Kapitel 12

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Unschlüssig starrte ich runter auf meine Hände, nicht wissend, wo ich anfangen sollte. „Ich.“ tief durchatmend schloss ich meine Augen. „Es.“ versuchte ich es erneut, aber es gelang mir einfach nicht einen einigermassen normalen Satz zustande zu bringen. Mein Herz raste so schnell, als hätte es gerade einen Marathon hinter sich und meine Hände zitterten, obwohl sie Santos festhielt.

„Wieso warst du im Krankenhaus?“ versuchte mir Santos zu helfen. „Weil...weil man mich dahin gebracht hat. Sie haben.“ wieder atmete ich tief ein und aus. „Sie haben mich wie Abfall aus dem Wagen geworfen.“ so kannte ich mich überhaupt nicht. Es fiel mir noch nie schwer den Menschen offen meine Meinung zu sagen oder allgemein mit ihnen zu reden, aber das hier war doch auch etwas völlig anderes. Ich war gerade dabei Santos etwas aus meiner Vergangenheit zu erzählen, was mir monatelang Albträume beschert hatte. Dann war es doch nur logisch, hatte ich mühe darüber zu reden?

„Wer sind sie?“ „Ehemalige Freunde meines Bruders.“ „Deinem Zwillingsbruder?“ stumm schüttelte ich meinen Kopf. „Haben sie?“ dieses Mal nickte ich, wobei ich krampfhaft versuchte die Tränen zurück zu halten, trotzdem entging mir nicht, wie sich Santos neben mir anspannte. „Zwei Monate und neunzehn Tage.“ kam es leise über meine Lippen. „Solange war ich ihre Hure.“ „Du bist keine Hure.“ widersprach mir Santos gleich.

„Sie haben dich zu etwas gezwungen, was du nicht wolltest. Sie-“ „Ich bin eine Hure.“ unterbrach ich ihn. „Sie haben gerufen und ich bin zu ihnen gegangen.“ „Wolltest du es?“ als ob ich das freiwillig getan hatte. „Nein.“ „Wieso hast du es dann getan?“ wie sollte ich ihm das erklären, ohne dass er ein falsches Bild von mir bekam? Wobei, er wusste ja schon, dass ich mit diesen Männern geschlafen hatte, also schlimmer konnte es nicht werden.

„Mein Bruder hat mich damals zu einem seiner Freunde gebracht. Ich habe mir nichts dabei gedacht, aber als...sein Freund hat mir gesagt, dass er mir etwas zeigen müsste und hat mich mit in sein Zimmer genommen. Erst habe ich überhaupt nichts verstanden, bis er die Tür geschlossen hat und.“ „Es ist okay.“ „Ich habe mich gewehrt, aber er war einfach stärker. Ich.“ „Ganz ruhig.“ Santos stand auf und ging vor mir in die Knie, als mein Atem sich beschleunigte.

„Morgan, sieh mich an.“ schnell atmend sah ich Santos an. „Du musst tief ein- und ausatmen.“ das tat ich doch schon. „Langsam. Mach es mir nach.“ eindringlich sah er mich durch seine grünen Augen an, so dass ich nicht anders konnte und automatisch tat, was er mir vormachte.

Immer wieder atmete ich tief ein und aus, bis ich mich nach einiger Zeit wieder beruhigt hatte. Nur wurde es mir jetzt endgültig zu viel. „Er hat es immer wieder getan.“ kaum sah Santos die Tränen in meinen Augen, zog er mich zu sich auf den Boden und schlang seine Arme um mich. „Er wusste, dass ich es nicht möchte und hat seine Freunde zu uns eingeladen. Immer, wenn ich mich geweigert habe, hat er mich verprügelt und gesagt, dass er mich umbringen wird.“ vor zehn Jahren hatte ich noch keine Ahnung vom Leben und eine panische Angst vor Mason, so dass mir keine andere Wahl blieb als mich wie eine Prostituierte behandeln zu lassen.

„Mein Vater hat es herausgefunden und gestoppt.“ und ich war ihm bis heute noch dankbar dafür. Auch wenn er ein Arschloch war und seine Erziehungsmethoden zu wünschen übrig liessen, hatte er doch einmal in seinem Leben etwas richtig gemacht und Mason gezeigt, wer bei ihnen das sagen hatte. Mein Vater hasste jede erdenkliche Art der Gewalt gegen Frauen und hatte Mason dem entsprechend auch bestraft, in dem er ihm den Arm gebrochen hatte, wie seine Freunde mir.

„Ich habe ihn gehasst, aber war ihm so dankbar dafür. Es...es war dann aber noch nicht vorbei.“ beschützend hielt mich Santos in seinen Armen fest, denn er konnte sich gut vorstellen, was ich ihm als nächstes erzählen würde. „Sie waren zu viert und haben mich fast bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen, bevor sie...“ schluchzend vergrub ich meinen Kopf an Santos' Brust. Ich konnte einfach nicht aussprechen, was sie damals getan hatten.

Morgan - Rache und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt