twelve

356 39 3
                                    

Louis

„Wer ist Harry?" Erschrocken zucke ich zusammen, als Liam plötzlich hinter mir steht. Neugierig linst er über meine Schulter und zieht mir die Karte aus der Hand, ehe ich reagieren kann. „Warum nennt er dich Boss und um was für eine Wette geht es hier?" vergeblich versuche ich ihm das Stück Papier wieder abzunehmen, doch kindisch wie er ist, klettert er auf einen der Küchenstühle und hält seinen Arm unerreichbar hoch.

„Ich warte auf eine Antwort junger Mann."

„Komm da runter, sonst kann ich dich nicht ernst nehmen.", fordere ich meinen besten Freund auf, der aber nicht der gleichen tut und weiterhin eine Antwort einfordert.

„Ich erklär es dir nach dem Essen, wenn Freddie im Bett ist.", verspreche ich und decke den Tisch.

Die Suppe schmeckt köstlich. Auch Freddie, der sonst kein Suppenesser ist, löffelt alles gierig in sich hinein. Mein Blick fällt immer wieder über Liams Schulter zum Präsentkorb. Auch wenn ich es ungern zugeben möchte, so bin ich doch gerührt von Harrys Geste. Ich hätte bei ihm mit wirklich allem gerechnet, aber ganz bestimmt nicht mit etwas so Nettem.

„Du schmunzelst.", stellt Liam belustigt fest. „Woher kennst du gleich nochmal diesen Harry?", versucht er es erneut, doch meine Lippen bleiben weiterhin verschlossen. Ich hebe Freddie aus seinem Stühlchen und bringe ihn ins Bad, um ihm beim Waschen und Zähneputzen behilflich zu sein, ehe er sich gähnend in sein Bettchen kuscheln kann. Ich lese ihm noch eine Geschichte vor, doch bevor wir das Ende erreichen, schläft er friedlich ein.

„Ich hoffe wir können heute Nacht mal wieder durchschlafen.", stöhne ich und lasse mich völlig ausgelaugt neben Liam auf die Couch fallen. „Du lenkst vom Thema ab.", erinnert er mich an seine Neugier.

„Ich glaube es ist alles gesagt."

„Ganz sicher nicht. Ich möchte jedes kleine Detail wissen."

„Du klingst schon wie meine Schwestern.", ziehe ich ihn amüsiert auf.

„Und wenn schon... Jetzt spann mich nicht weiter auf die Folter. Wer ist Harry? Woher kennt ihr euch und warum überhäuft er dich mit Obst?"

Ergeben atme ich aus und erzähle Liam von den letzten beiden Tagen. Ich erzähle ihm wie unmöglich Harry sich verhält, wie er mich von oben bis unten abcheckt und wie es zu dieser Wette gekommen ist. Nur von diesem merkwürdigen Moment im Personalraum erzähle ich ihm vorerst nichts. Liam ist in der Hinsicht ein bisschen wie Niall. Ich kann gar nicht genau sagen, mit wie vielen von Cheryls Freundinnen er mich schon verkuppeln wollte. Bevor Freddie geboren wurde, hat er mich ständig zu seinen Auftritten mitgeschleift. „Du kannst nicht dein Leben lang Single bleiben.", hat er mir gepredigt, doch der erhoffte Funke ist nie übergesprungen.

„Sieht er gut aus?"

„Wer?"

„Na dieser Harry? Offensichtlich steht er ja auf dich."

„Spinnst du? Fängst du jetzt auch noch an... ICH. BIN. NICHT. SCHWUL!", pfeffere ich ihm die Worte schärfer entgegen, als beabsichtigt.

„Und das weißt du woher so genau?", hakt Liam provokant nach. Will der mich verarschen? Wir kennen und seit dem Kindergarten und er zieht wirklich in Betracht, dass ich auf Männer stehen könnte. „Hätte ich sonst einen Sohn?"

„Das zählt nicht. Du hast besoffen gewettet und nicht nachgedacht." Womit ich ihm leider Recht geben muss. „Du kannst mich mal.", antworte ich trotzig und verziehe mich in mein Zimmer. Ich setze mir Kopfhörer auf die Ohren und lasse mich von der Musik berieseln. Doch meine Gedanken sind so laut, dass ich von der Musik kaum etwas mitbekomme. Frustriert schmeiße ich die Kopfhörer auf die andere Seite meines Bettes und schalte den Fernseher ein. Ich zappe mich durch die Programme, als Liam an meiner Tür klopft und sie im nächsten Augenblick öffnet.

„Ich kann nicht schlafen, wenn wir im Streit auseinandergehen.", kommt er reumütig auf mich zu, um an der Bettkante Platz zunehmen. „Ich wollte dir nicht zu nahetreten. Ich möchte doch einfach nur, dass du glücklich bist. Und was ist schon dabei, wenn es ein Mann..."

„Ich bin nicht..."

„Ja, schon gut.", fallen wir uns gegenseitig ins Wort. „Darf ich dir einen Vorschlag machen?"

Misstrauisch mustere ich meinen besten Freund. Ich möchte nicht wieder auf irgendwelche arrangierten Dates gehen. Davon hat mir Liam mehr als genug eingebrockt. Eins schlimmer als das andere. Einmal hat er ein kleines Fischerboot gemietet, ein romantisches Dinner vorbereitet. Mit Kerzenschein und stimmungsvoller Musik. Nur hat er sich vorher nicht erkundigt, ob die Auserwählte auch seetauglich ist. Sie hing den ganzen Abend über der Reling und fütterte geräuschvoll die Fische, während der Fischer vergnügt seine Runden fuhr, für die er bezahlt wurde.

„Warum versuchst du nicht mal einer dieser Dating Apps?"

„Ach Li, diese Apps sind alle nur Schwindel und Zeitverschwendung. Ich möchte das wahre, das echte Gefühl erleben. In diesen Apps stimmen doch nicht mal die Fotos. Wie soll man sich denn so verlieben können?"

„Du bist und bleibst ein Romantiker. So wirst du nie die große Liebe erleben. Denkst du in einer Stadt wie New York läuft dir einfach so deine Traumfrau oder -mann in die Arme?" ich kneife meine Augen zusammen und werfe ihm einen zornigen Blick zu.

„Außerdem habe ich gar keine Zeit für dieses Liebesgedöns. Mit zwei, ab nächster Woche wieder drei Kindern in der Wohnung und einem Job bleibt keine Zeit für Dates."

„Hast du mich gerade als Kind bezeichnet?" beleidigt verschränkt er die Arme.

„Sorry Li, aber sieh dich doch mal an. Du läufst im Sponge Bob Shirt und Plüschtierhausschuhen durch die Gegend und deine Lieblingssendung ist Paw Patrol."

„Sag nichts gegen die Helden auf vier Pfoten. Ich interessiere mich einfach nur für das, was unsere Kinder gern sehen."

„Rede es dir nur ein, wenn du dich dann besser fühlst...", klopfe ich ihm mitfühlend auf die Schulter.

„Was ist jetzt mit der App?"

„Das bringt nichts Liam. Was meinst du wie viele sich auf so eine Anzeige melden würden?"

„Es waren circa zwanzig pro Tag.", antwortet er zähneknirschend.

„Waren?" ich glaube mich verhört zu haben. Allmählich kocht es in mir. Sehe ich so hoffnungslos aus, dass ich mich nicht selbst um mein Liebesleben kümmern kann?

„Entschuldige.", sieht Liam mich scheu an. „Ich hatte schon mal in der ein oder anderen App ein Profil für dich erstellt, aber als die sich alle mit dir treffen wollten, habe ich es wieder gelöscht, weil ich nicht wusste, wie ich dir das beibringen soll."

„Raus!" zeige ich wütend auf die Tür. Eingeschüchtert tritt er ein paar Schritte zurück. „Lou, ich hab es nur gut gemeint."

„Ich meine es auch nur gut. Jetzt geh mir aus den Augen oder ich dreh dir den Hals um."

„Bin schon weg. Schlaf schön.", haucht er kaum hörbar und zieht die Tür hinter sich leise zu.

empire love ➵ larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt