Kapitel 4

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Juliet Chester
by MusicalGirl200

Meine Wut und Enttäuschung auf Conner und John war nach wie vor nicht abgeflacht. Sie machten sich ja nicht einmal die Mühe zu verstehen, wie ich zu der Entscheidung gekommen war ein Vampir werden zu wollen. Ja ok, jetzt schrieben sie mir immer wieder, dass wir doch reden sollten.

Aber darauf hatte ich wirklich keine Lust. Conner würde es sowieso nur versuchen es mir auszureden und außerdem hatte er mich wegen seiner Beziehung zu John belogen. Und John hatte sowieso gleich nein gesagt und mich ebenfalls belogen. Aber Conner konnte er verwandeln. Conner würde mit John die Ewigkeit verbringen können.

Mein großer Bruder hatte alle Zeit der Welt um alles mögliche zu tun, er war stark und die Welt lag ihm zu Füßen. Er war unsterblich. Und was war ich? Ich war ein zerbrechlicher Mensch, der irgendwann sterben würde. Mein Bruder würde für immer jung bleiben, während ich Falten bekam. Ich würde ihn verlieren. Ich würde John verlieren.

Wenn ich ein Vampir wäre, könnten wenigstens wir eine Familie bleiben. Ich wäre dann ebenso stark. Niemand könnte mir mehr Leid zufügen. Ich könnte die Welt bereisen, meinen Traum verwirklichen Designerin zu werden. Conner, John und ich müssten uns niemals voneinander verabschieden. Aber das schienen die beiden nicht zu sehen. Oder es war ihnen auch egal.

Die Uni zog nur so an mir vorbei. Eigentlich war ich gerne zu den Vorlesungen gegangen, aber seit der Sache mit Conner und John fehlte mir die Lust und die Motivation. Und als ich nach Unischluss in die Bibliothek wollte, kam mir Mariella, Galen's Freundin entgegen. Sie hatte noch ein Semester vor sich vor ihrem Abschluss. Ich hatte sie eigentlich wirklich gerne.

Sie hatte ja keine Ahnung, was hier gerade alles vor sich ging. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Galen sie eingeweiht hatte. Immerhin war sie wie ich nur ein Mensch. Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln. „Hey Mariella", begrüßte ich sie schließlich. Sie konnte immerhin nichts für meinen Bruder und meinen eigentlich besten Freund. „Hey, Juliet. Hast du vielleicht einen Moment Zeit für mich?", fragte mich Galen's Freundin ein wenig nervös.

Überrascht sah ich Mariella an. Aber es konnte bei ihr ja nicht um die Vampirsache gehen, oder? Sie war schließlich nicht involviert. Also nickte ich. „Äh ja klar, sollen wir in ein Café?", entgegnete ich und fragte mich wieso sie nervös wirkte. Oder wusste sie doch alles? Hatte ihr Conner vielleicht zusammen mit Galen alles erzählt? Wusste also sogar sie vor mir über die Beziehung von John und Conner Bescheid? Das wäre ein erneuter Stich ins Herz.

Dann schlug Mariella mir vor, dass wir zu dem Waldstück konnten, wo am Campusgelände angrenzte, da wir dort unsere Ruhe hätten. Ich war über den Vorschlag verwundert, aber war einverstanden. Wir gingen also ein kleines Stück in den Wald hinein, ehe Mariella sich an mich erneut wandte. "Ich möchte dir etwas über mich verraten, Juliet. Ich weiß was los ist. Also wegen dem Übernatürlichen. Ich bin ein Teil davon", erklärte sie mir und ich sah sie mit großen Augen an. "Ich bin eine Hexe."

Eine Hexe? Ich wusste durch Johns Erzählungen, dass es Hexen gab, aber das Mariella wirklich eine war, haute mich um. „Wirklich?", fragte ich schließlich perplex und sie nickte, wobei sie kurz ihre Magie wirken ließ und ein paar Blätter um uns in die Luft stiegen. Dann fielen sie wieder zu Boden.

Aber dann machte sich ein Knoten in meinem Magen breit. Wie sie sagte, dass sie wusste was los war. Das hieß sie wusste alles, oder? „Wenn du sagt, du weißt was los ist. Galen hat dich geschickt, oder? Und lass mich raten du wusstest ebenfalls vor mir, dass Conner und John etwas miteinander haben. Habe ich recht?", sagte ich zu ihr enttäuscht.

