Kapitel 11

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Florianus 'Florian' Ludwig
By LuanaWhite

Immer noch musste ich an diesen besonderen Moment in Juliet's Traum denken. Einen Traum, indem ich nur zu Gast gewesen war aber es sich dennoch anfühlte als wäre es meiner Gewesen. Ich konnte mich nicht erinnern wann ich mich das letzte Mal so gefühlt hatte. Diese junge Frau, sie löste etwas in mir aus.

Doch als ich zurück ins Herrenhaus gekommen war, und ich eigentlich meine Gedanken wieder ordnen wollte, war etwas völlig unvorhersehbares passiert. Irgendwas war mit Jonathan und Connor. Sie waren beide angespannt und dann war Conner gegangen um sich auszuruhen.

John hatte begonnen sich mit mir zu unterhalten, scheinbar weil er große Selbstzweifel hatte. Er hatte Angst. Er wollte Conner nicht verlieren aber sie waren in vielerlei Dinge so unterschiedlich. Ich versuchte für meinen Sohn da zu sein, ihm begreiflich zu machen dass er perfekt war so wie er war, und dass sich Conner in ihn verliebt hatte, weil er etwas ganz besonderes war.

Ich umarmte meinen Sohn. Er schien es zu genießen, schien gerade die Geborgenheit zu brauchen. Doch plötzlich küsste Jonathan mich. Früher hatte ich nichts dagegen. Wir hatten ja auch sogar immer wieder mal zusammen geschlafen. Aber seine romantischen Gefühle hatte ich nie erwidern können und deswegen hatte ich ihn verlassen.

Aber jetzt hatte er Conner an seiner Seite. Er konnte und durfte mich nicht mehr einfach so küssen. Väter und Söhne machten das nicht und es war mein Fehler damals gewesen, dass ich die Grenzen hatte verwischen lassen. Doch plötzlich war Conner da gewesen und er hatte alles gesehen.

Jonathan wollte es ihm erklären aber Conner wollte es nicht hören. Er hatte seine Sachen gepackt und war aus dem Herrenhaus verschwunden. Jonathan wollte ihm hinterher, aber ich hielt das für keine gute Idee. "Lass ihm erstmal Zeit, Jonathan. Dieser Kuss hätte nicht passieren dürfen." meinte ich zu ihm.

Es war kein Kuss der Lust gewesen wie bei unserem Dreier, es war ein Kuss voller Gefühl gewesen. "Du bist mein Erschaffer, mein Vater. Wieso darf ich das nicht? Muss ich immer der starke sein? Der Vampir der für alles eine Lösung hat? Ich war nur einen einzigen Moment schwach. Aber bei Conner darf ich nicht schwach sein. Weil er mich stark braucht! Das alles ist so verdammt schwer und jetzt!?" erklärte mein Junge verzweifelt und ich konnte das natürlich verstehen.

"Conner denkt menschlich, und daran ist nichts verkehrt. Ich habe all die Jahrhunderte dafür gekämpft mir diese Menschlichkeit ebenso zu bewahren. Wenn ich das nicht getan hätte, dann hätte ich mich nicht um dich kümmern können damals.

Aber nachdem ich dich verlassen hatte, hast du eine Mauer um dich herum aufgebaut. Du hast das Monster zugelassen. Du hast manipuliert und getötet. Der Vampir ist zu einem Teil deiner Persönlichkeit geworden, etwas wogegen Conner ankämpft. Ihr müsst einen Mittelweg finden, wenn das mit euch beiden funktionieren soll. Und wir dürfen uns nicht mehr zu nahe kommen, Jonathan. Keine Küsse. Kein Sex. Sowas machen Menschen nicht mit ihrer Familie. Es ist unnatürlich und es ist meine Schuld, dass du das nie verstanden hast, weil ich es dir nie erklärt habe." erklärte nun ich ihm traurig.

Jonathan sah mich bitter an und raufte sich seine Haare. "Vielleicht spielt es sowieso keine Rolle mehr, wenn Conner mich verlässt. Ich muss jetzt wirklich hier raus." entgegente er mir und verließ ebenso das Herrenhaus.

Was mit Conner und Jonathan gerade passierte, war zum großen Teil meine Schuld. Zum einen wusste ich, dass ich meinen Ziehsohn, meinen Gefährten nicht einfach so hätte verlassen dürfen, und dann hätte ich nicht einfach so plötzlich hier auftauchen dürfen. Ohne mich wären die beiden nach wie vor glücklich.

Ich holte mir einen Blutbeutel aus dem Kühlschrank und setzte mich. Ich nahm mein Handy und öffnete die App mit den Kontakten. Ich war in Versuchung Anna, Sarah oder Lisa anzurufen. Oder vielleicht sogar alle drei? Um mich wieder auf andere Gedanken zu bringen und etwas die aufgestauten Gefühle los zu werden.

Aber dann drifteten meine Gedanken wieder ab und ich dachte zurück an diesen einen wunderschönen Moment mit Juliet. Dieser Traum. Es hatte sich so gut angefühlt ihre Haut zu berühren, sie zu streicheln. Ich hatte sie küssen wollen. Aber das war nicht richtig.

Juliet dachte ohnehin schon, ich würde sie ausnutzen um sie ins Bett zu bekommen. Dass ich ihr dann ihren Wunsch nicht erfüllen würde. Deshalb hatte ich mir vorgenommen ihr auf diese Art in keinster Weise näher zu kommen. Nicht, solange sie ein Mensch war. Doch was sie begann mir zu bedeuten, machte mir Angst.

Ich hatte wirklich anfangs nur eine Freundschaft im Sinn gehabt. Vielleicht mit besonderen Vorteilen, aber eben nur eine Freundschaft. Doch jetzt war alles irgendwie anders. Intensiver. In der Realität stritten wir nur und in ihrem Traum hatten wir neue Seiten aneinander entdeckt. Und dann kam ich nach Hause und Jonathan küsste mich. Das alles war so verwirrend und ich war gerade so dermaßen überfordert. Was wenn ich bei Juliet genau so Fehler machte wie bei Jonathan?

Und dann war da natürlich auch noch die Tatsache, dass Conner mich scheinbar so schon nicht leiden konnte. Er wollte nicht dass seine Schwester ein Vampir wurde. Er würde mich niemals an ihrer Seite dulden und schon gar nicht nachdem, was vorhin passiert war.

Ich dachte wirklich, nachdem Jonathan mir verziehen hatte, dass nun alles gut werden würde, aber es wurde alles nur noch komplizierter...

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt