18. - Mein Held

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"Wir begeben uns nun in den Landeanflug. Bitte setzen Sie sich und schnallen sich an. Der Captain und seine Flugbegleiter wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Irland.", ertönte die Stimme einer Stewardess durch die Lautsprecher und Aidan schreckte hoch. Sein Kopf war ausnahmsweise mal an meine Schulter gesunken und er war während des kurzen Fluges eingeschlafen. "Landen wir?", fragte er erstaunt und sah sich verschlafen um.
"Ja. Wir landen.", antwortete ich lachend und half ihm den Gurt zu schließen. "Gut geschlafen?" Ich strich mein T-shirt wieder gerade, da es durch Aidans Schlafposition ein wenig verknittert wurde.
"Geht so.", murmelte er und griff erneut nach meiner Hand, als das Flugzeug in den Landeanflug überging. So langsam kam in mir der Verdacht auf, dass vielleicht er Angst vor dem Fliegen hatte. Ich sah aus dem kleinen Fenster heraus und konnte in der Ferne bereits die Landebahn erkennen. Ehe ich mich versah, befanden wir uns wieder auf dem Boden. Hand in Hand stiegen wir aus und begaben uns in die Gepäckhalle.

"Und, wie fühlt sich das an, wieder irischen Boden unter den Füßen zu haben?", fragte Aidan und lächelte zu mir hinunter.
"Großartig.", antwortete ich und atmete tief durch. "Wo übernachten wir eigentlich?"
Aidan griff nach unseren Koffern und ging in Richtung Ausgang.
"Meine Tante hat ein kleines Ferienhaus an der Küste. Da können wir bleiben."
"Das hört sich schön an." Meine Gedanken schweiften in meine Kindheit und an die vielen glücklichen unbeschwerten Tage, die ich mit meinem Vater an der Küste verbracht hatte. Das würde ich nun alles wieder sehen. Nur ohne ihn.
"Ist was? Scar?", fragte Aidan und erst jetzt bemerkte ich, dass ich stehen geblieben war.
"Komm, wir halten noch alle auf.", lachte er und zog mich aus dem engen Flur raus auf den Parkplatz. Dort stiegen wir in ein Taxi und ich lehnte mich an ihn, als wir über die weiten Landstraßen fuhren. Überall wo ich hinsah grüne Wiesen, Lavender, ab und zu ein paar kleine bunte Häuser. Zuhause.

"So. Da wären wir.", sagte der Taxifahrer nach einer halben Stunde. "Es hat sich nicht nur schön angehört, es ist auch schön.", stellte ich fest und sah mich auf der Ausfahrt unserer neuen Unterkunft für die nächsten vier Tage um. Das freistehende Haus vor uns war überwuchert mit Efeu und von einem niedrigen, ehemalig weißen Zaun umgeben. Im Garten stand ein alter Baum mit einer großen Schaukel. "Wie im Märchen."
"Warte bis du es von innen siehst.", meinte Aidan und ging mit unserem Gepäck an mir vorbei in Richtung Haustür. Aufgeregt folgte ich ihm und mit einem breitem Grinsen traten wir ein.

Und nun war es wirklich wie im Märchen. Das Haus war recht klein, doch an Behaglichkeit und Wohnlichkeit mangelte es nicht. Die Küche grenzte mit einer Theke an das Wohn-und Esszimmer. Der Raum wurde mit einem großen Kamin beheizt und das Sofa war vollgepackt mit alten Zeitungen. Obwohl alles nicht wirklich zusammenpasste, harmonierte es perfekt. Es fehlte nur noch der alte Landearl mit einer Pfeife im Mund und ich hätte meinen können, ich befände mich im 19. Jahrhundert. Aidan trug die Koffer eine schmale Treppe hoch und ich folgte ihm in das Schlafzimmer, welches nicht weniger gemütlich war. Da erregte die Tür zum Balkon meine Aufmerksamkeit und ich ging hinaus.
"Wow." 
Von hier aus sah ich das Meer. Wie lange war es her, dass ich das letzte Mal Meer gesehen hatte. Der raue Wind strich mir durch mein Gesicht und die Haare und ich atmete tief durch.

Aidan trat hinter mich und legte seine Arme um mich, um vorsichtig meinen Hals küssen zu können.
"Können wir gleich zum Strand?", fragte ich aufgeregt. Er sah mich amüsiert aus seinen braunen Augen an. "Wenn du willst. Wir machen alles, was du möchtest.", antwortete er und drehte sich um, um wieder hineinzugehen und seinen Koffer auszupacken. Ich entschied mich dazu, noch ein wenig das Haus zu erkunden. Neben dem Schlafzimmer befand sich im Obergeschoss ein weiterer Raum.
Unverkennbar war das ein Kinderzimmer. Unter dem Fenster standen zwei Betten und an der Wand hing ein Bild. Das selbe, welches auch in Aidans Wohnzimmer stand. Er und sein Cousin Paul grinsten mit Zahnlücken in die Kamera. Ich strich gedankenverloren über die weiße Bettdecke, in der schon lange keiner mehr geschlafen haben musste. Ich seufzte und drehte mich um, als ich mit meinem Fuß gegen ein Regal stieß. "Autsch." Etwas unbeholfen hüpfte ich auf einem Bein auf der Stelle herum. "Das. Hat. Weh. Getan."
Also begab ich mich in die Küche, wo ich mich an die Theke setzte, meinen Zeh mit einem kalten Waschlappen kühle, da wir keine Kühlakkus hatten und in einer alten Zeitung blätterte.

in my heaven... (Aidan Turner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt