Ich wurde wach, da Aidan seinen Arm so fest um mich schlang, dass ich dachte, er würde mich erwürgen wollen. Erschrocken wand ich mich aus seinem Griff und drehte mich zu ihm um, um sicher zu gehen, dass es auch wirklich keine Würgeschlange war, die sich da um mich gewickelt hatte. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich sein Gesicht sah. Sein Mund war leicht geöffnet und er schnarchte leise. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich sanft seine Gesichtskonturen nach und mein Lächeln wurde breiter.
Doch es verschwand schlagartig, als ich einen Blick auf die Uhr warf, die auf seinem Nachtisch stand.
"Scheiße.", flüsterte ich und sprang auf. Dabei riss ich Aidans Arm mit und er wurde schlagartig wach. Perplex setzte er sich auf und rieb sich die Augen. "Guten Morgen.", meinte er verschlafen. Doch ich hatte keine Zeit für weitere morgendliche Begrüßungen und rannte bereits durch sein Zimmer, um meine Sachen zusammen zu suchen.
"Was ist denn los? Deine Klamotten sind übrigens im Bad.", sagte er und streckte sich bevor er ebenfalls aufstand. Ich blieb stehen und fuhr mir durch die Haare. "Wir haben schon nach 10.", gab ich hektisch zurück, "Ich hätte schon vor einer Stunde in der Uni sein müssen."
Aidan lief auf mich zu und legte einen Finger auf meine Lippen. "Dann bist du heute einfach mal krank.", meinte er ruhig.
"Aidan, das geht nicht so einfach. Ich kann doch nicht einfach blau machen. Mom bringt mich um, wenn sie davon erfährt."
"Wer hat denn gesagt, dass sie es erfahren muss?" Er grinste mich schief an. "Okay. Vielleicht hast du Recht. Jetzt ist es sowieso zu spät, und Lust habe ich auch keine. Wieso also nicht den Tag mit dir verbringen?", stimmte ich zu. Aidan nickte zufrieden. "Geht doch."
"Aber wenn ich die nächste Klausur verhaue, dann bist du das Schuld.", meinte ich und erhob mahnend meinen Zeigefinger.
"Das wird schon nicht passieren. Dafür bist du viel zu klug.", sagte Aidan, "Ich mache uns jetzt mal was zu Essen. Du kannst dich in der Zeit fertig machen, wenn du willst."
"Alles klar. Ich bin dann mal im Bad.", sagte ich und verschwand aus dem Zimmer. Im Badezimmer machte ich mich so gut, wie es mit Männerartikeln eben ging, frisch. Mein MakeUp lag schön zuhause in meinem Schminktisch. Aber ich wusste ja auch gestern noch nicht, dass ich die Nacht außer Haus verbringen würde. Also kämmte ich mir notdürftig mit einem Kamm, den ich versteckt in einer Schublade fand, die Haare und war glücklich, dass ich ein Haargummi um mein Handgelenk trug. Denn ohne sah ich aus wie ein freilebender Löwe auf Paarungssuche. Nachdem ich angezogen war, warf ich einen Blick in den Spiegel."Na toll.", meinte ich zu meinem äußeren Ergebnis, "Hast selten besser ausgesehen."
Nun, um es auf einen Punkt zu bringen. Ich sah fürchterlich aus. Löwe war untertrieben gewesen. "Was soll's." Ich zuckte mit den Schultern und schlich leise in die Küche, aus der bereits der Duft von Brötchen strömte.Aidan stand vor seiner Kaffeemaschine und schien einen kleinen Kampf mit ihr auszufechten. "Was ist denn jetzt das Problem mit dir?", fragte er und schlug mit der Faust gegen den On-Knopf. "Geh schon an oder du landest gleich im Müll!" Und schon wieder bekam sie einen Schlag ab. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. "Du redest mit deiner Kaffeemaschine?"
Er ließ von seiner Kaffeemaschine ab und lächelte mir zu. Da fiel mir wieder ein, wie ich aussah und ich hielt mir die Hand schnell vor's Gesicht. "Oh Gott, seh mich ja nicht an. Ich sehe furchtbar aus!" Doch Aidan nahm nur vorsichtig die Hand aus meinem Gesicht und küsste sie.
"Du hast zwar enorme Ähnlichkeit mit Frankensteins Monster, aber... "
"Hey!" Lachend zog ich meine Hand aus seiner. "Nicht sehr nett."
"Du hast doch angefangen.", antwortete er und zog mich in seine Arme. Sein Gesicht war mir sehr nah und ich zog eine Augenbraue hoch. "Was soll das denn heißen?" Aidans Augen suchten mein Gesicht ab, schienen jedes Detail in sich aufzusaugen und er strich mir eine Strähne hinter die Ohren, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte.
"War ja auch nur ein Spaß.", flüsterte er. "Du bist wunderschön." "Tatsächlich?"
"Tatsächlich.", sagte und küsste mich."Und du redest wirklich mit deiner Kaffeemaschine?", fragte ich erneut.
"Nein. Wie kommst du denn darauf. Ich habe...ehm. Ich habe lediglich... Ja okay. Ich habe mit ihr gesprochen."
Wir mussten lachen.
"Aber es sieht so aus, als müssten wir heute auf Kaffee verzichten." Ich verzog mein Gesicht. "Aaaber ich hab schon im Wohnzimmer gedeckt."
Meine Mine erhellte sich wieder und griff nach dem Korb Brötchen, den er auf die ziemlich leere Küchenablage gestellt hatte.
"Du hast ja echt auf dem Boden gedeckt.", stellte ich grinsend fest.
"Klar. Ich halte meine Versprechen. Und nun lernst du endlich die Vorzüge davon kennen."
"Und die Vorzüge wären?", fragte ich nachdem ich im Schneidersitz vor einem der Teller Platz genommen hatte.
"Also... Man... Man kann... Man sitzt bequem...Und ja, man sitzt bequem.", versuchte Aidan zu argumentieren.
"Man sitzt bequem. Achso achso.", gab ich lachend zurück, "weil man das auf einem Stuhl nicht kann."
Ich lehnte mich ein wenig nach vorne und gab ihm einen Kuss auf die Wange, doch das war ein schrecklich peinlicher Fehler, wie sich nun herausstellen sollte.
Denn die Tür fiel plötzlich ins Schloss und durch den Flur erhallte eine Stimme. "Aidan? Aidan? Bist du daheim?"
Erschrocken durch das Auftauchen der Person, verlor ich das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht auf Aidan und mit meinem Oberkörper auf den Boden, wo jedoch das ganze Essen stand.
"Dean?", rief Aidan und drehte seinen Kopf in Richtung Flur.
"Dean?", fragte ich und ein Verdacht keimte in mir auf. Nein. Das kann nicht. Das....Oh Gott. Bitte nicht!
Langsam rappelte ich mich mit Aidans Hilfe auf und sah an mir runter. Mein ganzes T-shirt war versaut.
"Dean? Wir sind im Wohnzimmer!" Panisch versuchte ich die Flecken zu beseitigen.
"Wir?" Der Fremde hatte seinen Weg zu uns gefunden und mir stockte kurz der Atem. Am liebsten wäre ich nun ganz, ganz tief im Erdboden versunken. Mein Verdacht hatte sich bestätigt.
"Hey, Du hast ja Besuch.", meinte er etwas verwirrt und ließ den Schlüssel spielerisch in einer seiner Jackentaschen verschwinden.
"Wieso sagst du mir nicht, dass du heute schon zurück kommst? Ich hab gedacht, du bleibst noch ein paar Tage bei Richard.", sagte Aidan verärgert.
Oh Gott. Oh Gott., schoss es mir die ganze Zeit durch den Kopf. Denn vor mir stand wirklich, in wahrhaftiger Person Dean O'Gorman. Blonde, lockige Haare, gutmütiges Gesicht, recht klein und doch hatte er eine warme Ausstrahlung.
"Richard ist krank geworden. Erkältung. Die ganzen Armitages liegen flach. Und ich war nicht unbedingt scharf drauf, mir das auch einzufangen. Aber jetzt stell mich doch bitte erstmal deinem Besuch vor, Aids.", meinte Dean und kam einen Schritt auf mich zu. Ich errötete, als ich schnell aufstand, um ihm meine Hand fast schon im Militärstil zu reichen.
"Ich bin Dean."
"Ich weiß. Ich bin, ehm.. Ich bin Scarlett. Genau.", antwortete ich und lachte kurz. Ich fasste mir an den Kopf. Was war nur mit mir los?! Konnte ich mich noch nicht einmal an meinen eigenen Namen erinnern?!"Und Scarlett?", fragte Dean als er meine Hand losgelassen hatte. "Wie ist Aidan so? Er ist Gäste nicht gewohnt, musst du wissen. Er ist eher ein einsamer Wolf."
"Nein, nein. Er ist sehr... Zuvorkommend." Dean lächelte wissend, doch Aidan stieß ihn leicht mit dem Ellenbogen an und sein Lächeln verschwand.
"Ist jetzt gut, Dean.", ermahnte er seinen Freund. "Es tut mir so leid Scar. Aber ich wusste nicht, dass er heute schon auftaucht." Das letzte sagte er mit zusammengebissenen Zähnen und warf Dean einen vorwurfsvollen und wütenden Blick zu. Der erhob nur schützend die Hände. "Tut mir leid. Gedankenlesen hab ich noch nicht gelernt."
"Naja. Ist ja jetzt auch egal.", gab Aidan zurück, ''Komm Scar. Ich geb dir ein neues Oberteil. Und du, " Er zeigte mit seinem Finger auf Dean und dann auf das leicht zerstörte Frühstück auf dem Boden."Du räumst das weg. Ist schließlich deine Schuld."
Dean nickte nur, als Aidan mit mir das Zimmer verließ.In seinem Schlafzimmer griff er nach meinen Händen und sah zu mir hinunter.
"Ach man, das tut mir leid. Ich wusste wirklich nicht, dass er heute schon kommt. Er hat mir gesagt, er bleibt bis Freitag bei Richard."
"Ist schon in Ordnung.", flüsterte ich,
"Aber Du konnest mir nicht sagen dass dein Freund, der dich zur Zeit besucht, etwa Dean O'Gorman ist? Und dass mit diesem Richard in Leicester Richard Armitage gemeint ist? Und dass der Fotograf von dem Foto auch Dean ist?"
"Wenn ich gewusst hätte, dass du ein so großer Fan von dem Idioten bist...", lachte Aidan.
"Jetzt aber. Er ist ein guter Fotograf. Ich habe ein paar Bilder von ihm gesehen."
"Tut mir noch mehr leid.", entschuldigte er sich.
"Ich habe doch gesagt, es ist in Ordnung. Muss dir nicht leid tun."
Er nickte und lächelte nach einem kurzen Seufzer wieder.
"Geht doch.", raunte ich und strich mit einer Hand über seinen Bart.Aidan gab mir eines seiner Oberteile, welches ich dankend annahm. Er war bereits zu Dean in die Küche gegangen, als ich zu ihnen stieß.
"Heute Morgen hat mich die Frau von der Galerie angerufen.", erzählte Dean und aß die Krümel von einem Teller. "Ich hoffe einfach, dass alles mit der Ausstellung klappt."
Ich klopfte an den Türrahmen. "Darf ich auch reinkommen?"
"Klar, Scarlett."
"Ausstellung? Hört sich ja interessant an. Ist es deine eigene?", wollte ich wissen und lehnte mich neben Dean an den Küchentisch.
"Ja, das ist meine Ausstellung. Und so wie es aussieht, hat das mit der Galerie auch geklappt. War alles ein bisschen kurzfristig.", erzählte er stolz.
"Worum geht es denn? Ist es Fotografie?"
Er nickte. "Ja, ich habe die letzten Monate an einem Projekt in Neuseeland gearbeitet."
"Wow. Das ist bestimmt schön geworden."
"Interessierst du dich denn für Fotografie?"
"Ja, ich studiere hier an einer Uni Kunst.", erzählte ich.
"Cool. Man Aidan, warum sagst du mir denn nicht, dass deine Freundin so cool ist?!"
Mein Herz schlug ein wenig schneller. Es war das erste Mal, dass mich jemand Aidans Freundin nannte. Aber war das denn wirklich? Ich meine, wir hatten selbst noch nicht darüber geredet und wir waren ja jetzt wirklich noch nicht lange zusammen, oder? Ab wann konnte man sich eigentlich festen Freund und Freundin nennen? Tat man das einfach oder gab es da einen Zeitpunkt für?Aidan zuckte mit den Schultern.
"Wann ist die Ausstellung denn?", fragte ich schnell.
"Wenn alles glatt läuft, in zwei Wochen. Und ihr seit herzlich zur Eröffnung eingeladen."
"Danke." Ich schenkte ihm ein herzliches Lächeln.
Aidan warf einen Blick auf die Uhr an seiner Wand. "Hast Du Lust auf ein WorkOut, Scar?", fragte er und sah zu mir runter. Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Workout?"
"Viel Spaß! Ich kann dir sagen Scarlett, es ist besser viel Wasser und einen Defibrillator mitzunehmen. Wenn Aidan einmal trainiert, ist er nicht mehr zu halten. Ich bin das letzte Mal fast gestorben.", erzählte Dean.
Aidan griff nach meiner Hand und hing sich im Flur eine große Sporttasche um, als er mir in meine Jacke geholfen hatte. "Und wir zwei fahren also ins Fitnessstudio?"
"Natürlich nur wenn du willst. Ich brauchte eine Ausrede um hier rauszukommen."
"Nein, nein. Lass uns das machen. Ich war noch nie im Fitnessstudio. Bin mal gespannt, wie es da so aussieht." Aidan lachte. "Dann komm." Draußen regnete es leicht und wir joggten zu seinem Wagen. "Ich fahre dich noch zu dir. Dann kannst du deine Sachen packen."
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in my heaven... (Aidan Turner ff)
Romance«Du musst die Sonne und den Regen lieben.» "Das Leben hat grausame Dinge mit uns vor." - Die Worte ihrer Mutter scheinen für die Studentin Scarlett McClary ziemlich unverständlich. Aber wie soll sie so etwas glauben, wenn sie gerade erst die große...