Mariella seufzte leise aus und strich sich ihr Haar nach hinten. "Die Sache ist weitaus komplizierter, Juliet. Aber ich bin hier als deine Freundin. Ich möchte dir nichts aus oder einreden, wirklich nicht. Ich weiß einfach wie es ist, wenn man ein so großes Geheimnis für sich behalten muss.

Man möchte den Menschen, die man liebt die Wahrheit erzählen, aber man weiß einfach nicht wie. Und als Galen die Wahrheit über mich erfahren hat, hatte ich wirklich Angst ihn zu verlieren. Und deine Familie hat nun Angst dich zu verlieren, Juliet", erklärte sie mir die Lage aus ihrer Sicht.

Zum ersten Mal seit ich hinter Johns und Conners Lüge gekommen war, bildeten sich Tränen in meinen Augen. Mir war es egal, dass Mariella eine Hexe war. Das war an sich ja auch cool und sie war ja immer noch sie. Aber die Tatsache, dass sie ganz offensichtlich ebenfalls alles gewusst hatte, tat weh. Jeder wusste es, nur ich nicht.

Und auch wenn sie sagte, dass sie nicht hier war um mir was auszureden, so wusste ich, dass es im Endeffekt doch so war. Galen, John und Conner wollten nicht, dass ich ein Vampir wurde und sie ebenso wenig. Genau wie Florian mir das klar gemacht hatte. Was meine Beweggründe dabei waren, war ihnen ja auch egal. Zu mindestens bei John hatte ich gedacht, er würde fragen. Aber nur ein ich werde dich nicht verwandeln war über seine Lippen gekommen.

„Angst mich zu verlieren. Ach und deswegen haben mein Bruder und mein bester Freund ihre Beziehung vor mir verheimlicht. Jeder um mich herum wusste davon, nur ich Idiotin nicht. Ich hatte bei Conner steht's um meine Freundschaft zu John kämpfen müssen und hinter meinen Rücken hatten sie es wie die Tiere miteinander getrieben.

Tut man so etwas, wenn man seine Familie nicht verlieren möchte? Und jetzt ist Conner ein Vampir und weil ich mir das auch wünsche, bin ich in seinen Augen naiv und weiß nicht, was ich da will. Darf ich nicht meine eigenen Entscheidungen treffen? Bitte sei wenigstens du zu mir ehrlich, Mariella, wenn du meine Freundin bist", entgegnete ich ihr und wandte ihr meinen Rücken zu, um meine Tränen weg zu wischen. Das war doch alles beschissen.

"Aber warst du nicht diejenige, die als erstes davon erfahren hatte was John in Wirklichkeit ist, Juliet? Du hattest es auch nicht Conner gesagt. Ich weiß, dass das etwas völlig anderes ist, aber irgendwie auch nicht. Und als Vampir hat man mit so vielen Dingen zu kämpfen, vor allem als neuer Vampir. Ich will keine Entschuldigung suchen, weil ich bin wirklich kein Fan von Vampiren. Das sind Hexen generell nicht. Eigentlich sollte ich mich so weit wie es geht von ihnen fern halten. Aber für Galen versuche ich die Sache auf eine andere Weise zu sehen.

Und ich denke wenn du möchtest, dass die anderen dich verstehen, dann solltest du auch im Gegenzug versuchen sie zu verstehen. Redet miteinander. In Ruhe. Andere würden so viel geben um so geliebt zu werden von seiner Familie, Juliet. Schmeiß das nicht weg. So etwas ist wirklich kostbar", versuchte die Freundin meines Cousin mir einen Rat zu geben.

Bitter sah ich Mariella an. „Ich hatte Conner damals nichts gesagt, weil ich Angst hatte, dass ich mit John dann gar nichts mehr hätte machen können. Und hätten Conner und John nicht auch mal in Ruhe mit mir wegen ihrer Beziehung sprechen können, wo ich ihnen ja so wichtig bin? Also scheint es ja eher so, als hätten sie es weggeworfen, wie wichtig ich für sie bin", entgegnete ich Mariella und atmete tief durch.

Ich wollte nicht weiter weinen und so verletzbar und schwach wirken. Ich war immer die starke Juliet, die sich von nichts einschüchtern ließ, die steht's ihre Meinung sagte und wusste, was sie wollte. Mit diesem Denken war ich bis jetzt immer gut gefahren. Aber ich musste auch gestehen, dass ich die beiden vermisste. Ich atmete tief durch und ließ es zu, dass Mariella mich umarmte. „Ich lass es mir durch den Kopf gehen", flüsterte ich ihr schließlich zu. Und das wollte ich wirklich tun.

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt