"FICK DICH!", schrie ich. Dann stürmte ich aus der Wohnung. Die Wohnungstür warf ich mit einem ohrenbetäubenden Knall zu. Ich hoffte wirklich, dass sie aus ihren Angeln fiel.
"Leyla! Warte! Das ist nicht so wie es aussieht!", rief er mir hinterher. Wollte er mich veraschen?
Dann bemerkte ich, dass er mir gefolgt war. Ich nahm meine Beine in die Hand und sah zu, dass ich so schnell wie möglich von hier verschwand. Ich wusste nur eins: Ich musste so schnell wie möglich von hier verschwinden.
Erst an der nächsten Bushaltestelle blieb ich stehen. Ich sprang einfach in den nächsten Bus ohne darauf zu achten, wohin er eigentlich fuhr.
Im Rückspiegel sah ich nur noch, wie er im Schlüpper hinter dem Bus herrannte. Ein schadenfrohes Grinsen huschte mir übers Gesicht. Er hatte es nicht besser verdient. Dann bog der Bus um die nächste Ecke und er verschwand aus meinem Blickfeld. Erleichtert lehnte ich mich in meinem Sitz zurück.
Ich schaute aus dem Fenster und versuchte meine Gedanken zu sortieren, während die Landschaft an meinem Fenster vorbeirauschte. Aber ich konnte einfach nicht begreifen, was da gerade passiert war. Wie konnte er mir das nur antun?Meine Umgebung nahm ich erst wieder wahr, als der Bus seine Endstation erreichte. Den Flughafen.
Mir blieb nichts anderes übrig als auszusteigen. Überfordert blieb ich eine Weile dort stehen, während alle anderen in den Flughafen strömten.
Irgendwann setzten sich meine Beine von ganz alleine in Bewegung. Plötzlich stand ich in der Flughafenhalle. Ich kam mir vor wie in einem Hollywoodfilm. Während alle wie in Zeitlupe an mir vorbeiströmten, stand ich einfach nur bewegungslos auf einem Fleck. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich mich aus meiner Stockstarre und blickte hinauf zur Anzeigetafel. Ich konnte gar nicht sagen, was ich da suchte. Doch plötzlich blieb mein Blick an dem Flug hängen, der nach Vegas ging. Wie in Trance ging ich zum Schalter und kaufte mir ein Ticket für genau diesen Flug.
Ich erwachte erst wieder aus meiner Trance, als ich im Flieger saß.
"Scheiße", murmelte ich.
"Alles okay?", fragte mich die Frau, die neben mir saß.
"Ne, gar nichts ist okay. Es ist alles richtig beschissen", sagte ich.
"Wir sitzen hier noch ein paar Stunden. Du kannst es mir ruhig erzählen", sagte sie.
Warum ich ihr dann tatsächlich mein Leid klagte, verstand ich selber nicht. Ich kannte sie gar nicht und normalerweise war ich auch kein offener Mensch. Schon gar nicht bei Fremden. Aber sie hatte irgendwas an sich, das vertrauenswürdig schien.
"Ich hab meinen Verlobten mit einer anderen Frau in unserem Bett erwischt. Das ist kaum eine Stunde her. Und so blöd wie ich bin, bin ich in den nächsten Flieger gestiegen. Nach Vegas!", jammerte ich.
"Scheiß auf ihn! Du hast was Besseres verdient! Und Vegas ist geil", sagte die Frau.
Ich lachte über sie. Ihre Art war irgendwie erfrischend.
"Ich bin übrigens Leyla", sagte ich.
"Emilia", sagte sie.
"Was machst du in Vegas?", fragte ich sie.
Sie grinste mich an. "Das, was jeder dort macht: Party", sagte sie.
Ich lachte. "Logisch", sagte ich.
"Würde ich dir auch empfehlen. Wenn du schonmal da bist", sagte sie.
Ich lachte. "Das werde ich mir nicht entgehen lassen", sagte ich.
"Du kannst mit mir gehen", sagte Emilia und zwinkerte mir zu.
"Klar", sagte ich.
Dann tauschten wir unsere Handynummern aus, um uns später wieder treffen zu können.Nachdem unser Flieger gelandet war, hatte ich mir ein Hotelzimmer gesucht. Nachdem ich eingecheckt hatte, hatte ich erstmal versucht mir Kleidung zu besorgen. So blöd wie ich war, war ich einfach in den Flieger gesprungen ohne irgendetwas mitgenommen zu haben. Eine Zahnbürste und ein Ladekabel konnte ich zumindest im Hotel bekommen.
Immerhin gelang es mir ein Partyoutfit für heute Abend zu besorgen.Um 21 Uhr holte mich Emilia in der Hotellobby ab.
"Wohin geht's jetzt?", fragte ich sie.
"Casino", sagte sie sofort.
"Warst du schonmal hier?", fragte ich sie.
"Nein. Aber jetzt bin ich 18. Jetzt kann mich keiner mehr davon abhalten", erzählte sie.
"Du bist erst 18?", fragte ich. Ich hätte sie mindestens auf 25 geschätzt.
"Geschockt?", fragte sie grinsend.
"Ein wenig", antwortete ich wahrheitsgemäß.
"Wie alt bist du?", fragte sie mich.
"Älter", antwortete ich.
"Ja, schon klar. Also, wie alt?", fragte sie.
"29", antwortete ich.
"Scheiß auf die Zahlen. Lass uns lieber eine geile Nacht verbringen", sagte sie und reichte mir den ersten Cocktail, wo auch immer sie ihn plötzlich herbekommen hatte.
"Auf das Ende meiner beschissenen Verlobung", sagte ich und hielt mein Glas hoch.
"Auf das Ende eines beschissenen Jahrs", rief Emilia. Dann prosteten wir einander zu.

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What happens in Vegas, stays in Vegas
Любовные романыLeyla reist nach Las Vegas und verbringt dort eine verhängnisvolle Nacht mit der jungen Emilia. Am nächsten Morgen beschließen die beiden getrennte Wege zu gehen und nie wieder ein Wort über die Geschehnisse der letzten Nacht zu verlieren. Was aber...