"Schön, dich mal wieder zu sehen. Wir haben uns so lange nicht gesehen", begrüßte mich Louisa.
"Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt", sagte ich grinsend.
"Mit Emilia?", fragte sie hämisch grinsend.
Ich grinste. "Ja", sagte ich.
"Scheint als hättet ihr eine Menge Spaß", sagte Louisa grinsend.
Ich grinste bloß, erwiderte aber nichts.
"Ich bin so froh, wenn sie ihr Abi hat und ich sie endlich öffentlich daten kann", sagte ich seufzend.
"So ernst ist es dir mit ihr?", fragte mich Louisa überrascht.
"Für ein bisschen Spaß setze ich nicht mein ganzes Leben aufs Spiel", sagte ich.
"Ich bin so froh, dass du sie hast. Sie scheint die Erste zu sein, die dir wirklich gut tut. Anders als deine letzten Männer", sagte Louisa und zwinkerte mir zu.
"Erinnere mich bloß nicht daran", sagte ich.
Louisa begann zu lachen.
"Ich hab Hunger", sagte ich. Wie selbstverständlich ging ich in die Küche und öffnete Louisas Kühlschrank. Bei ihr hatte ich mich schon immer wie zu Hause gefühlt.
"Bedien dich ruhig", neckte mich Louisa. Sie ärgerte mich immer, dass ich mich an ihren Vorräten bediente. Aber ich wusste, dass sie es nicht wirklich störte.
"Interessante Wahl", sagte sie und begutachtete meinen Teller. Darauf waren drei Schokoküsse, eine Banane und ein Brot mit Marmelade und Käse gelandet.
Zugegeben, normalerweise aß ich nicht so viel durcheinander. Aber ich hatte einen Bärenhunger.
"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist schwanger", sagte sie, während ich begann zu essen.
"Was gibt es bei dir Neues?", fragte ich.
Sofort begann Louisa zu grinsen.
"Das muss ja was großartiges sein", sagte ich.
"Mats bekommt ein Geschwisterchen", sagte Louisa und grinste übers ganze Gesicht.
"Und das sagst du mit erst jetzt?", fragte ich.
"Ich weiß es selber erst seit heute Morgen. Kai hab ich es auch noch nicht gesagt", sagte Louisa.
"Ich freu mich so für euch", sagte ich, weil ich wusste, dass Louisa und Kai sich schon länger ein zweites Kind wünschten.
"Ich bin so glücklich", sagte Louisa. Ich gab ihr ein Küsschen auf die Wange.
"Ich wünschte, du wärst es auch", seufzte Louisa.
"Das bin ich. Es ist nur ... nicht so leicht", sagte ich.
"Das sollte es", sagte Louisa.
Ich zuckte mit den Schultern. "Das wird es irgendwann", sagte ich. Davon war überzeugt. Emilia und ich mussten nur noch diese verflixte Zeit bis zu ihrem Abi überstehen. Danach würde alles einfacher werden. Das wusste ich. Danach konnten wir uns endlich öffentlich zeigen.
"Das wünsch ich dir", sagte Louisa.Einige Zeit später machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich war kaum ein paar Meter gegangen, da spürte ich ein heftiges Ziehen im Unterleib. Gefolgt von leichter Übelkeit.
Als ich ein paar Minuten später die Apotheke erblickte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Konnte Louisa womöglich doch recht haben?
Zögernd sah ich mich um. Es schien niemand hier zu sein, der mich beobachten konnte. Also betrat ich vorsichtig die Apotheke.
"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte mich eine höfliche Blondine.
"Ich glaub ... ich brauch einen Schwangerschaftstest", stammelte ich.
Die Blondine nickte und verschwand im Hinterkämmerchen.
"Wollen Sie direkt zwei Stück?", fragte sie, als sie wiedekam.
Ich brachte nicht mehr als ein schwaches Nicken zustande.
Die Blondine packte beide Schwangersschaftstests in eine Tüte und ich bezahlte ohne ein Wort zu verlieren. Die Tüte versteckte ich sofort in meiner Handtasche. Ich wollte nicht, dass mich irgendwer mit einer Tüte aus der Apotheke sah und irgendwelche Gerüchte entstanden.Zurück zu Hause setzte ich mich mit der Tüte von der Apotheke an den Küchentisch. Ich konnte die Schwangerschaftstests einfach nicht aus der Tüte holen. Es wäre ein absoluter Albtraum, wenn es wirklich wahr wäre. Was sollte ich dann bloß machen? Was sollte ich Emilia dann bloß sagen? Ich konnte sie nicht verlieren.
