Kapitel 12

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Juliet Chester
by MusicalGirl200

Eigentlich hatte ich mit Mariella erst in ein paar Tagen shoppen gehen wollen, aber ich wollte mit jemanden sprechen und dieser jemand sollte vorzugsweise ein Mädchen sein. Bei Mariella konnte ich immerhin offen sprechen, wo sie über alles Bescheid wusste und ich mochte sie. Sie passte einfach perfekt zu Galen.

Ich war ihr deshalb sehr dankbar, als wir uns später von Galen verabschiedeten und stattdessen noch einen Mädlsnachmittag machten. Dabei führte uns unser Weg in den Park, wo wir uns ein köstliches Eis kauften. Das brauchte ich wohl gerade. „Sag mal, wie ist es eigentlich so eine Hexe zu sein?", fragte ich sie dann neugierig. Dieses Thema lenkte mich von Florian ab und das war mir gerade sehr willkommen.

Überrascht sah Mariella mich an. Scheinbar hatte sie mit so einer Frage nicht gerechnet. Hoffentlich war ich ihr damit nicht zu nahe getreten. „Hm, naja. Es wäre das selbe wenn ich dich fragen würde wie es ist ein Mensch zu sein. Ich bin so geboren und kenne nichts anderes.

Die Magie gehört zu mir genau wie meine Haare, meine Arme und Beine. Ich bin nach San Francisco gekommen um ein normales Leben zu führen, was sich nun schwieriger gestalten als gedacht", erklärte sie mir sanft lächelnd und schob sich ihr Haar zurück.

Ich dachte etwas nach und leckte an meinem Eis. „Aber genießt du es nicht eine Hexe zu sein? Ich meine du kannst doch bestimmt tolle Sachen, oder? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie ich mir Hexen vorstellen kann. Ich will dich mit meinen Fragen auch nicht nerven.

Ich finde das alles einfach nur interessant. Und weil du meine Freundin bist, würde ich es einfach gerne verstehen", erklärte ich mich Mariella. Ich wollte immerhin nicht, dass sie schlecht von mir dachte. Ich war nun mal von Natur aus neugierig.

Mariella nickte verstehend auf meine Worte "Ja, natürlich genieße ich es auch. Magie ist allerdings sehr komplex und nicht nur aufregend, sie kann auch gefährlich sein. Hexen sind Diener der Natur und sollen dafür sorgen, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Unsere Macht kann sehr groß sein. Manche Zauber sind harmlos, brauchen nicht viel Kraft. Andere allerdings schon. Man muss für manche Dinge etwas Kraftvolles kanalisieren, oder braucht andere Hexen.

Hexen sind in der Gruppe stärker. Deswegen leben sie oft als Zirkel. Die meisten Hexen werden in einen Zirkel hinein geboren. Naja aber, weil wir auch so besonders sind, haben wir auch Feinde. Wir müssen unser Wesen geheim halten, auch wenn das oft nicht leicht ist. Vampire und Werwölfe können uns riechen. Und besonders Vampire sind für uns gefährlich, wegen unseres magischen Blutes", erzählte sie mir und ich hörte ihr ganz neugierig zu.

Ich dachte etwas nach. Das klang wirklich spannend. Also konnte Mariella auch wirklich mächtig sein. Wow! Wie Galen wohl damit klar kam? Aber bestimmt gut, so wie er seine Freundin angesehen hatte. Mariella erklärte mir noch einige Dinge und ihr schien es nichts auszumachen, dass ich so wissbegierig war, ganz im Gegenteil. Und so wie ich Galen kannte, hatte er sie bestimmt auch schon einiges gefragt.

Schließlich setzten wir uns auf eine Bank und ich musste warum auch wieder an Florian und an diesen Traum denken. Wieso ging er mir nur so unter die Haut? Ich würde so gerne mit jemanden darüber sprechen. John wäre eigentlich meine Anlaufstelle dafür gewesen, aber das war kompliziert. Einerseits mussten wir uns erstmal wieder richtig vertragen und aussprechen und zweitens sprachen wir hier von seinem Erschaffer und Vater.

Aber vielleicht konnte ich es bei Mariella ja umschreiben und ihre unvoreingenommen Meinung hören. „Ich bräuchte mal deine Meinung. Da ist so ein Typ. Und naja wir streiten eigentlich nur und eigentlich mag ich ihn ja gar nicht. Aber jetzt hatte ich einen Traum und da war er irgendwie anders und naja.

Es nervt mich, dass mich das so beschäftigt, weil es das nicht sollte", erklärte ich ihr und ließ dabei aus, dass es hier um Florian ging und ich ließ auch die ganze Vampirverwandlung aus, weil ich einen Rat brauchte und keine Diskussion, dass ich es mir nochmal überlegen sollte, was ich da wollte.

Ja, jetzt begann unsere Unterhaltung tatsächlich zu einem richtigen Mädchengespräch zu werden. „Hm, vielleicht magst du ihn ja doch und dein Unterbewusstsein wollte dir mit diesem Traum sagen, dass in ihm mehr steckt als du dir eingestehen willst?", meinte Mariella fragend.

Florian mögen? Nein, das konnte nicht sein. Wir hassten uns ja in der Realität. Wir konnten nicht anders als zu streiten. Nur in meinem Traum, den er heimlich besucht hatte, war es anders gewesen. „Ich weiß nicht", entgegnete ich nachdenklich.

Ja, Florian war schon attraktiv und diese fürsorgliche und sanfte Seite in meinem Traum, als er sich um John gekümmert hatte, hatte mich sehr angesprochen, aber dennoch kam mir dabei wieder etwas, was er zu mir bei unserem ersten Treffen gesagt hatte.

Von einem harmlosen Fick ist noch niemand gestorben! Dieser eine Satz hatte sich fest in mein Hirn gebrannt. Anfangs schien er mich wirklich nur als harmloser Fick gesehen zu haben. Etwas, was ich niemals hatte sein wollen. Allein bei dem Gedanken daran krampfte sich mein Magen zusammen.

Ich wollte stark und selbstbewusst sein. Aber war das das, was die Jungs wirklich in mir sahen? Einen Fick? Vielleicht wollte Florian das immer noch und ging jetzt nur anders heran. Ich wünschte, er hätte diesen Satz damals niemals zu mir gesagt. Aber er hatte es und ich konnte es nicht vergessen, weil ich Selbstachtung hatte und ich war kein Sexobjekt.

Nein, ich konnte Florian also gar nicht mögen. Der Traum bedeutete nichts. Ich sollte es abhaken und einen anderen Weg einschlagen, damit ich auch ein Vampir wurde. Wenn ich ein Vampir wäre, würden mich Jungs nie wieder so behandeln. Niemand würde mich mehr einen harmlosen Fick nennen. Dann könnte ich vollkommen für mich selbst einstehen, weil ich ihnen ebenbürtig war.

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt