13.- Mein Bett ist zu groß

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Ich folgte Mom die steilen Treppen rauf und stellte ihre Einkaufstüten auf den kleinen Küchentisch.
"Ach Mäuschen, erzähl doch mal ein bisschen."
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Was soll ich denn erzählen?"
"So alt ich bin, erblindet bin ich noch nicht. Du und dieser Aidan, ihr seit jetzt also...zusammen?" In ihrer Stimme schwang die pure Freude, was mir ein wenig Angst bereitete. Sie erwartete einfach so gut wie immer zu viel, auch wenn es mit Aidan anders war.
"Ja Mom, wir sind zusammen. Bist du jetzt zufrieden? Dann lass bitte diese dämlichen Verkupplungsversuche sein."
Ihr Grinsen wurde immer breiter und ich wand mich genervt ab.
"Alles klar.", meinte sie, "Ich bin doch nur soooo glücklich, dass mein Mädchen einen Freund hat!"
"Ist gut jetzt", lachte ich, ''Ich hab' zur Zeit ein ganz anderes Problem."
Ihre Augen weiteten sich. "Das da wäre..."
"Ehm... Es ist so... Dean, der Mann, der eben auch dabei war, der ist Fotograf. Und der hat demnächst seine erste große Ausstellung in einer Galerie und er hat mich zu der Eröffnungsfeier eingeladen."
"Ach, wie schön. Das wird bestimmt toll. Aber wo ist denn das Problem?"
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich hab gar nichts zum Anziehen. Und mit gar nichts, meine ich auch gar nichts. Null."
"Na, das haben wir aber schnell gelöst. Komm, wir gehen jetzt Shoppen. Wann bekomme ich noch einmal die Gelegenheit geboten, meiner Tochter ein Kleid zu kaufen." quiekte sie schnappte und sich ihre Handtasche, welche sie doch eben erst abgelegt hatte.
"Danke Mom. Du bist die beste."
"Das weiß ich doch.", meinte sie und zusammen verließen wir wieder ihre Wohnung.

Wir nahmen einen Bus zum Covent Garden und bevor wir überhaupt angekommen waren, fühlte ich mich von den vielen Menschen bedrängt. Überall rempelte mich jemand an, streifte mich. Und wieder hatte ich einen Rucksack im Gesicht oder ein dicker Mann war mir auf den Fuß getreten.
In solchen Momenten spielte ich mit dem Gedanken, einfach aus London abzuhauen. Nur für ein paar Tage raus zu können.
Doch meine Mutter riss mich aus meinen Tagträumereien.
"Wie läuft's denn so in der Uni? Gibt's was neues?", fragte sie beiläufig, als wir endlich den überfüllten Bus verließen.
"Nein, alles beim alten.", antwortete ich schnell und wollte ein anderes Thema anschneiden. Mom würde komplett durchdrehen, wenn sie erfuhr, dass ich krank war. Mehr oder weniger. Wenn man Schwindel und einen besorgten Freund als Krankheit bezeichnen konnte.

"Sag mal, wo gehen wir denn hin?" Meine Mom war so schnell unterwegs, dass es schwer war mit ihr Schritt zu halten. Wir waren zwar schon oft hier einkaufen gewesen, aber normalerweise ging das immer in die andere Richtung.
"Lass das mal meine Sorge sein. Ich weiß schon wo wir hinmüssen, um was passendes für dich zu finden. Wusstest du, dass sogar Taylor Swift hier einkaufen geht?" Ich schüttelte den Kopf. "Irgendwo muss die ja auch ihre Klamotten her bekommen.", murmelte ich.
"Ach Scar.", seufzte sie und griff nach meiner Hand, als wäre ich immer noch die kleine 8-jährige Scarlett, die mit ihrem Kuscheltier an der Seite ihrer Eltern durch die viel zu große Stadt bummelte.
Mom zog mich durch die vollen Straßen und blieb erst stehen, als sich eine kleine Boutique vor uns auftat. Von außen sah sie sehr schlicht aus und nachdem wir eingetreten waren, bestätigten sich meine Befürchtungen.
Es war der Typ von Laden, in dem man sich entschuldigen musste eines der drei vorhandenen Kleidungsstücke nur angesehen zu haben. Man selbst als Normalsterblicher war für solch eine Kleidung natürlich total unwürdig.

"Caroline! Welch Überraschung dich hier zu sehen!", rief eine Frau mit langen, glatten blonden Haaren und kam in ihren viel zu hohen HighHeels auf uns zugestöckelt.
"Tiffany! Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen?! Ich habe dich am Stammtisch vermisst.", sagte meine Mutter und umarmte die Verkäuferin, welche ihr ein Küsschen links und rechts auf die Wange drückte.
''Ach es war einfach viel los. Mein Brutus ist von mir gegangen und dann hat mich Robert auch noch verlassen."
Meine Mutter machte ein entsetztes Gesicht. "Nein. Das hat er nicht."
"Doch, Darling. Das hat er. Unüberwindbare Differenzen. Dabei hat das mit dem Pendeln in letzter Zeit so gut geklappt. Ich meine, so ein Problem war das jetzt auch nicht. Er verdient ja genug Geld, um die Flüge zu bezahlen. Aber die Höhe war, dass er an unserem Jahrestag Schluss gemacht hat. 'Tiffany', hat er gesagt, 'Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein.' Und dann ist er aufgestanden und wollte gehen. Doch ich bin natürlich hinterher und hab ihn festgehalten. 'Robert', hab ich gesagt, 'Mich serviert man so nicht ab.' Und dann hab ich meinen billigen einkarätigen Verlobungsring abgenommen und ihn quer durch das Restaurant geworfen."
"Ein Abgang mit Würde.", meinte Mom, "Aber es tut mir wirklich leid für dich."
"Ach, das brauch es dir nicht. Und das hübsche Mädchen hier neben dir ist bestimmt deine Tochter. Sie hat deine Augen, Caroline. Ihr seht euch ähnlich."
"Eigentlich komme ich mehr nach meinem Vater.", ging ich dazwischen und rang mir ein Lächeln ab. Diese Tiffany passte perfekt in den Laden. Dieses perfekte Aussehen, dieser perfekte Kleidungsstil und dann noch diese britisch gehobene Art zu sprechen und zu gestikulieren.

in my heaven... (Aidan Turner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt