41.- Sonne und Regen

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Am Nachmittag hatte ich entschieden, das Kleid am besten heute noch zu kaufen. Es blieb einem nie viel länger Zeit als ein paar Tage zwischen Tod und Beerdigung. Und die Zeit drängte. Tod. Das Wort schnitt so scharf wie eine Messerklinge. Ich wollte es aus der Welt verbannen, aus meinem Kopf.

Die Stadt war um ein paar Grade kälter geworden und ich zog mir den Kragen meiner blauen Jacke hoch, als ich mich durch das Menschengetümmel wandte. Überall entdeckte ich glückliche Paare. Erst küssten sich hier zwei, und dann waren da wieder welche, die sich liebevoll in den Arm nahmen. Es war natürlich Quatsch, hier waren nicht überall nur ein Pärchen, aber mir kam es so vor. Als sei ich die einzige einsame Seele, die ein Kleid für seine verstorbene Freundin käuft.

Seufzend betrat ich ein französisches Modegeschäft und eine kleine Glocke ertönte, als die Glastür zur Seite schwang.
"Oh, Guten Tag!", meinte eine Dame, ebenfalls mit französischem Akzent. "Was kann ich für Sie tun?"
"Ich brauche ein Kleid.", antwortete ich. Sie runzelte kurz die Stirn. "Für meine Freundin.", fügte ich hinzu und sie begann zu lächeln. "Für welchen Anlass, wenn ich fragen darf?"
"Ist für ihre Beerdigung."
Ihr Lächeln verschwand schlagartig. "Das tut mir leid, junger Herr. Mein Beileid." Ich wank ab.
"Haben Sie denn schon konkrete Vorstellungen?", fragte sie, um die unheimlichen Stille zu umgehen, die uns umhüllte. "Ich habe vor ein paar Wochen eines hier im Schaufenster gesehen.", begann ich zu erzählen. "Es war glaube ich grau mit Blumen."
Die Verkäuferin nickte. "Ah ja. Ich weiß, was Sie meinen. Kommen Sie mit, eines haben wir noch im Lager vorrätig."

Ich hatte immer gehofft, es würde sich besser anfühlen, ein Kleid für sie zu kaufen. Doch hätte ich auch niemals gedacht, dass ich das Kleid für diesen Zweck kaufen würde.
Es war nichts mehr so, wie es einmal sein sollte und ich war kurz davor den Verstand zu verlieren. Wie viel sich innerhalb einer Sekunde ändern konnte. Wieso machte plötzlich nichts mehr Sinn? Es war alles fremd für mich, als wäre ich noch nie auf dieser Erde gewesen und hätte mein ganzes Leben in einer Traumwelt verbracht.
Ich konnte einfach nicht glauben, dass wir uns je Wiedersehen würden. Der Schmerz saß viel zu tief, als dass ich an einen Himmel nach dem Tod glauben konnte. Wie denn auch? Mit ihr zusammen zu sein; das war der Himmel gewesen. Und es würde nie wieder das selbe sein. Der Himmel hatte sich aufgelöst. Ich saß allein und verloren in der kalten, schmerzhaften und unausweichlichen Realität.

Resigniert starrte ich auf die kleine Papiertüte, die ich in meiner Hand hielt, nachdem ich das Geschäft verlassen hatte. Ich überlegte kurz und kam dann zu dem Entschluss, es Caroline zu bringen.
So stand ich etwas später mit dem Kleid vor ihrer Haustür und klingelte zaghaft. Eine Minute später öffnete sich diese einen Spalt und ein zierlicher Rotschopf lächelte mir leicht entgegen. "Oh Hallo nochmal, Aidan.", sagte sie.
"Ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte.", dachte ich laut.
"Ist schon okay. Komm rein. Ich habe gerade Tee gemacht.", meinte sie und ich folgte ihr in ihre Wohnung.
"Ist ein bisschen unordentlich. Aber ich weiß zur Zeit wirklich nicht wo mir der Kopf steht.", murmelte Caroline und goss mir eine heiße Tasse Tee ein. Ich nippte vorsichtig daran und nickte verständnisvoll. "Ich weiß es erhlich gesagt auch nicht. Ich fühle mich so... leer."
"Das geht vorbei. Das geht schon wieder vorbei. Aber jetzt zeig mal, was du Schönes besorgt hast. Ich habe schon mit einem Floristen gesprochen, der uns die Kirche richten wird."
Erneut zersprang mein Herz in tausend kleine Teile und meine Finger brannten, als ich den seidenen Stoff des Kleides berührte und es aus der Tüte zog, um es Caroline zu zeigen. Sie schlug sich die Hand vor den Mund. "Aidan... Das ist ja... Wunderschön. Es hätte ihr sehr, sehr gut gefallen."
Ich musste seufzen. "Ich glaube auch. Es hat mich einfach an sie erinnert, als ich es in dem Schaufenster gesehen habe."
"Wir schaffen das schon, Aidan. Zimtplätzchen?" Ich nickte.
Wie gerne hätte ich ihr Glauben geschenkt. Doch in diesen Tagen hätte ich eher dem Weltuntergang geglaubt, als ihren tröstenden Worten.

in my heaven... (Aidan Turner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt