Ich versuchte mein Leben so normal weiterzuführen, wie es ging. Nachdem ich Santos beim See zurückgelassen hatte, ging ich wieder nach Jacksonville, aber natürlich nicht ohne Nathalie und Ben zu sagen, dass es Santos einigermassen gut ging. Ich versuchte wirklich mit allem klar zu kommen, aber es war schwerer als gedacht.
Die erste Woche lag ich mehr Tod als Lebendig in meinem Bett und weinte mir die Augen aus, bis mir klar wurde, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich fing wieder an mehr zu Essen und ging raus, auch wenn es nicht gerade schmerzfrei war. Doch auch wenn ich anfing mich abzulenken, kamen alle Gefühle am Abend zurück.
Wenn ich in meinem Bett lag, schaltete ich den Fernseher ein um mich irgendwie abzulenken, bis ich einschlief. Doch mein Schlaf war schon lange nicht mehr so erholsam, wie er eigentlich sein sollte. Wenn ich nicht gerade davon träumte, wie ich Mason umgebracht hatte, erschienen mir immer Santos' Augen, die mich enttäuscht und verletzt ansahen, doch auch denn Hass konnte ich mehr als deutlich sehen. Die grünen Augen, die mich sonst immer liebevoll angesehen hatten, bescherten mir nun jede Nacht Albträume.
Ich hatte gehofft, dass es irgendwann besser werden würde, aber selbst nach drei Wochen war es immer noch genau wie am Anfang. Wenigstens hatte sich mein Bauch und mein Kopf erholt und bereiteten mir keine Schmerzen mehr, so dass ich wieder mit Sport anfangen konnte. Einzig meine gebrochene Hand brauchte noch einige Wochen, bis er komplett geheilt war.
„Verdammt.“ fluchend balancierte ich die Einkaufstüte auf meinem Arm und zog gleichzeitig mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche. „Hallo?“ ging ich ran, ohne auf die Nummer zu achten. „Hallo, Morgan.“ mein ganzer Körper erstarrte, als ich seine Stimme hörte, aber nicht vor Aufregung, sondern vor Wut. Seit ich wieder in Jacksonville war, bombardierte er mich mit täglichen Drohanrufen.
„Was willst du?“ kam es tonlos über meine Lippen. „Das, was ich schon immer wollte: dich!“ „Dann komm her!“ mit meinem Fuss schloss ich die Haustür und ging mit der Tüte auf meinem Arm in die Küche, während ich von ihm ein höhnisches Lachen hörte. „Dich umzubringen wäre zu einfach. Ich möchte Rache dafür, dass du die Streets aufgelöst hast.“ genau das war der Grund, wieso ich wieder nach Jacksonville ging. Wenn Santos in meiner Nähe gewesen wäre, dann wäre er, durch solche Idioten wie Samuel, in Gefahr geraten.
„Ich möchte, dass du leidest.“ „Kannst du nicht einmal etwas anderes, als mir ständig halbherzige Drohung durch mein Telefon zu sagen? Wieso kommst du nicht einfach her, damit wir das ein für allemal erledigen können?“ Samuel war schon immer ein kleines Weichei, das sich hinter einer grossen Klappe versteckte. „Ach, Morgan. Kennst du mich wirklich so schlecht?“ lachte er mich aus.
Tief durchatmend stellte ich die Tüte auf die Anrichte, konzentriert darauf den Inhalt vor lauter Wut nicht auf den Boden zu schmeissen. „Ich habe einen viel besseren Plan. Sieh doch mal auf dein Handy.“ irritiert runzelte ich meine Stirn, stellte Samuel dann aber doch auf Lautsprecher und sah mir die Nachricht an, die ich von ihm bekommen hatte. Kaum sah ich aber das Bild, blieb mein Herz für einen Moment stehen.
„Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, dann bringe ich dich um!“ „Ich werde ihn töten, damit du leidest.“ und schon hatte er aufgelegt. „Verfluchte Scheisse!“ wütend nahm ich ein Glas von der Anrichte und schmiss es an die nächstbeste Wand. In der nächsten Sekunde rannte ich aber schon aus der Küche und in die Eingangshalle, wo ich meine Waffe aus der Kommode nahm und damit aus dem Haus ging.
Niemals würde ich es zulassen, dass Samuel Santos verletzen konnte. Er wollte meinen Tod, weil ich die Streets aufgelöst hatte und dachte sich, dass er mich durch Santos schwächen konnte. Es war genau das, was ich mit meinem Verschwinden verhindern wollte und doch traf genau jetzt meine grösste Angst ein. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Santos meinetwegen etwas passieren würde.
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Morgan - Rache und Liebe
RomantikTeil 6 der Everett-Reihe Morgan hatte eine einfache Aufgabe: Sie sollte sich an Santos ran machen und Informationen über die G.A. sammeln. Nachdem die G.A. ihre Familie vor fünf Jahren zerstört hat, sinnt sie nach Rache. Fest entschlossen diese auc...