Kapitel 31

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Juliet Chester
by MusicalGirl200

Ich ließ Florian und John nicht aus den Augen, während sie miteinander sprachen und da gab es wirklich vieles. Mir drückte es ebenso Tränen in die Augen, die beiden so zu sehen. Zum ersten Mal sah ich es richtig außerhalb meines Traumes, diese unglaublich sanfte Seite bei Florian. Man sah ihm an wie sehr er John liebte.

Ich wischte mir meine Tränen weg und lauschte weiter dem Gespräch, wo Florian von ihrer Vergangenheit erzählte. Conner schien dabei wohl immer noch mit Mariella zu telefonieren. Vielleicht hatte sie ja eine Idee, dass John wieder John wurde. Doch dann kam das Vampir Thema zur Sprache und ich hatte Angst, wie John darauf reagierte.

Man sah Florian an, dass er sich Mühe gab die Fassung zu behalten. "Wir, also Conner, Juliet, Rosie und ich, sind anders. Ebenso wie du, Jonathan. Wir sind Vampire. Deshalb haben wir auch besondere Fähigkeiten, altern nicht. Aber wir müssen auch Blut zu uns nehmen, um bei Kräften zu bleiben", erklärte Florian nun und sah kurz zu mir.

Doch Johns Augen wurden riesig. Sein Mund öffnete sich kurz aber er sagte nichts. Stattdessen fuhr er sich durch sein Haar und stand anschließend auf. "Ich bin ein Vampir?", fragte er ungläubig. Er hatte Angst. Dabei liebte er das Leben als Unsterblicher mehr als alles andere.

Ich wollte helfen, auch wenn ich nicht wusste wie. John war mein bester Freund. Irgendetwas musste ich tun, also ging ich auf ihn zu und nahm seine Hand in meine, damit er sich etwas beruhigte. Zumindest wollte ich es versuchen. Auch wenn er nicht wusste wer ich war, wollte ich nicht glauben, dass er nicht spüren konnte, wie tief unsere Freundschaft war.

„Ja, du bist ein Vampir und du liebst es. Du hast mir immer davon erzählt und mich ebenfalls dafür begeistern können. Du wolltest von Florian so lange verwandelt werden, bis er schließlich eingewilligt hat. Ich weiß, dass muss alles für dich beängstigend klingen, aber wir kriegen das hin, weil wir eine Familie sind", erklärte ich John und Tränen glitzerten in meinen Augen.

„Ich hatte noch nie so einen tollen Freund wie dich. Wir sticheln uns gerne, aber am Ende sind wir immer füreinander da. Du nennst mich gerne Miss Diva und dafür nenne ich dich Johnnyboy. Ich habe dich lieb, auch wenn du dich nicht daran erinnerst. Das darfst du nie vergessen", erklärte ich John. Ich wusste nicht wieso, aber das hatte einfach raus müssen. Ich brauchte John so sehr. Wir alle brauchten ihn.

Florian beobachtete uns stumm und voller Mitgefühl. Allerdings kam nicht die erhoffte Reaktion. "Ich weiß nicht wie ich das alles schaffen soll. Ich weiß nicht, ob ich der Selbe sein kann, den ihr gekannt habt. Mir ist das zu viel. Ich weiß nicht wer ich bin, was ich bin", erklärte John verzweifelt und in diesem Moment kam Conner leise in das Zimmer.

Es brach mir das Herz das von John zu hören und ich ließ seine Hand los, ehe ich mich abwandte und meine Tränen weg wischte. „Du solltest dich etwas ausruhen. Du musst erstmal einiges verdauen, komm", meinte Conner erstaunlicherweise vollkommen ruhig. Wie machte er das nur? Wie schaffte er es so die Fassung zu behalten?

Aber das war eben Conner. Er war stark und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er seinen Schmerz zurücksteckte, um alles für John zu tun. Den Mann, den er liebte. John nickte leicht und folgte meinem großen Bruder aus dem Zimmer. Doch Florian ging nicht. Er blieb mit mir zurück.

Florian stieß leise die Luft aus und raufte sich erneut sein kurzes Haar. Er war völlig hilflos und wusste nicht was er tun sollte oder wie er John helfen konnte sich wieder zu erinnern, genau wie Conner und ich. "Es tut mir leid, Juliet. Einfach alles. Wirklich. Ich wünschte ich könnte mehr tun. Kommst du denn klar?", fragte Florian mich dann sanft.

Ich atmete tief durch und drehte mich zu Florian. Ich sah dabei den Schmerz in seinen Augen und auch Angst. Auch wenn es zwischen uns beiden mehr als kompliziert war, wusste ich wie viel John ihm bedeutete. Und wie er gerade mit ihm gesprochen hatte, hatte mein Herz erwärmt. Ich wünschte, ich hätte Florian so kennengelernt.

„Es ist nicht deine Schuld, Florian. Nur diese verdammte Hexe hat Schuld und wenn ich sie in die Finger bekomme, werde ich sie in Stücke reißen. Dafür, dass sie uns John genommen hat. Aber wie geht es dir? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer es für dich sein muss, wo du John praktisch aufgezogen hast und jetzt weiß er nichts mehr. Du kennst ihn von uns allen immerhin am längsten.

Ich fand es wirklich rührend, wie du mit ihm gesprochen hast. Auch wenn John nicht weiß, wer du bist, glaube ich das er gefühlt hat, dass ihr euch nahe standet", meinte ich zu Florian und wir gingen beide automatisch einen Schritt aufeinander zu.

„Ganz egal, was nun aus Jonathan wird, oder wer er wird. Er wird immer mein Sohn bleiben. Meine Familie. Ich denke er braucht von uns allen jetzt Conner am meisten. Aber ich meinte auch die anderen Dinge, Juliet. Ich habe dich enttäuscht. Mehrmals. Und ich habe dir weh getan, doch Menschen, die man liebt, sollte man nicht weh tun. Ich hatte nur so schreckliche Angst. Ich weiß du wirst mir vermutlich niemals verzeihen, aber ich wollte dir nur noch sagen, dass ich für dich da sein werde, wenn du mich lässt", erklärte Florian mir dann ganz offen.

Ich sah ihn auf seine Worte hin, völlig perplex an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Meinte er das ernst? Es klang nicht so, als würde er das nur einfach so sagen. Und hatte er gerade gesagt, dass ich zu den Menschen zählte, die er liebte? Oder war das Einbildung gewesen? Was passierte hier gerade?

So viele Gefühle prasselten auf mich ein und ich wünschte mir im Moment nichts sehnlicheres als mich in Florians Arme zu werfen. Ich war völlig durcheinander. Ich wollte seinen Worten glauben, mehr als alles andere. Ich wollte, dass es wahr war. Wie Magnete gingen wir noch weiter aufeinander zu und ließen uns nicht aus den Augen.

„Oh Florian", hauchte ich einzig und allein und eine Träne verließ meine Augen. Zärtlich legte Florian seine Hand an meine Wange und wischte die Träne weg. So einen Moment konnte man wohl als magisch bezeichnen. Und plötzlich passierte alles wie von selbst. Florian und ich näherten unsere Gesichter und unsere Lippen landeten aufeinander.

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt