Darauf die Tage verbrachte ich viel Zeit mit Aidan und Jamie. Wir gingen spazieren, schauten Filme. Der Herbst hielt Einzug und die Blätter färbten sich rot und gold, bis sie tot zu Boden fielen. So auch an dem Nachmittag, an dem ich mit meiner Mutter durch den HydePark spazierte. Sie schob mich in meinem Rollstuhl über den hellen Kiesweg und bewunderte die blattlosen Bäume. "Ich weiß nicht, ob ich das schön finden soll, oder nicht.", meinte sie und legte ihre Hand auf die raue Rinde. "Ich meine, irgendwas hat das ja schon. Aber es ist traurig, dass die ganzen Blätter abfallen. Es verwelkt wohl alles viel zu schnell." Ich nickte langsam. "Schon irgendwie. Aber so ist das halt.", antwortete ich, "Und ich weiß ganz genau, dass wenn wieder Schnee liegt, du die Bäume schön findest." Ich dachte an die vielen glitzernden Lichterketten, die zur Weihnachtszeit in den Kronen der Bäume im HydePark hingen. Wie gerne war ich hier her gekommen, um einfach die kalte Luft zu atmen. Eine Gänsehaut überzog mich, da es auch jetzt schon bereits recht kalt war. Mom legte ihren blauen Schal um meine Schultern und schob mich weiter. "Ich hab ganz schön Hunger.", sagte sie, "Soll ich uns ein paar Waffeln da vorne an dem Stand kaufen?" "Hm, ich würde lieber Zimtplätzchen nehmen.", lächelte ich zu ihr hoch. Ihre grünen Augen funkelten amüsiert. "Dann lass uns nach Hause. Wir können ja zusammen backen."
Also fuhren wir wieder zu mir nach Paddington und standen in meiner kleinen Küche, während meine Mutter die Zutaten zusammen suchte. "Jamie war einkaufen. Sehr gut.", stellte sie bei einem Blick in den Kühlschrank fest. Seit ich wieder aus dem Krankenhaus war, hatte Jasmine so gut wie alles im Haushalt erledigt und war extrem fürsorglich geworden. Ich denke, wenn sie das nicht täte, hätte meine Mom schon längst darauf bestanden, dass ich zu ihr ziehe. Es war mittlerweile ein richtiges Stechen darum geworden, wer mit mir wann Zeit verbrachte.
Es ist schade, dass einem erst zu spät auffällt, wie sehr man geliebt wird.Nachdem die Plätzchen im Ofen waren, setzten wir uns nach draußen auf den Balkon und mit einer Decke auf unseren Beinen schauten wir auf die Straße. "Ich verstehe ja immer noch nicht, warum du damals nach Paddington gezogen bist. Ich hatte viel schönere Wohnungen gefunden.", murmelte Mom.
"Du fandest die anderen Wohnungen vielleicht schöner, aber es war die Entscheidung von Jamie und mir, Mom." Sie seufzte. "Ich weiß. Es ist halt immer komisch, wenn ich bemerke, wie erwachsen du schon bist." Daraufhin musste ich lachen. "Ich bin schon ein bisschen länger erwachsen und nicht erst seit gestern." "Manchmal wünsche ich mir, das gestern wäre noch nicht gewesen.", sagte sie gedankenverloren und stand auf, um die Kekse aus dem Backofen zu holen. Wieso wünschten sich so viele Leute, die Zeit zurück drehen zu können?Die Zimtplätzchen schmeckten mal wieder köstlich - wenigstens eine Sache, die komplett gleich geblieben war. Gegen sieben kam auch Jamie nach Hause und setzte sich zu uns. "Wollen Sie mir mal das Rezept verraten, Caroline?", fragte Jasmine mit vollem Mund. Es liebte einfach jeder die Plätzchen. "Das ist eigentlich ein Geheimnis.", druckste meine Mom herum. "Sie benutzt Zimtstangen anstatt normalen Zimt.", warf ich schnell ein und erntete damit einen entsetzten Blick von meiner Mutter und ein Grinsen von meiner Freundin. "Danke.", sagte sie und nahm sich den nächsten Keks. "Was denn?", fragte ich meine Mutter, "Jedes Geheimnis muss mal gelüftet werden." Zufrieden lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück.
Am nächsten Tag war ich mit Aidan verabredet- was hieß, dass er mich morgens angerufen hatte, um zu fragen, ob ich heute Nachmittag Zeit hätte. Ich hatte überhaupt keine andere Wahl als Ja zu sagen und das wollte ich auch gar nicht.
Aber was sollte ich mit dem Rest vom Tag anfangen?
Ich hatte schon so viele Stunden verbraucht; jede Minute die ich einfach nur rumsaß brannte mir unter den Fingernägeln. Jeder andere Menschen hätte das entspannend oder ausruhen genannt. Für mich war alles Verschwendung. Jasmine war in der Uni, meine Mom arbeiten, Aidan musste vormittags zu einer Audition. Also wählte ich die Nummer von Xenia, die auch sofort abnahm. "Hallo?", fragte sie etwas verschlafen. "Hey, Xenia. Ich wollte fragen, ob du heute vormittag schon was vorhast?"
"Nein, eigentlich nicht. Wollen wir was unternehmen?" Ich nickte, bis ich bemerkte, dass sie das ja gar nicht sehen konnte. "Ja, genau."
"Ist es in Ordnung wenn ich dich in einer Stunde abholen komme? Bin grade aufgewacht. Wir können ja was frühstücken gehen, wenn du möchtest."
"Super Idee. Ich warte dann auf dich.", antwortete ich glücklich. "Ja, bis gleich.",verabschiedete sich Xenia.
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in my heaven... (Aidan Turner ff)
Romansa«Du musst die Sonne und den Regen lieben.» "Das Leben hat grausame Dinge mit uns vor." - Die Worte ihrer Mutter scheinen für die Studentin Scarlett McClary ziemlich unverständlich. Aber wie soll sie so etwas glauben, wenn sie gerade erst die große...