Eine Woche verging, bis ich mich wieder im Club blicken liess. Dieses Mal würde es aber ganz anders laufen.
„Wieso muss ich das tun?“ fragte mich Freddy über die Musik hinweg. „Weil Mason sonst verdammt wütend wird und das möchtest du doch nicht, oder?“ sofort schüttelte er seinen Kopf. Wieso war er auch so ein Weichei? „Na dann, mach es einfach.“ zweifelnd sah er mich an, legte in der nächsten Sekunde aber einen emotionslosen Blick auf und legte seine Hände auf meine Hüften.
Nur kurz sah ich an mir runter, ehe ich seine Hände von mir nahm. „Das ist keine gute Idee.“ sagte Freddy, hielt mich aber gleich wieder an meinen Hüften fest und zog mich zu sich. „Lass mich los!“ angewidert schlug ich seine Hände weg und ging an ihm vorbei. Er hielt mich aber gleich an meiner Hand auf und zog mich zu sich zurück. „Ich sagte, du sollst mich loslassen!“ Gott, Freddy und ich hätten wirklich Schauspieler werden sollen. Das lief besser als geplant.
„Zier dich nicht so.“ er kam mir mit seinem Gesicht näher, aber ich wich so gut es ging nach hinten aus und versuchte ihn wieder von mir zu stossen. Normalerweise hätte er schon lange mein Knie zwischen seinen Beinen gehabt, aber angesichts dessen, dass ich nicht wusste, auf welchen Typ Frau Santos stand, fand ich es besser erst die unschuldige zu spielen, bevor ich ihm zeigte, dass ich mich sehr wohl selbst wehren konnte.
„Lass uns verschwinden.“ „Du verschwindest, aber alleine.“ mein Blick glitt zu Santos, der nun neben uns stand und Freddy ohne Probleme von mir stiess. Sofort stellte er sich schützend vor sich und deutete zum Ausgang des Clubs. „Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken!“ von diesem Ton könnte man fast beeindruckt sein, aber nur fast.
Ich schielte an Santos vorbei, nur um festzustellen, dass Freddy von zwei Sicherheitsmänner nach draussen gebracht wurde. Erst, als sie nicht mehr zu sehen waren, drehte sich Santos zu mir um. „Alles okay?“ besorgt liess er seinen Blick über mich wandern. „Ich denke schon, ja. Danke.“ gespielt erleichtert fuhr ich mit den Händen durch meine Haare. „Brauchst du etwas zu Trinken?“ dankend schüttelte ich meinen Kopf.
„Es ist wohl besser, wenn ich nach Hause gehe. Nochmal danke für deine Hilfe.“ ich ging an ihm vorbei, aber er umfasste gleich meinen Ellbogen und brachte mich zum Stehen. „Du solltest noch nicht gehen. Es wäre nicht gut, wenn du ihm nochmal über den Weg läufst.“ aufmerksam war er auf jeden Fall. „Wieso begleitest du mich dann nicht zum Taxi?“ schmunzelnd verdrehte er seine Augen, nickte dann aber doch und folgte mir durch die feiernde Menge.
Draussen angekommen, liess ich meinen Blick automatisch über die Clubgäste wandern, aber Freddy konnte ich nicht sehen. Ich hoffte jetzt schwer, dass die G.A. ihn nicht umbrachte, nur weil er mich angemacht hatte. Das wäre nicht nur ein Problem für die G.A., sondern auch für mich, weil mich Mason garantiert umbringen würde. Immerhin war Freddy doch sein kleiner Laufbursche, ohne den er nicht leben konnte.
„Wie heisst du eigentlich?“ fragte mich Santos, nachdem er sich ebenfalls umgesehen hatte. „Morgan.“ „Ein ungewöhnlicher Name für eine Frau.“ er musste mir nicht sagen, dass ich einen Männernamen trug. Mir diesen Namen zu geben war nur eine weitere Form der Bestrafung meines Vaters, weil ich nicht als Junge auf die Welt kam. „Ich sehe es als geschlechtsneutralen Namen.“ gab ich einen ticken zu harsch von mir, als eigentlich beabsichtigt.
„Tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ „Schon okay. Wie heisst du eigentlich?“ wieder legte sich ein Schmunzeln auf seine Lippen, während er vor dem Taxi zum Stehen kam. „Santos. Es freut mich sehr, Morgan.“ mit diesen Worten öffnete er mir die Hintertür und verbeugte sich dabei noch übertrieben vor mir. „Ebenfalls.“ ich stellte mein Bein nach hinten und ging etwas in meine Knie, wobei ich meine Arme zur Seite ausstreckte.
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Morgan - Rache und Liebe
RomanceTeil 6 der Everett-Reihe Morgan hatte eine einfache Aufgabe: Sie sollte sich an Santos ran machen und Informationen über die G.A. sammeln. Nachdem die G.A. ihre Familie vor fünf Jahren zerstört hat, sinnt sie nach Rache. Fest entschlossen diese auc...