sixteen

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Louis

WillyBoy69? Dein beschissener Ernst?", brülle ich meinen besten Freund an, als dieser noch schlaftrunken die Küche betritt. Ich wollte ihn heute Nacht noch zur Rede stellen, nur hatte Liam bereits geschlafen und Freddie wollte ich auch nicht aufwecken. Doch jetzt muss es raus. Wenn ich das noch den ganzen Tag mit mir rumschleppen muss, platze ich.

„Was Blöderes ist dir nicht eingefallen?", fahre ich ihn ungehalten an. Perplex bleibt er im Türrahmen stehen. Liam sieht beschissen aus. Der Virus, mit dem er sich bei Freddie angesteckt hat, macht ihm sichtlich zu schaffen, doch das könnte mir im Moment nicht egaler sein. Dank meines besten Freundes wurde ich gestern bis auf die Knochen blamiert. Wer solche Freunde hat, brauch keine Feinde mehr. Und das ausgerechnet vor Harry, der auch ohne so einen Scheiß meine Nerven überstrapaziert.

„Es tut mir leid.", gibt er sich reumütig.

„So... es tut dir also leid?", frage ich ihn gefährlich ruhig. „Was genau tut dir denn leid? Die Tatsache, dass du ohne mein Wissen ein Profil auf einer Dating-App für Schwule angelegt hast, oder dass du mir den dämlichsten Namen im ganzen Universum verpasst hast?"

„So dämlich ist der Name gar nicht. Es hat sich ja schließlich jemand drauf gemeldet. Woher weißt du überhaupt davon?"

„Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, wie bescheuert ich mir vorgekommen bin? In der Rush Hour nackt über den Times-Square zu laufen wäre nicht annähernd so peinlich.", übergehe ich seine Frage und poltere weiter drauflos.

„Das will ich sehen, wie du nackt über den..."

„Liam!", unterbreche ich ihn lautstark. „Ist für dich immer alles nur ein Witz?" Doch auf eine Antwort kann ich lange warten. Liam hält sich die Hand vor den Mund und rennt ins Badezimmer. Geräuschvoll entleert er seinen Magen über der Kloschüssel. Super Gespräch. Danke für nichts.

Ich schlucke meine Wut runter und widme mich meinem Sohn, der ganz erschrocken in die Küche getapst kommt. „Daddy ist böse?", fragt er vorsichtig, drückt dabei seinen Plüschbären fest an sich. „Hey mein Spatz", hebe ich ihn in meine Arme. „Daddy ist ein bisschen sauer auf Onkel Liam, aber wenn ich dich sehe, geht es mir gleich viel besser." Er sieht mich noch ein wenig skeptisch an, doch als ich ihn über meinen Kopf hebe und mit ihm Flieger bis ins Kinderzimmer mache, quietscht er wieder fröhlich. Wir tauschen Schlafanzug gegen frische Kleidung, machen noch einen Abstecher ins Bad, ehe wir uns schon auf den Weg machen müssen. Freddie ist wieder fit und frühstückt heute im Kindergarten. Liam schafft ihn für gewöhnlich später erst hin, doch da er sich keine zehn Minuten von der Toilette fernhalten kann, muss es heute mal so gehen. Mein Mitleid für meinen Mitbewohner hält sich im Augenblick in Grenzen, doch ich genieße die Extrazeit mit Freddie, die uns sonst nicht bleibt. Er lenkt mich von meinen Sorgen ab und schafft es meine Laune etwas zu heben. Vergnügt hüpft er an meiner Hand über den Bürgersteig, springt von einer Pfütze in die nächste, winkt den Autos und versucht die Tauben zu fangen. Leider ohne Erfolg. Obwohl es noch sehr zeitig und duster ist, scheint ihn das überhaupt nicht zu stören. Ich dagegen sehne mich nach meinem warmen Bett und erholsamen Schlaf. Ich bin erst kurz nach Mitternacht zuhause gewesen und heute Morgen um fünf wieder aufgestanden. Hätte ich eher gewusst, was Liam mir da eingebrockt hat, hätte ich ihm nicht den Arsch gerettet.

Es ist schon ewig her, dass ich Freddie das letzte Mal zum Kindergarten gebracht habe und jetzt weiß ich auch wieder warum. Verzweifelt klammert er sich an meinen Hals, während ihm dicke Krokodilstränen übers Gesicht laufen, als ich mich am Gruppenzimmer verabschieden will. Es fällt mir unglaublich schwer ihn einfach ins Zimmer zu schieben und die Tür zu schließen. Noch auf dem Gang ist sein herzzerreißendes „Daddy bleib!" zuhören. Wenn ich könnte, würde ich ihn auf der Stelle wieder mitnehmen, doch ich muss zur Arbeit und mich dort mit einem noch größeren Kindskopf herumschlagen, als Freddie es je sein könnte.

Mit einem mulmigen Gefühl bleibe ich vor dem Golden Crown stehen und sehe an der Fassade nach oben. Fünfzehn Stockwerke, die anmutig in den Himmel ragen. Goldverzierte Balkone, die einen bezaubernden Blick auf die Stadt bieten und ein prachtvoller Eingangsbereich, der um diese Zeit noch hellbeleuchtet wird. Ein Portier hält mir die Tür auf. Ich atme noch einmal tief ein und aus, ehe ich mich dem Tag und damit Harry Styles stelle. Die grellen Kronenleuchter lassen die mit Marmor verzierte Lobby gleich taghell erscheinen, doch richtig wach werde ich dadurch auch nicht. Violet steht wie fast jeden Morgen an der Rezeption und kümmert sich um Buchungen und Gästewünsche. Sie zieht mich in eine kurze Umarmung, als ich zu ihr komme, mich einstemple und meine Mails checke. „Und, was steht heute an?", schaut sie mir neugierig über die Schulter. „Das übliche. Bis zum Mittag Housekeeping, dann Service im vorderen Restaurant und danach Spa desinfizieren."

„Na wenn das nicht nach Spaß klingt..."

„Ja, wahnsinnig viel Spaß...", rolle ich mit den Augen. „Du darfst mir gern dabei helfen."

„Nicht nötig. Sieh mal...", knickt sie mit ihrem Kopf zur Eingangstür. „deine Hilfe kommt schon." Und damit rutsch meine mühsam angesammelte Motivation wieder in den Keller. Wenn ich an gestern Abend denke, möchte ich am liebsten wieder im Erdboden versinken und sein hämisches Grinsen zeigt mir, dass das Thema auch für ihn noch nicht abgeschlossen ist.

„Hast du nicht Verwendung für ihn?", wende ich mich in einem verzweifelten Versuch an Violet, doch die lehnt dankend ab. „Augen zu und durch. Du schaffst das schon Schatz."

Nachdem Harry und ich wieder ewig über das Tragen der Dienstkleidung diskutiert haben und er schließlich doch in seinen - Gucci, Armani oder was weiß ich- Designerklamotten bleibt, können wir uns endlich an die Arbeit machen. Ich beschließe, dass er die belegten Zimmer bekommt, und ich übernehme die Abreisezimmer. In der leisen Hoffnung mich vor einem unangenehmen Gespräch mit ihm drücken zu können. Doch ehe wir die Zimmer überhaupt erreichen, stellt sich uns Mrs. Peterson in den Weg. Aufgebracht wedelt sie mit den Armen. Ihr kleiner wadenzwickender Chihuahua weicht ihr dabei nicht von der Seite. „Louis mein Lieber", sieht sie mich leicht panisch an. „Wissen sie, wo ich Niall finden kann? Mein kleiner Rufus muss dringend an die Luft, doch ich kann ihn nirgends finden." Mrs. Peterson ist eine unserer Stammgäste. Sie verbringt die meiste Zeit des Jahres im Golden Crown, verreist nur über die Feiertage zu ihren Kindern, und dass auch nur für ein paar Tage. Sie ist alt und gebrechlich und liebt es sich vom Personal bedienen zu lassen. „Angestellte in meiner Villa wären auch nicht billiger als die Miete für meine Suite hier!", hat sie mir mal gestanden, als ich ihre Räumlichkeiten sauber gemacht habe.

„Es tut mir leid Mrs. Peterson, aber Niall hat heute seinen freien Tag."

„Oh. Das ist aber schlecht. Wer geht denn jetzt mit meinem Rufus Gassi?"

Ich ganz bestimmt nicht. Der kleine Kläffer bellt alles und jeden an, zerrt an seiner Leine, als würde es um sein Leben gehen und nimmt keinerlei Befehle an.

„Ich glaube ich habe genau den richtigen für Rufus.", kann ich mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Schon die Vorstellung, wie Harry von Rufus durch den Park gezerrt wird ist Gold wert. „Das hier ist Harry. Er ist der Sohn von Mister Styles und das wohl unserer Gäste liegt ihm ganz besonders am Herzen.", schwärme ich Mrs. Peterson von ihm vor. „Ich bin mir sicher, Harry geht sehr gern mit dem kleinen süßen Rufus eine Runde durch den Park. Nicht wahr?", wende ich mich an meinen verdutzten Kollegen, der ganz und gar nicht begeistert aussieht, als Mrs. Peterson ihm die Leine in die Hand drückt. „Draußen sind fast Minusgrade, außerdem hat es schon wieder angefangen zu regnen.", beschwert sich der Lockenkopf hinter vorgehaltener Hand. „Ach, das macht nichts.", klopfe ich ihm beruhigend auf die Schulter. „Rufus hat einen totschicken Regenmantel, und die Gummistiefel solltest du sehen..."

„Du verarschst mich?", sieht er mich skeptisch an.

„Wie könnte ich."

Keine zwei Minuten später steht Mrs. Peterson mit dem wettergerecht eingekleideten Chihuahua wieder auf dem Gang und reicht Harry erneut die Leine.

„Er liebt die große Runde im Central Park.", lasse ich ihn wissen und ernte bitterböse Blicke von ihm. Ein wenig Genugtuung breitet sich in mir aus, als ich sehe, wie Rufus an seiner Leine zieht und Harry, obwohl er lange Beine hat, kaum hinterherkommt. „Viel Spaß, und vergiss den Schirm nicht!", rufe ich ihnen noch hinterher, doch da sind sie bereits auf den Treppen nach unten. Sportlich, wenn man bedenkt, dass wir uns in der zwölften Etage befinden.

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