Irgendwann sah ich aber ein, dass ich diesen verfluchten Schwangerschaftstest machen musste. Ich musste die Wahrheit herausfinden und konnte mich nicht ewig davor drücken. Also holte ich den Schwangerschaftstest aus der Tüte und verschwand ins Bad. Ich dankte dem Zufall, dass Emilias Mutter heute unbedingt Emilia zum Abendessen zu Hause haben wollte und sie so von all dem nichts mitbekam.Ich saß auf dem Badezimmerboden. Vor mir lag der Schwangerschaftstest. Die Zeit war längst abgelaufen und das Ergebnis war bestimmt schon zu sehen. Aber ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden ihn umzudrehen. Was wäre, wenn ich schwanger wäre? Von einem One-Night-Stand? Das durfte nicht passiert sein! Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Ich wollte das Ergebnis nicht wissen. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich es wissen musste. Ich konnte nicht weglaufen. Ich war noch nie jemand gewesen, der vor der Wahrheit die Augen verschloss. Ich griff nach dem Schwangerschaftstest. Und dann sah ich es ... dieses hässliche rosafarbene Plus. Das Plus, das von einer Sekunde auf die andere mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. Nichts war mehr wie vorher. Das wusste ich in der Sekunde. Trotzdem war ich nicht in der Lage irgendwie auf diese Neuigkeit zu reagieren. Ich wusste nicht, was das bedeuten würde. Ich wusste nicht, was ich denken, fühlen oder tun sollte. Das Einzige, was ich zustande brachte, war meiner Schwester eine Nachricht zu schicken.
Ich brauche dich!!!
Danach verfiel ich wieder in meine Trance. Mein Kopf war wie leer. Ich konnte an nichts denken. An rein gar nichts. Ich war einfach nicht dazu in der Lage.
Als es an der Tür klingelte, erschrak ich zu Tode. Die Nachricht an meine Schwester hatte ich schon wieder vergessen. Verwirrt sah ich sie an, als sie vor mir stand.
"Leyla?", fragte sie leise.
Ich konnte nicht reagieren. Ich konnte mich der Situation nicht stellen. Nicht jetzt. Ich musste das erst verarbeiten. Aber ich wusste nicht, wie. Wie kommt man mit so einer Neuigkeit klar?
"Leyla, du machst mir Angst", hörte ich meine Schwester sagen. Es klang so weit entfernt, als würde sie am anderen Ende einer Telefonleitung sein und mir etwas zuflüstern, was ich nicht entziffern konnte. Dabei stand Louisa direkt neben mir.
"Ich bin schwanger", flüsterte ich. Es war das Einzige, was mir einfiel.
Louisa nahm mich an die Hand und führte mich vorsichtig ins Wohnzimmer, zu meinem Sofa.
"Bist du dir sicher?", fragte Louisa leise.
Ich nickte. "Ziemlich", flüsterte ich.
"Was hast du jetzt vor?", fragte Louisa.
"Ich kann das nicht", sagte ich. Die Erkenntnis traf mich genau in diesem Moment. "Ich bin verheiratet. Ich kann Emilia das nicht antun", sagte ich.
"Aber deinem ungeborenem Kind?", fragte Louisa.
"Wir wissen beide, dass ich als Mutter ungeeigent bin. Ich kann das nicht. Ich hatte ein beschissenes Vorbild", sagte ich.
"Übertreibst du nicht etwas? Sie haben ihr Bestes getan", sagte Louisa.
"Ihr Bestes? Sie haben den leichtesten Weg genommen. Sie haben nicht gekämpft oder versucht, für uns da zu sein. Stattdessen sind sie einfach gegen diesen verfickten Baum gefahren", sagte ich aufgebracht.
"Es war ein Unfall", sagte Louisa.
"Nein! Es war Selbstmord!", rief ich. Ich hatte so die Nase voll davon, dass Louisa sich immer noch weigerte die Wahrheit anzuerkennen.
"Hör auf zu lügen!", schrie Louisa. Dann rannte sie einfach aus der Wohnung.
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What happens in Vegas, stays in Vegas
RomanceLeyla reist nach Las Vegas und verbringt dort eine verhängnisvolle Nacht mit der jungen Emilia. Am nächsten Morgen beschließen die beiden getrennte Wege zu gehen und nie wieder ein Wort über die Geschehnisse der letzten Nacht zu verlieren. Was aber...