Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Ich hatte es für eine gute Idee gehalten, mir vor das Gespräch mit Emilia und ihren Eltern eine Pause zu legen. Jetzt aber bereute ich diese Entscheidung. Ungeduldig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.
Konnten wir das durchziehen? Würden wir auffliegen? Wie würden ihre Eltern auf mich reagieren? Was würden sie von mir halten?
Unzählige Gedanken spukten mir durch den Kopf. Ich wollte, dass sie mich mochten. Sie waren Emilias Eltern und deshalb waren sie mir wichtig.Dann endlich spazierte Emilia durch die Tür. Wie immer schlenderte sie lässig zu ihrem Platz. Die Hände hatte sie in die Hosentaschen gesteckt. Es war das gleiche Auftreten, was ich jeden Tag im Unterricht zu Gesicht bekam. Es war eine Show.
Meine Aufmerksamkeit galt aber ihren Eltern. Emilias Mutter war zierlich und klein. Emilia überragte sie beinahe um einen ganzen Kopf. Ihre blonden Haare hatte Emilias Mutter in einen strengend Zopf gebunden. Sie trug einen schicken Hosenanzug. Auf mich wirkte sie wie eine taffe Businessfrau. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, was ihre Eltern beruflich machten.
Emilias Vater hatte deutlich mehr Ähnlichkeit mit ihr. Sie war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte die gleichen braunen Locken und diese verrückten Augen: ein Blaues und ein Grünes.
"Herr und Frau Yılmaz", sagte ich und reichte ihnen die Hand.
"Wagner", sagte Emilias Mutter.
Ich setzte meinen besten überraschten Gesichtsausdruck auf, den ich spielen konnte.
"Emilia ist verheiratet", sagte ihre Mutter.
"Oh, Entschuldigung. Das wusste ich nicht. Ich bin Frau Yılmaz", sagte ich.
"Sie heißen auch Yılmaz?", fragte Emilias Mutter.
"Es ist ein verbreiteter türkischer Name. So wie Müller oder Schmitz", sagte ich.
"Setzen Sie sich doch", sagte ich und deutete auf die zwei Tische, die ich zu einem Vierertisch zusammengeschoben hatte.
Emilias Eltern setzten sich mir gegenüber.
"Emilia, willst du dich nicht zu uns setzen? Es geht immerhin um dich", fragte ich sie. Emilia lungerte noch immer in einer Ecke des Klassenzimmers herum und machte keine Anstalten sich zu uns zu gesellen. Sie kam dann aber nach meiner Aufforderung zu uns herüber.
"Die guten Nachrichten sind, dass du schlau bist und auch eigentlich gute Leistungen bringst", sagte ich.
"Aber?", fragte Emilia.
"Du stehst dir selber im Weg. Dein Verhalten ist inakzeptabel", sagte ich.
"So schlimm ist es jetzt auch nicht", sagte Emilia.
Ich kramte einen Zettel hervor.
"Soll ich mal vorlesen?", fragte ich. Doch eine Antwort wartete ich gar nicht erst ab. "Schwänzen, du beleidigst Lehrer, du machst keine Hausaufgaben, ständiges Nachsitzen, du gehst einfach, du beteiligst dich nicht am Unterricht, du drehst dir Mitten auf dem Schulhof einen Joint."
Dann war es erstmal still. Emilia hatte ihre Augen zu Schlitzen gezogen. Das war ihre Art mit ihrer Wut umzugehen. Ich berührte kurz ihren kleinen Finger, um ihr zu signalisieren, dass ich bloß meinen Job machte.
"Was schlagen Sie vor?", fragte mich ihr Vater.
"Was? Ich?", fragte ich verwirrt.
"Ja. Sie sind doch die Lehrerin. Sie müssen doch eine Idee haben", sagte er.
Mist! Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber er hatte recht. Ich sollte zumindest eine Idee haben, wie ich Emilias Verhalten ändern könnte. Doch das wollte ich nicht. So wie sie war, war sie Emilia und zu versuchen sie zu verändern, würde nicht klappen und würde sie unglücklich machen. Sie stand für das ein, was ihr wichtig war und daran war eigentlich nichts falsch. Nur geriet sie im System Schule damit immer wieder in Schwierigkeiten.
"Haben Sie keine Lösung für das Problem? Seit wann sind Sie überhaupt Lehrerin?", fragte er mich. Seinen Ärger konnte ich nur zu deutlich heraushören.
"Ähm... Ich würde Emilia nicht als Problem bezeichnen. Sie stößt nur eben mit ihren Ansichten nicht immer auf Verständnis, zumindest nicht im Rahmen Schule", sagte ich.
"Wollen Sie damit sagen, dass ich meine Tochter als Problem sehe?", fragte er zornig.
"Nein. So meinte ich das gar nicht", sagte ich schnell.
Dieses Gespräch verlief noch schlechter als ich es mir ausgemalt hatte. Emilias Vater hielt mich für eine inkompetente Lehrerin und ihre Mutter war ein Buch mit Sieben Siegeln. In ihrem Gesicht konnte ich gar nichts ablesen.
"Sondern?", fragte Herr Wagner.
"Emilias Ansichten sind sinnvoll und ausgereift, aber sie lässt sich zu schnell provozieren und dann geht das Gespräch schnell unter die Gürtellinie", sagte ich.
Ich versuchte Emilias Blick zu erhaschen. Doch sie blickte bloß teilnahmslos durch die Gegend.
Inzwischen wünschte ich nur noch, dass dieses Gespräch schnell endet.
"Emilia muss noch lernen sachlich zu bleiben und nicht alles mit ihren Emotionen auszutragen. Sie ist manchmal zu impulsiv", sagte ich.
"Und was schlagen Sie vor?", fragte er mich.
Tja, was schlug ich vor? Keine Ahnung.
"Ähm...", stammelte ich. "Statt des Nachsitzen könnte ich es mit ihr in der Zeit trainieren", sagte ich.
"Sagen Sie das doch gleich", sagte er.
"Das klingt doch nach einem guten Plan. Was meinst du, Emilia?", fragte Frau Wagner.
Emilia nickte bloß. "Besser als nachsitzen", murmelte sie.Ich war heilfroh, als sie kurz darauf gingen. Das nächste Gespräch war zumindest einfacher. Bevor ich das allerdings führte, schrieb ich Emilia noch schnell eine Nachricht.
Es tut mir so Leid.
Ihre Antwort kam prompt.
Mach dir keinen Kopf. Mir geht es gut. Aber ich würde jetzt gerne in deinen Armen liegen.
Ich lächelte. Nichts anderes wünschte ich mir in dem Moment.
Ich auch. Ich ruf dich an, sobald ich hier fertig bin, ok?
Ja
Ich packte mein Handy weg und holte dann die nächste Familie in meinen Klassenraum. Leons Familie. Leon war ein Streber und bereitete absolut keine Probleme. Seiner Laufbahn als Arzt stand nichts im Wege.
Nach drei weiteren Gesprächen packte ich endlich meine Sachen zusammen. Auf dem Weg zu meinem Auto, wählte ich bereits Emilias Nummer.
"Hey", sagte sie. Ich hörte sie durchs Telefon lächeln.
"Es tut mir so Leid. Ich hab nicht damit gerechnet, dass das Gespräch in die Richtung läuft", sagte ich.
"Es ist nicht deine Schuld. Mir geht es gut", sagte sie.
"Sicher?", fragte ich.
"Ja. Ich vermisse dich bloß", sagte Emilia.
"Ich dich auch", sagte ich.
"Willst du noch zu mir kommen?", fragte ich sie.
"Ja", sagte sie sofort.
"Kennst du den Parkplatz hinterm Aldi? Da hol ich dich ab", sagte ich.
"Ich bin in 10 Minuten da", sagte sie.
"Bis gleich", sagte ich.
Ich legte auf und startete den Motor.Emilia stand bereits auf dem Parkplatz, als ich darauf fuhr. Genau wie bei unserem letztem Treffen trug sie eine Mütze und einen riesigen Schal.
"Hi, Schlumpf", sagte ich.
"Hey", sagte sie und grinste.
"Fahr endlich. Ich will dich küssen", sagte sie.
Ich grinste. "Das lass ich mir nicht zweimal sagen", sagte ich und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.
"Sexy", murmelte Emilia.
"Ich schätze dein Vater ist jetzt ein riesen Fan von mir", sagte ich.
Emilia lachte. "Definitiv. Bei ihm hast du ein Stein im Brett", sagte sie.
"Was hast du deinen Eltern gesagt, wo du bist?", fragte ich.
"Nichts. Wenn ich Bock hab, geh ich einfach", sagte sie.
Ich nickte.Wenig später erreichten wir meine Wohnung.
Ich hatte kaum die Tür hinter uns geschlossen, da presste Emilia ihre Lippen bereits auf meine. Als sie ihre Hand unter mein Shirt gleiten ließ, stöhnte ich in ihren Mund. Anscheinend schien ihr das heute nicht genug zu sein. Als sie anfing meine Brust zu massieren, wurde ich noch lauter.
"Emilia!", stöhnte ich.
"Ich will dich!", raunte sie mir zu.
Ich fasste sie an der Hand und zog sie hinter mir her ins Schlafzimmer.
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What happens in Vegas, stays in Vegas
RomanceLeyla reist nach Las Vegas und verbringt dort eine verhängnisvolle Nacht mit der jungen Emilia. Am nächsten Morgen beschließen die beiden getrennte Wege zu gehen und nie wieder ein Wort über die Geschehnisse der letzten Nacht zu verlieren. Was aber...