wieder eingeschaltet hatte. Ich hatte unzählige verpasste Anrufe und Nachrichten von Mason, die er mir während der Zeit in Miami geschrieben hatte, aber die interessierten mich alle nicht. Die ganze Zeit wartete ich auf ein Zeichen des Mannes, der mir mein Herz gestohlen hatte. Leider vergebens, wie ich feststellen musste.

Myles: Wo bist du?
Elly: Wir machen uns sorgen. Was ist los?
Carlos: Halte dich von meiner Familie fern, sonst wirst du es bereuen.
Grace: KC und ich stehen vor deiner Tür. Mach schon auf!

Als ob ich so dumm war und zu meiner Wohnung fahren würde. Ich wusste genau, dass Myles den anderen gesagt hatte, dass ich mich sozusagen opfern würde und genau aus diesem Grund, weil ich keine Lust hatte irgendeinen von ihnen zu sehen, ging ich in das Haus meines Zwillingsbruders.

Es war alles andere als einfach hier zu sein, denn, auch wenn er mich nicht sonderlich gut behandelt hatte, war er noch lange nicht so wie Mason. Wenn Matthew da war und sah, dass mich Mason schlagen wollte, dann hatte er es verhindert. Aber nicht, weil er gegen diese Gewalt war, sondern weil er eine andere Art der Bestrafung für mich hatte. Er war mein Zwillingsbruder und hätte eine besondere Verbindung zu mir haben sollen, aber diese Verbindung, wie man es sonst in Filmen sah oder in Büchern las, gab es bei uns nicht.

„Morgan Street!“ erschrocken sah ich zur Eingangshalle, als es lautstark an meiner Tür klopfte. „Wenn du nicht aufmachst, dann komm ich rein!“ die Drohung in seiner Stimme liess mich nicht daran zweifeln, dass er es mehr als ernst meinte. Trotzdem zögerte ich noch einen Moment, bevor ich von der Couch aufstand und zur Tür ging.

Kaum hatte ich die Türklinke aber nach unten gedrückt, wurde die Tür aufgestossen, so dass ich nach hinten taumelte. Nur kurz konnte ich Carlos ansehen und landete gleich mit meinem Rücken an der Wand. Wieso war ich auch so dumm und schaltete mein Handy wieder ein? So war es doch ein leichtes für ihn mich zu orten.

„Wo ist er?“ verwirrt runzelte ich die Stirn, wobei ich versuchte mir die Schmerzen in meiner Seite nicht anmerken zu lassen. „Von wem redest du?“ mein Herz schlug so schnell, dass ich schon angst hatte es würde mir gleich aus der Brust springen. Carlos konnte nicht wissen, dass ich zu den Streets gehörte. Auch wenn er mit seiner Vermutung, dass ich ihnen allen nur etwas vormachte, recht hatte, konnte er das einfach nicht wissen.

„Von Santos!“ jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. „Was?“ „Wo verdammt nochmal ist er?!“ wütend drückte er mich fester gegen die Wand. „Woher soll ich das wissen?“ mein Blick schoss zur Seite, als auch noch Ben und Brody das Haus betraten. „Du sagst uns jetzt sofort wo Santos ist!“ kam es wütend über Brodys Lippen. „Solltest du nicht in den Flitterwochen sein?“ keine Ahnung, wieso mir das gerade wichtiger war als die Tatsache, dass Santos verschwunden war. Vielleicht, weil ich mich nicht wieder diesen Schmerzen aussetzen wollte, die in mir hoch kamen, wenn ich an diesen Mann dachte.

Morgan - Rache und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt