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Louis

Warum? Warum ausgerechnet ich? Diese Frage habe ich mir in der letzten Stunde jedes Mal gestellt, wenn Harry seinen Mund aufgemacht hat. Ich habe das Gefühl, er legt es förmlich darauf an, mich auf die Palme zu bringen. Wenn das weiter so geht, muss ich heute Überstunden machen, weil ich dank ihn mit meiner Arbeit nicht fertig werde und kann mich nicht um Freddie kümmern, der mich gerade dringend bräuchte.

Dieser Styles ist ein verwöhnter, eingebildeter, aufgeblasener Schönling, der vom Arbeiten nicht die leiseste Ahnung hat. Er weiß nicht, wie man Betten macht, einen Staublappen guckt er an als wäre es ein benutztes Taschentuch und Badputzen scheint der blanke Horror für ihn zu sein. Schmutzige Handtücher fasst er nur mit zwei Fingern an und hält sie möglichst weit von seinem Gucci-Hemd entfernt. Wenn der Anblick nicht so traurig wäre, würde ich glatt darüber lachen.

Die ersten beiden Zimmer haben wir gemeinsam geputzt, besser gesagt, ich habe geputzt, er hat geklotzt. Mit einem unguten Gefühl lasse ich Harry das nächste Zimmer allein putzen, erhöhe aber mein Arbeitstempo, da er es wahrscheinlich sowieso nicht gebacken bekommt. Eine Stunde ist seitdem vergangen und ich habe ihn bisher weder gesehen noch gehört. Ich gehe den langen Korridor entlang, um nach dem Rechten zu sehen. Weit und breit kein Harry in Sicht. Der Putzwagen ist vom Gang verschwunden und die Tür geschlossen. Sehr merkwürdig. Doch es wäre nicht die erste Anweisung die Mister Großkotz ignoriert. Wir sind die Einzigen auf der Etage, da die Zimmer erst am frühen Nachmittag wieder bezogen werden. Ich habe also keinen Grund meinen Ärger zu unterdrücken. Auf das Schlimmste vorbereitet, ziehe ich die Schlüsselkarte durch den Schlitz, doch was mich hier erwartet, bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Ich habe in den zwei Jahren, die ich hier angestellt bin, schon viele Faulpelze gesehen, aber keiner war dermaßen dreist und unverschämt.

Harry liegt, nur in Boxershorts begleitet, im frisch bezogenen Bett und hält ein Nickerchen. Zumindest konnte er Bettwäsche von Handtüchern unterscheiden.

Fassungslos bleibe ich in der Tür stehen, bis ich den ersten Schock verdaut habe. Die Schmutzwäsche ist im ganzen Zimmer verteilt und im Bad hat er noch keinen Finger gerührt.

„Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?" poltere ich drauf los. Nur mühselig öffnet er die Augen, ehe er sie schnell wieder schließt und sich von mir wegdreht. „Nicht so laut" murmelt er leise. „Ich will weiterschlafen." Ich glaube ich bin im falschen Film. Wütend sammele ich seine Sachen ein, ziehe ihn aus dem Bett und befördere Harry direkt vor die Tür. „Spinnst du?" empört er sich.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen. Du solltest arbeiten und nicht schlafen. Während du faul in den Federn liegst, habe ich drei weitere Zimmer geputzt." Provokant lässt er seine Sachen fallen und klatscht in die Hände. „Bravo. Echt. Ich bin beeindruckt. Aber ich hatte eine verdammt kurze Nacht und brauchte eine kleine Pause, die du mir ja nicht zugestehen wolltest." wird er mit jedem Wort lauter.

„Pause? Für was?" sehe ich ihn verständnislos an. „Du hast bisher kaum einen Finger gerührt und verlangst schon eine Pause? Nur zu deiner Information... ich hatte auch eine kurze Nacht und trotzdem muss ich Leistung bringen, da dein Vater mich sonst rausschmeißt. Und anders als du bin ich auf das Geld angewiesen. Jetzt zieh dir endlich etwas an, du bekommst eine neue Aufgabe von mir."

Wutentbrannt lasse ich ihn auf dem Gang stehen und gehe im Kopf meine Optionen durch. Viele Möglichkeiten bleiben mir nicht, aber wenn er weiter in meiner Nähe bleibt, garantiere ich für nichts mehr.

„Niall mein Freund... ich glaube heute ist dein Glückstag." Steure ich freudestrahlend auf unseren Page zu, gefolgt von Mister Großkotz. „Harry unser neuer Kollege hier" ich deute mit einer flüchtigen Handbewegung hinter mich „Ist total fasziniert von deiner Arbeit. Wie wäre es, wenn du ihm alles zeigst und ihn auch ein paar Koffer tragen lässt. Ich meine, in einer Stunde kommt eine Reisegruppe und etwas Hilfe bei all dem Gepäck könnte dir sicher nicht schaden."

Während Niall mich verwirrt mustert, packt mich Harry am Arm und zieht mich fest an sich. „Dafür werde ich mich noch revanchieren, Boss." knurrt er mir ins Ohr. Herausfordernd sehe ich ihm direkt in seine noch verschlafenen grünen Augen. „Das hoffe ich doch. Ich freu mich schon drauf." Doch ehe ich begreife, was ich da gerade von mir gegeben habe, bildet sich ein süffisantes Grinsen auf seinen Lippen. Verdammt! Ich sollte hier verschwinden, bevor ich mich um Kopf und Kragen rede.

„Ach Louis" ruft mir Niall hinterher. „Du sollst zum Mittagsgeschäft in der Küche aushelfen. Der Trottel vom Dienst hat sich krankgemeldet." Warum bin ich heute nicht einfach im Bett geblieben? „Alles klar."

Gebe ich mich gewohnt unbeschwert. „Ich hole Harry wieder ab, sobald ich mit den Zimmern fertig bin. Er ist so begeistert jeden Bereich kennenzulernen, da kann ich ihm wohl kaum die Küche vorenthalten." Zufrieden sehe ich, wie Harry seinen Kiefer anspannt und die Augen zu kleinen Schlitzen zusammenkneift. Eine kleine Genugtuung, auf der ich mich nicht lange ausruhen kann. Leider warten noch zig Zimmer auf mich, die ich bis zum Mittag fertig machen muss.

Dank Ellas Unterstützung, die ihre Pause für mich geopfert hat, bekommen wir die Zimmer noch fertig, ehe ich meinen Küchendienst antreten muss. Auf dem Weg zum Personalraum, hole ich Harry wieder ab, der nach der Kofferschlepperei schon ganz schön in den Seilen hängt, obwohl er doch einen eher durchtrainierten Eindruck macht.

„Bekomme ich jetzt eine Pause?" nörgelt Mister Großkotz, während er seine Arme ausschüttelt und seine Schultern kreisen lässt. „Du hattest deine Pause schon. Wir werden gleich in der Küche erwartet. Vielleicht hast du da ja mehr Geschick als beim Bettenmachen."

Auch jetzt verzichtet Harry auf die Dienstkleidung, obwohl ich ihn mehrfach vor Fettspritzern und anderen unliebsamen Flecken warne. Aber gut... wie der Herr meint.

Ich binde mir einen Vorbinder um und reiche Harry ein Haarnetz, der sich gleich ans Kartoffeln schälen machen soll. Verdattert sieht er mich an, ehe er sich fast vor Lachen kringelt. „Du glaubst nicht im Ernst, dass ich dieses Ding aufsetze." Allmählich platzt mir bei diesem Typ der Kragen. Meint er nur weil er der Sohn des Chefs ist, gelten für ihn andere Regeln? Glaubt er sein Name verschafft ihm einen Sonderstatus? Aber nicht mit mir. „Harry wird von Ihnen behandelt, wie jeder andere Angestellte auch." waren die Worte seines Vaters und genau daran werde ich mich halten. Er tanzt mir schon lang genug auf der Nase herum. Damit ist jetzt Schluss. „Du setzt dieses Ding jetzt auf, sonst kannst du für den Rest der Woche den Küchendienst übernehmen." gehe ich ihn wenig galant an.

„Ich glaube nicht, dass du dazu befugt bist meinen Dienst so einzuteilen, wie es dir gerade in den Kram passt." Er tritt näher an mich heran und überragt mich dabei um einen halben Kopf. Seine grünen Augen funkeln mich angriffslustig an. Ich werde mich von ihm jetzt nicht einschüchtern lassen.

„Ich bin noch zu ganz anderen Dingen befugt, aber wir können das auch gern im Büro deines Vaters klären." weise ich ihn selbstsicher zurecht, auch wenn er Recht hat und ich nur ein kleines unbedeutendes Licht in diesem Hotel bin, das springt, sobald es gerufen wird... Doch bis er das herausgefunden hat, bin ich hoffentlich von ihm erlöst.

„Hey ihr zwei" brüllt uns der Chefkoch über den Krach der scheppernden Töpfe an. „Ihr sollt arbeiten und nicht blöd in der Gegend rumstehen. Louis du kümmerst dich bitte um die Desserts und Löckchen du schälst Kartoffeln, und dass ein bisschen zügig."

Während Harry noch entgeistert auf den Berg Kartoffeln vor sich starrt, wasche und schneide ich die Erdbeeren für die Créme Brûlee. Glücklicherweise ist die Créme schon vorbereitet und ich muss nur noch anrichten und dekorieren.

empire love ➵ larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt