Kapitel 6

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Juliet Chester
by MusicalGirl200

Ich ließ Florian nicht aus den Augen. Ich wusste einfach bei ihm nicht, wie ich ihn einschätzen konnte. Bei anderen Menschen fiel mir das leichter, sogar bei John hatte es das. Aber bei ihm, ich wusste auch nicht. Da war etwas an ihm, was mich jedesmal dazu brachte ihn herauszufordern. Und ganz ehrlich, wer war so arrogant und sagte, dass er genug Verehrer hatte, egal ob männlich oder weiblich?!

Nach unserem ersten Zusammentreffen und nachdem was er zu mir gesagt hatte, war ich ihm einfach skeptisch gegenüber und natürlich auch wegen dem, was er bei John gemacht hatte. Ja, ich war immer noch wütend auf John und Conner, aber deshalb waren sie mir nicht egal. Ja, ich kannte auch die Geschichte von Florian aber dennoch hatte er John alleine gelassen, statt mit ihm zu reden.

Wer sagte mir, dass er das bei mir nicht auch machte? Was wenn ich mich auf sein Angebot einließ und dann änderte er auf einmal seine Meinung wieder, weil er es einfach konnte mit seinen Fähigkeiten. Oh nein, ich wollte nicht mit mir spielen lassen. Deshalb trat ich noch einen Schritt näher auf ihn zu und sah zu ihm auf, da er größer als ich war.

„Und gerade mit deinen Fähigkeiten soll ich wirklich glauben, dass du mir meinen Wunsch erfüllst? Du kannst mich schließlich auch nach meiner Verwandlung kennenlernen", forderte ich ihn heraus und ich sah etwas in seinen Augen aufblitzen. Fand er es amüsant, dass ich ihn herausforderte?

"Du möchtest etwas von mir, Juliet. Du möchtest, dass ich dich in einen Vampir verwandle, doch um dieses Geschenk zu erhalten, musst du auch etwas tun. Ich hätte es mir auch einfach machen können, ich könnte deine Gedanken lesen und dich mit Manipulation zwingen, aber ich entschied mich für den... humaneren Weg.

Also entweder du nimmst mein Angebot an und wir sehen, ob die Chemie zwischen uns passt, denn dies ist die Voraussetzung. Aber wenn dir das zu riskant ist, dann gehe ich jetzt durch diese Tür und du kannst dir einen anderen Vampir suchen", stellte er mich nun wirklich vor die Wahl.

Ich funkelte Florian an. Ich konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man bestimmte, was ich zu tun hatte. Sollte Florian doch machen, was er wollte. Ich würde auch einen anderen Weg finden. Ich war es satt, dass mir jeder sagte, was ich tun sollte. Sollte er doch meine Gedanken lesen. War mir doch egal.

„Weißt du was, ich bin es leid, dass mir ständig jemand sagt, was ich zu tun habe. Im Endeffekt willst du hier ja auch was von mir, weil du nicht mehr alleine sein willst", setzte ich dagegen und ließ Florian nicht aus den Augen. „Ich werde auch einen anderen Weg finden, also tu, was du willst, Florian." Florians Augen glühten rot auf und ein bestialisches Knurren entkam seiner Kehle. Aber das beeindruckte mich nicht. „Na schön. Allerdings solltest du vorsichtig sein. Beim nächsten Mal, könnte das nämlich nicht so gut ausgehen.

Ich könnte dir im Handumdrehen die Kehle aufreißen und das so schnell, dass du nicht mal in der Lage sein kannst um Hilfe zu schreien. Vergiss nicht, ich bin ein Raubtier. Du spielst mit deinem Leben", gab er mir ernsthaft eine Warnung und verschwand dann in Vampirgeschwindigkeit aus meiner Wohnung.

„So ein arroganter und selbstverliebter Idiot!", brüllte ich noch und raufte meine Haare. Das mit Florian hatte doch keinen Sinn. Niemals würden wir uns verstehen. Jedes Mal, wenn wir miteinander sprachen, eskalierte es in einem Streit und jetzt drohte mir Florian auch noch. Ich konnte es nicht fassen.

Ich musste hier raus und brauchte dringend etwas frische Luft. Also packte ich meine Jacke und zog sie mir über, ehe ich aus dem Studentenwohnheim stürmte. Ich lief einfach nur planlos die Straßen entlang und regte mich innerlich weiter über Florian auf. Doch dann kam mir plötzlich jemand entgegen und ich hielt im Schritt immer. Wirklich jetzt? Jetzt traf ich auch noch auf John und Conner. Na klasse. Konnte der Tag noch schlimmer werden?

Bestimmt lasen die beiden gerade meine Gedanken. Ihrem Blick zu urteilen nach, sah es ganz danach aus und mein großer Bruder wirkte verletzt. Ja, das war ich auch, von beiden. „Es ist schön dich zu sehen, Miss Diva", begrüßte John mich sanft lächelnd, dabei ließ er die Hand meines Bruder los um auf mich zuzugehen.

Miss Diva. Wie sehr ich diesen Kosenamen doch hasste, aber John deshalb nie böse war. Nein, ich fand es eigentlich immer irgendwie liebenswert, weil ich gewusst hatte, dass er es tat, weil er mich mochte. Darum hatte ich ihn auf Johnnyboy getauft. Das wirkte alles gerade so verdammt lange her.

Ich wäre ihm und auch Conner gerne nicht mehr böse. Aber was sollte ich sagen. Die beiden hatten mir verdammt weh getan. Conner kam nun ebenfalls langsam hinter John her. Mir fehlten die beiden. Ich musste an das Gespräch mit Mariella denken und das ich zu ihr gesagt hatte, dass ich es mir nochmal überlegen würde mit ihnen zu sprechen. „Was macht ihr hier?", war schließlich das Einzige, was mir über die Lippen kam.

Zwischen John und mir war es bisher noch nie so angespannt gewesen. Seit wir uns kennengelernt hatten, war unser Verhältnis eigentlich immer locker gewesen, auch wenn ich mit Conner gestritten hatte. Er war einfach mein bester Freund gewesen und ja auch ab und zu mit einem gewiesen Plus.

"Wir haben schon einige Tage kein frisches Blut mehr getrunken. Conner muss sich stärken, da er morgen wieder zur Arbeit geht. Wir wollten es dir sagen, aber du hast auf unsere Nachrichten und Anrufe nicht reagiert. Es tut mir leid, wie du von unserer Beziehung erfahren hast, Juliet. Wirklich. Conner wollte dafür den richtigen Moment abwarten", erklärte John mir ruhig. Sah er gerade kurz auf meinen Hals? Das konnte er vergessen.

„Es tut uns wirklich leid, Juliet. Und du fehlst uns beiden", fügte mein Bruder noch hinzu. Ich wollte ihnen ja gar nicht böse sein, aber auch ihre Reaktion über meinen Wunsch wie sie zu werden, schmerzte mich immer noch. Die beiden waren zusammen mit Galen die wichtigsten Männer in meinem Leben.

Aber es war wirklich mutig von Conner, dass er wieder arbeiten gehen wollte und auch wenn ich es nicht zeigen konnte, freute ich mich für ihn. Ich wusste immerhin wie lange er sich auf den Job gefreut hatte. „Ja, es war mehr als scheiße, dass ihr mir kein Wort gesagt hattet. Vor allem wussten sogar Galen und Mariella vor mir Bescheid.

Ihr hätte viel früher ehrlich zu mir sein können. Ich wäre die Letzte gewesen, die euch Vorwürfe gemacht hätte, oder sonst etwas", erklärte ich den beiden traurig und immer noch verletzt. „Na dann möchte ich euch auch gar nicht länger aufhalten. Viel Glück morgen, Conner. Bis dann", verabschiedete ich mich und wandte mich ans Gehen.

„Juliet, Bitte", bat mich Conner eingehend und ich drehte mich nochmal zu ihm und John um. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Ich muss noch lernen. Habt einen schönen Abend", sagte ich schließlich und setzte mich in Bewegung. Scheißtag traf es nicht einmal ansatzweise.

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt