"Scar? Alles in Ordnung?"
Ich lehnte mich über das weiße Keramikwaschbecken und sah den Blutstropfen zu, wie sie auf den weißen Untergrund tropften und dann in den Abfluss flossen. Mein Mund schmeckte nach Blut. Mein Gesicht war voll Blut. Meine Hände ebenfalls und der Pullover sowieso.
"Scar. Lass mich doch rein." Aidan stand vor der abgeschlossen Tür und klopfte zaghaft. Ich schloss die Augen, griff mit einer Hand nach einem Waschlappen und öffnete die Tür.
"Was zum... " Er sah mich erschrocken an. Von meinem blutverschmierten Gesicht hinunter zu meinem nur in Unterwäsche bekleideten Oberkörper.
Ich lief zurück zum Waschbecken und nahm den Lappen von meiner Nase.
"Hast du das Auto schon gesehen?", fragte ich leise und die nächsten Tropfen rannen aus meinen Nasenlöchern. Aidan setzte sich auf den Rand der Badewanne und sah mich an. "Nein." Er lachte leise. "Aber ich glaube, so wie Xenia mir eben die Schlüssel in die Hand gedrückt hat, werde ich nicht so begeistert sein."
"Tut mir leid.", flüsterte ich. Er stand auf und strich mir meine Haare in den Nacken, damit sie nicht in das dreckige Becken hingen. "Brauch es dir nicht.", sagte Aidan.
"Ich mach das gleich alles sauber. Und die Reparatur bezahle ich auch.", meinte ich und drehte den Wasserhahn auf, um das Blut weg zu waschen. "Moment? Reparatur?", fragte er. "Was hast du denn gemacht?" Ich zog meine Nase hoch und blickte ihm fest in die fast schwarzen Augen. "Hydranten gerammt."
"Oh." Er begann zu lachen. "Naja. Jetzt hast du dich wenigstens an meinem Auto verewigt."
Ich sah ihn entsetzt an, bis ich bemerkte das er wirklich nicht sauer oder dergleichen war und fing ebenfalls an, ein wenig zu kichern."Aber wieso hast du denn wieder Nasenbluten?", meinte Aidan etwas besorgt. "Das frage ich mich auch. Die Medikamente sollten das eigentlich verhindern. Aber anscheinend nützen die nicht gegen alles. Außerdem hat der Arzt gesagt, dass in meiner derzeitigen Verfassung" Ich sagte mit Absicht nicht in meinen letzten Tagen, bevor ich den Löffel abgebe,"die Symptome verstärkt auftreten."
Er nickte verständnisvoll.
Es war alles so ekelhaft, abstoßend. Ich ekelte mich vor mir selbst, dieses dürre, blasse Wesen. Ein lebender Geist. Wieso musste es so sein? Wieso konnte es nicht jetzt schon alles vorbei sein? Ohne all das hier, das ganze Blut, die ganzen Schmerzen, das alles was ich den Leuten antat, die ich liebte- allein mit meiner Anwesenheit.Dann klingelte es an der Tür. "Das wird wohl das Essen sein.", sagte Aidan und ging aus dem Badezimmer, um dem Lieferanten die Tür zu öffnen. Ich wusch mir währenddessen das Gesicht und ging in sein Zimmer um mir etwas aus seinem Schrank zum Anziehen auszuleihen und lief bewaffnet mit Glasreiniger, Zewa und Feuchttüchern nochmal zu seinem Jeep um schnell das getrocknete Blut weg zu machen. Als ich ins Wohnzimmer kam saßen Dean, Aidan und Xenia bereits auf dem Boden um eine große weiße Plastiktüte versammelt. "Scar. Da bist du ja!", rief Dean und ich setzte mich neben ihn. "Ich hab dir jetzt einfach paar Frühlingsrollen bestellt. Ich wusste nicht was du gerne isst vom Asiaten."
"Ne ist schon in Ordnung.", grinste ich und nahm mein Abendessen an. "Das Fotopapier hast du aber schnell weggeräumt gehabt.", stellte ich fest und sah mich im Raum um. Es war alles wieder sauber und ordentlich und sah aus wie immer. Wenn nicht noch ein bisschen besser. Mein Blick glitt zu der Kommode, auf der Aidan seine Bilder aufgebaut hatte und ein breites Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich das neuste Bild sah.
Es war ein Foto von Aidan und mir bei ihm im Garten, das sehr wahrscheinlich Dean irgendwann einmal heimlich geschossen haben musste."So, wo wir alle hier sitzen.", begann Dean und schluckte seinen letzten Bissen hinunter. "Ich habe da so eine kleine Idee gehabt. Auch nix wildes und ist mir nur so spontan eben in den Kopf geschossen."
"Ja sag doch jetzt!", meinte Aidan.
"Jaha. Mach ich doch. Also, ich hab gedacht, wir könnten so eine kleine Party schmeißen. Eine Sommerparty."
"Das hört sich toll an.", sagte Xenia und lächelte Dean an.
"Also ich weiß nicht... Und wo willst du die feiern?" Aidan wirkte etwas skeptisch, doch ich stieß ihn leicht mit meinem Ellenbogen an. "Komm. Stell dich nicht immer so an. Das ist aber echt eine super Idee, Dean. Das machen wir auf jeden Fall."
Er lachte leise. "Siehst du Aidan? Die Ladys sind schon auf meiner Seite. Also ich hab mir gedacht wir könnten hier bei dir Zuhause im Garten feiern. Weil es ist ja zur Zeit noch schön warm und du hast ja Platz da draußen. Und damit es nicht zu langweilig wird, machen wir eine Kostümparty draus."
Aidan hatte sichtlich Mühe und Not den Schluck Cola hinunter zu bekommen, als er das hörte. "Bitte was?", fragte er und wischte sich lachend über den Mund. "Eine Kostümparty? Wie alt sind wir? Acht?"
"Also das finde ich allerdings auch ein wenig fragwürdig.", meinte ich.
"Jetzt habt euch doch nicht so.", sagte Xenia. "Das wird bestimmt lustig."
"Ja, denke ich auch. Ist mal was anderes. Aber ihr müsst euch als Filmfiguren verkleiden. Das ist die einzige Bedingung." Aidan verdrehte die Augen. "Na schön, Dean. Aber nur weil du es bist."
Xenia applaudierte leise und grinste. "Das wird toll." Dean zog währenddessen ein kleines, pinkes Notizbuch aus seinem Cardigan und schlug es auf. Zu unserer Überraschung war es bereits vollgeschrieben.
"Ich habe schon einen Plan aufgestellt. Die Party findet morgen statt. Da soll das Wetter nämlich schön werden. So.
Scarlett, du kümmerst dich mit Xenia um die Beleuchtung und die Deko. Und irgendwo müsst ihr ein paar Gartenstühle oder so herzauben. Ich glaube nämlich nicht, dass sich alle Gäste auf deine Hollywoodschaukel quetschen wollen.
Aidan, du und ich besorgen Getränke und Snacks und um sein Kostüm muss sich wohl jeder selbst kümmern."
"Eben spontan entschieden.", wiederholte Aidan Deans Worte.
Dean nickte. "Jap."
"Klar.", meinte Aidan. "Aber kindisch finde ich es immer noch."
"Ach Aidan. Bleibt man nicht immer ein Kind?", fragte sein bester Freund und legte ein Hand auf seine Schulter. Der zog nur eine Augenbraue hoch.
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in my heaven... (Aidan Turner ff)
Romance«Du musst die Sonne und den Regen lieben.» "Das Leben hat grausame Dinge mit uns vor." - Die Worte ihrer Mutter scheinen für die Studentin Scarlett McClary ziemlich unverständlich. Aber wie soll sie so etwas glauben, wenn sie gerade erst die große...