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Harry

Nervös gehe ich ein letztes Mal den heutigen Tagesablauf mit Lottie und Gemma durch. Ich möchte nichts dem Zufall überlassen und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Auch wenn die beiden schon genervt mit den Augen rollen, gehen sie, ohne zu meckern die Checkliste erneut mit mir durch.

„Und ihr meldet euch, wenn es Probleme gibt?", frage ich zum wiederholten Male nach, ehe ich Lottie die Schlüssel für den Range Rover überlasse.

„Probleme wirst nur du bekommen, wenn du zu spät im Krankenhaus bist.", zieht mich Lottie schmunzelnd auf. „Louis kann ziemlich ungemütlich werden, wenn man ihn warten lässt."

„Ein bisschen Strafe muss sein. Immerhin hat er mich die letzten Nächte auch nicht bei sich haben wollen."

„Zu Recht.", fällt mir Gemma mal wieder in den Rücken. „Du warst übermüdet und erschöpft und hast den Schlaf dringend gebraucht..."

„Ja... ja. Ich bin dann mal weg.", falle ich meiner Schwester ins Wort, ehe sie mir wieder einen Vortrag halten kann.

Aufregung macht sich in mir breit, während ich nur schleichend durch den dichten Verkehr komme. Auf den Straßen drängen sich die Last-Minute-Geschenkekäufer und die, die über die Feiertage zu Verwandten fahren. Schneefall hat eingesetzt und hindert mich zusätzlich am schnelleren Vorankommen.

Anders als bei den meisten Menschen, hatte Weihnachten für mich nie eine besondere Bedeutung. Als Kind hieß es der Vorzeigespross zu sein und als Teenager waren mir nicht einmal mehr die Geschenke wichtig. Mom hat sich zwar Mühe gegeben, doch für eine besinnliche Festtagsstimmung war unsere Familie einfach zu zerrüttet.

Doch dieses Jahr wird es anders. Da bin ich mir absolut sicher.

Mit etwas Verspätung komme ich im Krankenhaus an. Louis ist nicht in seinem Zimmer. Eine Schwester erklärt mir, dass er noch bei einer letzten Untersuchung ist.

Hippelig laufe ich im Zimmer auf und ab, bis er endlich von Isabel zurückgebracht wird.

Da er nach einer Entzündung seine OP-Naht den Aufenthalt unfreiwillig verlängern musste, habe ich ein paar Entscheidungen über Louis' Kopf hinweg getroffen und hoffe nun, dass er mich nicht gleich einen Kopf kürzer machen wird.

„Lass uns von hier verschwinden.", kann Louis es kaum erwarten, doch Isabel tippt ihn warnend mit dem Zeigefinger gegen die Schulter.

„Du hast den Arzt gehört?", vergewissert sie sich. „Du hast zwar keine strenge Bettruhe mehr, aber du sollst dich weiterhin schonen. Nicht schwer heben, viel Ruhe und keine körperlichen Anstrengungen.", ermahnt sie Louis, wobei sie bei ‚körperlichen Anstrengungen' einen wohl wissenden Blick auf mich richtet. Louis und ich sehen uns verlegen an, ehe Isabel sich von uns verabschiedet.

„Können wir jetzt bitte gehen?", sieht Louis mich ungeduldig an, als ich nicht dergleichen tue.

„Setz dich noch einen Moment zu mir.", klopfe ich auf das Bett neben mich. „Ich möchte dir einen Vorschlag machen."

Misstrauisch zieht er eine Schnute, kommt meiner Aufforderung jedoch nach.

„Du hast Isabel gerade gehört. Du musst dich noch schonen und darfst dich nicht überanstrengen. Ich habe kein ruhiges Gefühl, wenn du jetzt zurück zu Liam in die Wohnung gehst. Er ist kaum da und du kannst dich im Augenblick nicht allein um Freddie kümmern..."

„Harry, das ist mein Zuhause!", fällt er mir ins Wort.

„Ich weiß, Sweetheart, und das soll es auch bleiben. Aber was hältst du davon, wenn du und Freddie vorübergehend zu mir zieht?" Seine Augen weiten sich überrascht, doch bevor er widersprechen kann, rede ich schnell weiter. „Du musst dich in meiner Wohnung um nichts kümmern. Die Putzfrau kommt dreimal die Woche, wenn nötig, kann ich sie auch öfter bestellen. Ich könnte dir bei Freddie helfen, ihn früh mit zum Kindergarten nehmen und nachmittags wieder abholen. Wenn ich nicht da bin, ist Gemma gleich eine Wohnung unter dir und Lottie hätte es auch nicht so weit."

„Wo ist Freddie überhaupt? Ich dachte, du bringst ihn mit.", weicht er meinem Vorschlag aus.

„Freddie ist mit Lottie und Gemma unterwegs. Wir treffen sie später zuhause."

„Bei dir oder bei mir zuhause?"

„Bei uns zuhause, ...wenn du willst."

Louis hadert mit sich. Inzwischen weiß ich, wie schwer es ihm fällt Hilfe anzunehmen, doch er muss einsehen, dass er es im Moment nicht allein schafft.

„Was sagst du zu meinem Vorschlag?", hake ich sanft nach.

„Das ist kein Vorschlag! Das ist beschlossene Sache.", wendet er sich mürrisch ab.

„Gut, anderer Vorschlag. Du kommst erst einmal mit zu mir, wir warten auf die anderen und wenn du nicht bleiben möchtest, fahre ich dich zu Liam. Allerdings werde ich dich dort nicht allein lassen. Da kann dein Mitbewohner auf und nieder springen."

Nur zögernd stimmt Louis meinem Vorschlag zu, um endlich das Krankenhaus verlassen zu können.

Im Auto sagt er kaum ein Wort, lehnt seinen Kopf gegen die Scheibe und betrachtet das hektische Treiben auf den New Yorker Straßen.

„Worüber denkst du nach?", will ich wissen, als er auch Minuten später nicht mit mir reden will.

„Nichts. Ich habe nur gerade an meine Familie gedacht. Es ist Weihnachten und da werde ich immer etwas sentimental."

Mitfühlend nehme ich seine Hand, auch wenn ich ihm seine Sehnsucht so nicht nehmen kann.

„Es wird ein tolles Weihnachtsfest.", verspreche ich. „Schon allein, weil wir es gemeinsam verbringen werden."

Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht, doch die Sehnsucht in seinen Augen bleibt.

Ich parke den Wagen in der Tiefgarage und helfe Louis beim Aussteigen. Ein Portier hält uns die Tür zum Fahrstuhl offen, der uns direkt nach oben zum Penthouse bringt. Wir haben noch eine Stunde für uns, bevor Lottie und Gemma zurückkommen. Ich möchte Louis die Wohnung zeigen, doch der steht da wie angewurzelt und betrachtet die viel zu pompöse Weihnachtsdeko.

„Das Werk unserer Schwestern.", kommentiere ich abwehrend. „Schick die beiden mit einer Kreditkarte los und sie könnten ganz Manhattan dekorieren."

„Es ist fantastisch.", leuchten seine Augen begeistert.

„Du bist fantastisch.", ziehe ich ihn sanft an mich und stehle mir einen leidenschaftlichen Kuss.

„Komm, ich zeig dir den Rest.", ziehe ich ihn behutsam mit mir. Wir starten mit der Küche, dem Speisezimmer, dem Wohnzimmer und dem Mittelpunkt jeder meiner Partys - der Bar.

Den Balkon lasse ich bewusst noch aus, den bekommt er erst später zu sehen. Im Obergeschoss zeige ich Louis mein Schlafzimmer, zwei Gästezimmer und ein weiteres Bad, bis wir schließlich vor dem letzten Zimmer stehenbleiben.

„An dem Tag, als wir uns ausgesprochen haben, habe ich dir von einer Überraschung erzählt. Erinnerst du dich?"

„Nur zu gut. Du hast Zayn als Alibi missbraucht."

„Richtig.", antworte ich beschämt. „Ich habe, wie so oft, nicht richtig nachgedacht, und diese

Überraschung ist auch nicht ganz selbstlos, aber ich hoffe, dir gefällt es trotzdem."

Ohne weiter um den heißen Brei zu reden, öffne ich die Tür zum letzten Zimmer und warte gespannt auf Louis' Reaktion, der sich wortlos im Raum umsieht. Er lässt mich zappeln, bis ich die Ungewissheit nicht mehr aushalte.

„Blöde Idee?", sehe ich Louis unsicher an. „Ich dachte nur... In Brooklyn haben wir kaum Zweisamkeit, die Wände sind viel zu dünn, dein Bett zu klapprig und Liam platzt immer zur falschen Zeit rein. Ich möchte nicht immer ein Hotelzimmer mieten müssen, um mit dir ungestört zu sein. Also habe ich mir überlegt, wenn Freddie hier auch ein Zimmer hätte, könnten wir... Jedenfalls hat er hier alles, was er braucht. Ein Einschlaflicht, ein Babyfon, ein altersgerechtes Bett, ein...", weiter komme ich nicht, als Louis meinen Mund mit seinen Lippen versiegelt.

„Das Zimmer ist toll", haucht er gegen meine Lippen und küsst mich erneut.

empire love ➵ larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt