Kapitel 25

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Juliet Chester
by MusicalGirl200

Hier saß ich also nun. In einem Gästezimmer von Johns Herrenhaus und Florian war gefühlt nur ein Zimmer weiter. Und wieder bei dem Gedanken an seinen Namen zog mein Herz sich schmerzlich zusammen. Aber ich musste jetzt auch an etwas anderes denken, nämlich, wie ich als Vampir zurecht kam.

Es war so völlig anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Dabei hatte es bei Johns Erzählungen immer so wundervoll geklungen. Aber im Moment war ich einfach nur verbittert. Ich konnte nicht mehr bei Tage raus und mein Studium konnte ich wohl auch in die Tonne werfen, wo die Gedanken der Menschen mein Gehirn zerschmetterten. Das war wirklich ätzend, auch wenn diese Gabe hilfreich sein könnte.

Ich hatte mich, seit ich nun bei John wohnte, hauptsächlich von dem Horrortrip nach meiner Verwandlung erholt und mich mit Conner versöhnt. Mit John war sowieso schon wieder alles gut. Und Rosie hatte nach mir gesehen. Es war so seltsam, dass sie nun ebenfalls ein Vampir war. Vor allem hatte sie es sich nicht gewünscht und war völlig ahnungslos in diese Welt gerutscht. Dafür tat sie mir wirklich leid.

Sie tat mir auch wegen Conner leid. Es musste bestimmt hart für sie sein hier zu leben und jeden Tag mitanzusehen, wie mein Bruder mit John glücklich war, auch wenn ich John und Conner das Glück gönnte. John war immerhin eine klasse Partie. Aber Rosie schlug sich wirklich tapfer und dafür bewunderte ich sie. Wir redeten einige Zeit miteinander, ehe sie mich wieder alleine ließ.

Einige Zeit starrte ich einfach nur die Decke in meinem Zimmer an, ehe ich aufsprang und mein Zimmer verließ. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich achtete natürlich dabei Florian nicht zu begegnen und ging schließlich in den Garten, wo ich mich auf die Hollywoodschaukel fallen ließ. Die Sonne war bereits am untergehen und durch den Regen verdeckt. Doch dann bekam ich überraschend Gesellschaft. „Hey, kleine Miss Diva", sagte John grinsend und ließ sich neben mich fallen.

Ich lächelte John leicht an bei der Erwähnung meines Kosenamens. „Hey Johnnyboy", entgegnete ich und John stupste mich leicht mit der Schulter an. Dann sah ich bitter auf meine Beine. „Ich hatte es mir irgendwie anders vorgestellt. Als du mir immer vom Vampirdasein erzählt hast, konnte ich verstehen, was du daran so sehr liebst. Und jetzt bin ich selbst einer, was ich mir auch gewünscht hatte und fühle mich miserabel", gab ich dann schließlich ehrlich vor John zu.

„Deine Emotionen sind als Vampir um ein Vielfaches verstärkt, Juliet. Deine Verwandlung war traumatisch gewesen, und du musst das erst verarbeiten. Du wirst es ebenso lieben wie ich, davon bin ich überzeugt", erklärte John mir und krämpelte den Ärmel seines Hemdes hoch.

"Hier, trink und stärke dich ein wenig. Danach können wir in die Stadt und ich zeige dir wie du dich ernähren kannst. Wir werden uns an Orten aufhalten, an denen weniger Menschen unterwegs sind, um es dir leichter zu machen", meinte er verständnisvoll.

John war einfach der Beste. Und der Gedanke ihn niemals als meinen Freund zu verlieren, war wundervoll. Ich lehnte mich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Du bist der Beste", bedankte ich mich und umfasste dann sein Handgelenk und trank gierig von seinem Blut. Es schmeckte wirklich gut.

Dann ließ ich wieder von meinem besten Freund ab und sprang auf. Ich war bereit das Anwesen zu verlassen und das taten wir anschließend auch. Ich blieb dicht an Johns Seite und hoffte sehr, dass ich bald das Vampirsein so lieben konnte, wie er.

Wir gingen zu Johns Auto und er fuhr in einen etwas abgelegeneren Teil der Stadt. "Juliet. Es gibt da noch etwas, was du wissen musst und wir wollen keine Geheimnisse mehr vor dir haben. Conner spricht gerade mit Galen und Mariella darüber, Rosie müssen wir es erst noch sagen", begann er dann ernst, während er den Wagen steuerte.

"Es gibt eine Hexe in der Stadt, die nicht gerade ein Fan von uns ist. Eigentlich sind das die wenigsten Hexen. Sie hat mir gedroht und meinte sie würde uns beobachten. Du musst deshalb besonders vorsichtig sein und gehe wenn möglich nicht alleine aus dem Haus. Zumindest vorerst, okay?", erklärte er mir.

Eine feindselige Hexe. Na super! Aber ich nickte schließlich brav. „Ok, ich verspreche es. Aber du passt auch auf dich auf, auch wenn ich weiß, wie knallhart du bist", entgegnete ich und John nickte schmunzelnd. Das hatte mir so sehr gefehlt, diese Lockerheit zwischen uns beiden.

Wir fuhren ein Stück, ehe John sein Auto parkte und wir weiter zu Fuß gingen. „Ich würde gerne lernen wie man die Manipulation nutzt. Und kann man irgendwie trainieren, dass einem die Gedanken nicht den Kopf sprengen? Das ist fast noch schlimmer wie der Hunger", erkundigte ich mich dann wissbegierig bei meinem besten Freund.

"Ich habe es nie geschafft die Gedanken völlig auszublenden, das kann irgendwie nur Florianus. Ich habe es aber gelernt mich auf einzelne Gedanken zu fokussieren. So können wir gute Menschen von schlechten unterscheiden und Nachts sind sehr viele schlechte Menschen unterwegs. Diebe, Vergewaltiger, Mörder. Davon gibt es so viele", erklärte John mir."Ich habe vorhin übrigens mit Florianus gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er sich in dich verliebt hat, Juliet."

Ich blieb stehen und erstarrte, als John das zu mir sagte. Immer wieder hallten die letzten Worte meines besten Freundes in meinem Kopf wieder. Florian hatte sich in mich verliebt. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn diese Worte zu hören etwas in mir auslöste. Es löste viel zu viel in mir aus und das sollte es nicht.

Florian hatte mich im Stich gelassen. Seinetwegen war die Verwandlung eine Katastrophe gewesen und hätten Conner und John mich nicht gefunden, wäre ich vermutlich tot. Florian und ich stritten nur. Ich war für ihn anfangs nur ein harmloser Fick gewesen und ein naives Mädchen. Nur in meinen Träumen war er anders gewesen. Aber vielleicht auch nur um mich rumzukriegen? Und jetzt war es ihm leid mit mir zu spielen. Deshalb hatte er mich nach meiner Verwandlung sitzen lassen.

Wie hatte er gesagt? Er würde mich nicht anrühren, bis ich ein Vampir war. Also hatte er mich zu einem gemacht und dann war ihm die Lust vergangen. Tief in meinem Inneren hatte ich gehofft, dass es anders wäre und das Florian es ernst mit mir meinte. Aber ich hatte mich getäuscht und ich konnte Johns Worten einfach nicht glauben. „Das glaube ich nicht", erwiderte ich und setzte mich wieder in Bewegung, ehe ich meinen Blick abwandte. Meine verstärkten Gefühle machten mich gerade fertig und mir war zum Heulen zumute, aber das kam gar nicht in Frage.

John sah mich traurig an. "Ich glaube es schon. Immerhin kenne ich ihn gut und er würde sowas nicht einfach sagen. Ich weiß es geht mich nichts an, aber er ist mein Vater und du meine beste Freundin. Und jetzt auch irgendwie meine Schwester. Ihr seid meine Familie, Juliet", erklärte er mir, aber dann konnten wir Gedanken eines Mannes vernehmen. Es war Zeit zu lernen ein Vampir zu sein.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich konnte es einfach nicht glauben. Niemals würde Florian sich in mich verlieben. Hätte er das wirklich, wäre meine Verwandlung doch anders abgelaufen, oder? Nein, ich wollte gerade nicht darüber nachdenken. Ich wollte einfach nur Zeit mit John verbringen. Und er sollte niemals zweifeln, dass er nicht meine Familie war.

Deshalb drehte ich mich zu ihm und schloss fest meine Arme um ihn. „Du bist schon lange meine Familie, John und das wird sich niemals ändern. Von nun an, für immer."

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt