Das Krankenhaus war die reinste Qual für mich die nächsten zwei Wochen. Ich hatte das Gefühl von Stunde zu Stunde schwächer zu werden, bekam kaum was runter und wenn, dann nur mit viel gutem Zureden der Schwestern und meinem ständigen Besuch. Es verstrich kein Nachmittag, an dem ich nicht alleine war. Entweder war es meine Mutter, die jedes Mal einen frischen Blumenstrauß mitbrachte, sodass mein ganzes Zimmer nach drei Tagen schon einem Floristenladen glich; Jamie kam mehrmals vorbei und Aidan war so gut wie immer da. Auch Dean und Xenia kamen zu Besuch und zu viert machten wir uns auf den Weg in den kleinen Aufenthaltsraum auf meiner Station. Zusammen saßen wir an einem der hässlichen, schweren Holztische und ich starrte in den widerwärtigen Kräutertee vor mir.
"Scar, hast du Dean zu gehört?" Aidan griff nach meiner Hand und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. "Sorry.", sagte ich leise und fasste mir an die Schläfe. Dann widmete ich meine Aufmerksamkeit Dean. "Was hast du gesagt?"
Er lächelte mich an. "Ach nur, dass ich ein neues Fotoprojekt angeboten bekommen habe. Ich könnte damit ganz schön durch starten."
Ich zog meine Augenbrauen hoch und lächelte ihn ebenfalls an. "Das ist wunderbar! Ich freue mich für dich!"
"Und Xenia wird mitkommen. Ich werde das Projekt nämlich in Thailand durchführen."
"Dann freue ich mich für euch beide!"
Und ich freute mich wirklich. Denn ich wusste nun, dass ihr Leben weiter gehen würde, wenn meins enden sollte. Es war nicht für alle hoffnungslos."Obwohl ich ein bisschen Angst habe.", warf Xenia ein, "Ich meine Thailand. Wer weiß, was es da für Krankheiten und Seuchen gibt."
Dean sah sie verwirrt an. "Da gibt es nicht mehr Krankheiten als hier. Und außerdem bist du doch Chemikerin. Wenn wir krank werden sollten, kannst du doch einfach 'n paar Pflanzen und bisschen Zauberwasser zusammen mixen und dann haben wir Medizin."
Xenia und ich mussten lachen, doch Aidan nickte seinem Freund zustimmend zu.
"Mensch Dean, ich kann doch nicht aus ein paar Pflanzen Medikamente herstellen. Es ist echt gut, dass du Künstler bist. Und überhaupt, was soll denn bitte Zauberwasser sein?", fragte Xenia.
"Na Zauberwasser? Kennst du das nicht? Es gibt doch so ein Wasser und wenn man da Papier reinhält, färbt sich das blau oder rot.", erklärte er stolz.
"Du meinst bestimmt Säuren und Basen.", verbesserte Xenia. "Und das Papier nennt man auch Indikator."
Dean, welcher eben noch ziemlich stolz auf seinem Stuhl gesessen hatte, sank ein wenig in sich zusammen.
"Na, das wusste ich aber auch!", prüstete Aidan.
"Wahrscheinlich.", lachte ich.
"Du weißt doch noch nicht mal wer Harry Potter ist!", rief Dean empört.
"Hey, klar weiß ich das! Ich hab sogar alle Bücher gelesen.", gab Aidan zurück.
Ich warf Xenia einen wissenden Blick zu, doch bevor die beiden aufstehen konnten und sich wortwörtlich in die Haare bekamen, schritt die Aufsichtsperson dazwischen."Geht das auch ein bisschen leiser?", fragte sie und deutete auf ein Schild an der Tür. "Manche Leute möchten hier ihre Ruhe haben."
"Tut uns leid.", antwortete Aidan.
"Ich glaube Xenia und ich sollten uns sowieso gleich auf den Heimweg machen. Batman muss noch raus.", sagte Dean und stand auf. Ich nickte, als er mir nochmal aufmunternd auf die Schulter klopfte und dann zusammen mit Xenia das Zimmer verließ."Wollen wir auch gehen?", schlug Aidan vor. "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne allein sein.", meinte ich, als er aufstand und mich in meinem Rollstuhl den langen Flur entlang schob. In meinem Zimmer angekommen, hievte ich mich in mein Bett und und schloss kurz die Augen. Aidan stand neben mir und hielt meine Hand. "Ich geh dann mal.", verabschiedete er sich und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
Es tat weh. Es tat alles weh. Mein Kopf, mein ganzer Körper. Und mein Herz. Ich fühlte mich wie betäubt. Das Schmerzmittel wirkte eher wie ein Schlafmittel und egal wie viel sie mir gaben, das Loch in meiner Brust wurde nicht kleiner. Es war nicht, dass ich mich selbst bedauete. Ich bedauerte die Menschen, die bei mir waren. Die Menschen, die mich liebten. Und die trotz allem immer bei mir blieben. Obwohl ich nicht mehr bei ihnen war. Mental war ich schon längst gegangen, an einen fernen Ort. Meine Gedanken kreisten nicht um das, was mit mir passieren würde, sondern mit allen anderen.
Ich fühlte mich wohl doch noch nicht so bereit zu gehen, wie ich es geglaubt hatte. Und doch stand ich ganz nah an der Klippe, mit dem Tod hinter mir. Ich konnte seinen Atem schon förmlich auf meiner kalten Haut spüren. Er musste nur seine Hand ausstrecken und ich würde fallen. Keiner würde mich dann mehr fangen können. Ich müsste lernen zu fliegen.
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in my heaven... (Aidan Turner ff)
Storie d'amore«Du musst die Sonne und den Regen lieben.» "Das Leben hat grausame Dinge mit uns vor." - Die Worte ihrer Mutter scheinen für die Studentin Scarlett McClary ziemlich unverständlich. Aber wie soll sie so etwas glauben, wenn sie gerade erst die große...