Auch morgens war die Stimmung nicht wirklich besser. Ich wusste, wie sehr meine Mutter nun litt. Wie sehr jeder litt, der mich liebte. Und ich wusste nicht, wie ich den Schmerz lindern konnte. Ich würde nur ein riesiges Loch in ihrer Brust hinterlassen.
Wir saßen zusammen am Frühstückstisch und sie recherchierte im Internet über die Medikamente, die mir verschrieben worden waren. "Und die sollst du wirklich nach dem Essen holen? Also hier auf der Seite steht, man soll sie vorher nehmen." sagte sie.
"Der Arzt hat gesagt danach und dann wird das schon stimmen." "Es tut mir leid Schatz. Ich mach mir halt nur Sorgen, dass du Schmerzen hast. Ich möchte das nicht und als Mutter ist es schließlich meine Aufgabe dich davor zu beschützen.", meinte Mom und legte eine Hand auf meine. Ihre tiefen, grünen Augen durchborhten mich und in mir stiegen schon wieder die Tränen auf. "Ich weiß." Meine Stimme war schwach und leise. "Du bist stark Scar, das weißt du."
"Ich glaube es ist besser, wenn ich gehe. Ich hab noch einiges heute zu erledigen.", seufzte ich und zog meine Hand aus ihrem Griff. Meine Mutter nickte. Sie verstand mich und sie wusste, das ich wirklich noch einiges zu tun hatte. "Schätzchen, ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Kann ich noch irgendetwas für dich tun?"
"Nein, Mom. Ist schon okay. Ich melde dich bei dir." Dann hob ich meine Handtasche auf und ging hinaus in den Flur. Draußen musste ich zuerst tief durch atmen und meine Tränen bändigen. Ich konnte nicht ständig weinen. Ich musste lachen. Es war nur noch diese kurze Zeit in der ich lachen konnte, das musste ich nutzen.Letzte Woche war ich morgens aufgewacht und konnte einfach lachen, ohne Grund. Es war damals so einfach gewesen. Und jetzt erschien es mir wie die schwerste Sache auf der Welt. Ich seufzte und ließ es einfach bleiben. Mein Lachen würde schon wieder zurück kommen. Also schulterte ich meine Tasche und lief zur U-Bahn.
Mein Plan für den heutigen Tag war festgelegt. Ich wollte noch einmal in die Uni fahren, da zur Zeit nicht viele Leute dort unterwegs waren. Es waren schließlich immer noch Semesterferien.
In der U-Bahn setzte ich mich auf einen leeren Platz am Fenster und starrte hinaus auf die grauen, mit Graffiti besprühten Wände. Diese Neonfarben auf dem dunklen, monotonen Untergrund wirkten fehl am Platz und doch gehörten sie dort hin. Die Bahn hielt und ich starrte weiter hinaus. Bis ich etwas entdeckte.
Ein Käfig. Aus Knochen. Und Vögel?! Schnell kramte ich meinen Zeichblock aus meiner Tasche, übersprang meine Zeichnung von Aidan und tatsächlich ein paar Blätter weiter fand ich genau dieses Graffiti wieder. "Wow.", sagte ich leise. Sofort schwelgte ich in Erinnerungen an meine erste Begegnung mit Aidan. Denn da hatte ich es gezeichnet und das Bild bekam mit einem Mal eine völlig neue Bedeutung für mich. Und dann hatte ich eine Idee. Ein breites Grinsen stahl sich auf meine Lippen.An der nächsten Station verließ ich die U-Bahn und ging hinauf auf die überfüllten Straßen von London. In diesem Stadtteil kannte ich mich nicht besonders aus und war auch noch nicht oft hier gewesen. Es war eine der beliebten Partymeilen.
Obwohl ich Studentin war - Partys und Clubs hatten mich noch nie beeindruckt und um ehrlich zu sein wollte ich auch nicht feiern gehen. Diese gezwungene Freude und plötzlich konnte sogar der größte Stinkstiefel freundlich sein und lachen. Nein, das war nichts für mich. Wenn dann sollte man nicht wegen ein paar Drinks der größte Sonnenschein weit und breit werden.
Tagsüber war hier natürlich nicht so viel los wie nachts, aber das war für meine Idee auch nicht nötig. Für das was ich vorhatte, brauchte ich nur ein Tattoostudio.Es dauerte nicht lange bis ich auch eins gefunden hatte. In einer kleinen Seitenstraße lagen sich zwei fast gegenüber. Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich das, welches mir etwas seriöser schien. Die Schaufenster waren mit schwarzen, wilden Mustern bemalt und ein großes Leuchtschild hing über der Tür. Ich ging bis zum Ende des Raumes zu der Theke. Die Wände waren schwarz und dunkelrot gestrichen. Überall hingen Gemälde von Jesus und Maria und ich schluckte. Tätowierer waren auch ein Volk für sich. Hinter der Theke stand niemand und so klingelte ich mit der Kuhglocke die dort stand.
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in my heaven... (Aidan Turner ff)
Roman d'amour«Du musst die Sonne und den Regen lieben.» "Das Leben hat grausame Dinge mit uns vor." - Die Worte ihrer Mutter scheinen für die Studentin Scarlett McClary ziemlich unverständlich. Aber wie soll sie so etwas glauben, wenn sie gerade erst die große...