Kapitel 24

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Florianus 'Florian' Ludwig
By LuanaWhite

Ich war so erleichtert gewesen, als Jonathan gestern Abend zu mir gekommen war und mir mit geteilt hatte, dass sie Juliet gefunden und wohl behalten ins Herrenhaus gebracht hatten. Aber ich war noch so aufgewühlt gewesen, dass ich nicht mit ihm sprechen konnte und dachte über Rosie's gut gemeinten Ratschlag nach.

Jetzt war ich noch unschlüssiger was ich tun sollte, ob ich bleiben oder gehen sollte. Ich brauchte jetzt einfach ein wenig Zeit um mir über einige Dinge klar zu werden. Aber ich wusste auch, dass ich das was ich getan hatte, erklären musste und so war es auch.

Jonathan kam vorhin zu mir und wollte Antworten, die ich ihm so gut gab wie ich konnte. "Weißt du noch, als ich Conner und dir erzählt habe, dass ich Juliet begegnet war und sie von mir verwandelt werden wollte? Ich habe Conner erklärt dass es nur zwei Gründe gibt, warum man einen Menschen verwandelt und dass Juliet keine dieser Kategorien erfüllen würde. Aber das hat sich inzwischen geändert. Jetzt erfüllt sie eine Kategorie, aber ich befürchte dass es dennoch ein Fehler gewesen war."

Mein Handeln war impulsiv und unüberlegt gewesen. Ja, Juliet wollte zwar ein Vampir werden, aber sie hätte den Zeitpunkt selbst entscheiden sollen. Und bestimmt wäre sie lieber von ihrem Bruder oder Jonathan verwandelt worden. Es war ja klar was sie von mir dachte und nachdem wie die Verwandlung von statten gegangen war, wollte sie nun bestimmt noch weniger mit mir zu tun haben als zuvor.

Auch wenn Rosie meinte, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben sollte und ich es irgendwie wieder hinbekommen würde. Aber ich wusste nicht wie. Ich fühlte mich so hilflos und schwach wie nie zuvor in meinen langen Leben. Früher war ich ein starker Mann gewesen. Ich wusste wer ich war und niemand hätte mir weh tun können. Aber jetzt war es anders. Die Gefühle die ich hatte machten mich schwach. Viel zu schwach.

Jonathan schien über meine Worte nachzudenken und dann wurden seine Augen groß. Immerhin war es das erste Mal dass er es überhaupt mitbekam, dass ich Gefühle, romantische Gefühle für jemanden hatte. Seine hatte ich damals nicht erwidert, ich konnte nicht. Und jetzt liebte ich seine beste Freundin.

"Meinst du etwa, dass du dich in sie verliebt hast?" fragte mein Sohn mich perplex und ich sah traurig zu ihm auf, nickte und senkte wieder meinen Blick. Ja, das hatte ich aber diese Liebe hatte keine Zukunft. Aber Jonathan wusste wohl, wie sich das anfühlte. Zumindest hoffte ich dass er mich verstehen konnte, wenn es sonst niemand tat. Naja außer Rosie.

Ich musste gestehen es hatte gut getan mit ihr zu reden und sie war mir eine Freundin gewesen. Und ich hatte wirklich jemanden gebraucht. Vielleicht hatte sie ja recht. Vielleicht hatte ich nicht die Familie die ich mir wünschte, aber es gab zumindest zwei Personen denen ich hier wichtig war und das war ein schönes Gefühl. Etwas, woran ich mich fest halten konnte.

Jonathan schien noch verarbeiten zu müssen was ich ihm gerade offenbart hatte und setzte sich langsam neben mich. "Und Juliet? Empfindet sie ebenso?" fragte er mich schließlich und ich ließ meine Schultern hängen. Selbst wenn sie es täte, was ich nicht glaubte, hatte sie zu viel Angst ich würde es nicht ehrlich mit ihr meinen, egal was ich sagte oder auch tat. Sie hatte ihr Urteil über mich gefällt und würde es nicht wiederrufen.

"Ich hatte es gehofft. Ich habe mir Mühe gegeben um sie von meiner guten Seite zu überzeugen, nachdem unser Kennenlernen nicht gerade gut gelaufen war. Aber ich glaube ich habe in einer Linie versagt und jetzt hasst sie mich bestimmt noch mehr als sie es ohnehin schon getan hat. Und ich kann es ihr nicht mal verübeln." erklärte ich Jonathan und schämte mich auch irgendwie.

"Juliet ist stur. Man weiß nie so richtig was in ihr vorgeht. Ich habe zwar immer ihre Gedanken gehört, aber sie hat mich dennoch immer wieder völlig überrascht. Sie ist etwas ganz besonderes." antwortete Jonathan mir und da gab ich ihm recht. Sie war definitiv etwas besonderes, eine Frau wie sie gab es kein zweites Mal auf dieser Welt.

Aber wie sollte ich nun weiter machen? Juliet war jetzt ein Vampir, weil ich sie in einer eifersüchtigen Kurzschlussreaktion verwandelt hatte. Ich hatte sie allein gelassen und damit den kleinsten Funken Hoffnung für uns zerstört. Wie sollten wir unter einem Dach wohnen?

Auch wenn ich mir vorgenommen hatte zu gehen, um es für Conner, Jonathan und auch Juliet leichter zu machen, konnte ich jetzt nicht einfach alles hinter mir lassen. Ich wollte auf Rosie hören, der anscheinend etwas an mir lag, und auch mein Sohn hatte mich vor einer Weile bereits gebeten zu bleiben. Aber ich sollte dennoch hier ausziehen. Mir in San Francisco ein eigenes kleines Haus suchen und mir ein Leben hier aufbauen. So könnte ich weiter in Rosie's und Jonathan's Nähe sein, aber ich würde niemanden zur Last fallen und Juliet musste mich somit auch nicht mehr sehen.

Wieso machte Liebe einem das Leben nur so schwer? Wieso war Liebe so kompliziert? Und wieso machte Liebe einem so schwach, wenn sie nicht erwidert wurde? Wie sollte ich nur die Ewigkeit mit einem gebrochenen Herzen überstehen?

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt