Die ganze Nacht über konnte ich nicht schlafen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah Emilias traurige Augen vor mir. Das Strahlen in ihren Augen war verschwunden. Stattdessen hatte ich gestern in ausdruckslose Augen schauen müssen. Es schmerzte mich zu wissen, dass ich an ihrem Schmerz Schuld war. Ich wollte sie wieder lachen sehen. Ich wollte, dass sie mich wieder provizierte und mich schelmisch angrinste, wenn wir uns auf dem Flur in der Schule begegneten und sie an etwas Versautes dachte. Ich wollte, dass sie wieder in meiner Wohnung war und so tat als würde sie dort schon seit 10 Jahren wohnen. Ich wollte, dass sie wieder mit mir unter dem Sternenhimmel lag. Ich wollte, dass sie morgens wieder in meinem Bett lag und wir aneinandergekuschelt aufwachten.
Ich griff nach meinem Handy und schickte ihr eine Nachricht.
Emilia, bitte lass uns reden. Es tut mir so Leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich vermisse dich.
Genau wie sonst auch, erhielt ich keine Antwort. Ich sah aber, dass sie die Nachricht gelesen hatte.
An diesem Morgen hatte ich keinen Hunger auf Frühstück. Ich setzte mich an den Küchentisch und trank einen Kaffee. Dann überlegte ich fieberhaft, wie ich Emilia davon überzeugen konnte mit mir zu reden. Ich wollte sie nicht verlieren. Ich wollte sie zurück. Die Gefühle, die sie in mir auslöste, hatte ich noch nie zuvor gefühlt. Ich wusste, dass ich sie brauchte. Sie war die Einzige, die mich ausfüllte.
Am liebsten hätte ich meine Schwetser um Rat gefragt. Sie war die Einzige, die ich kannte, die eine Beziehung auf die Reihe bekam. Aber Louisa wusste nicht, dass Emilia und ich zusammen waren und ich war momentan nicht in der Verfassung ihr das zu erzählen.Seufzend setzte ich mich an den Schreibtisch und versuchte die Matheklausur der Neuntklässler zu korrigieren. Schon bei der dritten Aufgabe scheiterte ich. Das Mädchen in der Sachaufgabe hieß Emilia. Sofort kamen mir die Tränen. Es dauerte nicht lange, bis ich die Heftseite mit meinen Tränen durchweicht hatte. Ich schniefte und versuchte mir dann die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
Plötzlich klingelte mein Handy. Mein Herz begann vor Freude zu hüpfen, als ich sah, dass Emilia mir geantwortet hatte.
Das hab ich gestern gesehen
Sofort sprang mein Herz in Tausend Teile.
So war das nicht. Bitte lass uns reden
Und dann zerschmetterte sie mein Herz endgültig.
Nein! Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben! Lass mich einfach in Ruhe und hör auf mich ständig anzurufen! Ich bin fertig mit dir! Ich vertrau dir nicht mehr und so funktioniert keine Beziehung! Wenn das Jahr um ist will ich die Scheidung!
Entsetzt starrte ich auf mein Handy. Sie hatte uns wirklich aufgegeben? Sie war diejenige gewesen, die anfangs so wehement um uns gekämpft hatte. Und jetzt gab sie einfach auf. Mein Herz brach. Ich wollte nicht die Scheidung. Ich wollte nicht, dass sie aufgab. Ich wollte, dass alles wieder so war wir vorher. Ich verfluchte mich dafür, dass ich so blöd gewesen war und diesen irrsinnigen Fehler begangen hatte. Warum hatte ich das bloß getan? Warum rannte ich immer vor meinen Gefühlen weg? Warum konnte ich nicht einfach sagen, was ich fühlte? Warum konnte ich nicht einfach glücklich sein? Mit Emilia? Ich konnte sie nicht auch noch verlieren. Ich hatte schon genug in meinem Leben verloren. Wieso konnte ich nicht einmal auf der Sonnenseite stehen?
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What happens in Vegas, stays in Vegas
RomanceLeyla reist nach Las Vegas und verbringt dort eine verhängnisvolle Nacht mit der jungen Emilia. Am nächsten Morgen beschließen die beiden getrennte Wege zu gehen und nie wieder ein Wort über die Geschehnisse der letzten Nacht zu verlieren. Was aber...