thirteen

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Harry

„Bro, komm schon. Die Clubs sind für die Mittelschicht. Wir beide, du und ich, gehören nicht dahin. Unser Revier ist die Upper East Side."

„Ich weiß Alter, aber ich habe es Gemma versprochen.", versuche ich Zayn schon seit Stunden zu überreden mich und meine Schwester zu begleiten. Gemma hasst unsere Clubs. Sie sind ihr zu oberflächlich und protzig. Doch da wir schon ewig nichts mehr zusammen gemacht haben, konnte ich ihr den Gefallen nicht abschlagen.

„Nur das eine Mal.", gebe ich noch nicht auf. „Sie bringt auch eine Freundin mit."

„Kenne ich diese Freundin?", bekommen seine Augen nun doch ein kleines Funkeln. Ich wusste doch, dass ich ihn so ködern kann. Wenn es um Frauen geht, ist er genau so wenig ein Kostverächter wie ich, nur dass mir das Geschlecht herzlich egal ist, solange das Auge mitessen kann.

„Noch nicht. Sie ist neu am College und Gem hat sie unter ihre Fittiche genommen."

Zayn lässt sich auf meine Couch fallen und wirft mir einen süffisanten Blick zu. „Ich komme mit..., aber die Freundin gehört mir."

„Das ist kein Club, das ist eine stinkige, dunkle Bar!" stellt Zayn entsetzt fest, als das Taxi vor dem Paradise Garden hält. „Was hast du denn erwartet?" stemmt Gemma ihre Hände in die Hüften und sieht ihn fast schon spöttisch an. „Was meinst du warum ich nach Brooklyn wollte? Hier gibt es noch richtige Bars mit guter Livemusik."

„Gute Livemusik? Du hast doch keine Ahnung, was gute Musik ist. Ich hoffe nur deine Freundin kann den Abend retten." Gemma tritt bedrohlich an Zayn heran. „Finger weg von ihr. Meine Freunde sind für euch tabu. Haben wir uns verstanden?", mahnend sieht sie zwischen uns hin und her. Duldet keinerlei Widerspruch.

„Jawohl Ma'am.", salutiert Zayn vor meiner Schwester. „Wenn sie mit dir befreundet ist, kann sie ja nur langweilig sein."

Gemma möchte gerade zornig erwidern, als ihr von hinten eine junge blonde Frau, fast noch ein Mädchen, auf die Schulter tippt. Ein Lächeln breitet sich auf dem Gesicht der beiden aus, ehe sie sich flüchtig umarmen und Gemma uns halbherzig vorstellt. „Hi, freut mich euch kennen zulernen. Ich bin Lottie.", stellt sie sich mit starkem Akzent vor.

Sie ist wirklich hübsch anzusehen, doch für meinen Geschmack ein bisschen zu jung. Die Zeiten, wo ich kleine Schulmädchen verführt habe, sind vorbei. Zayn hingegen, ist nicht wählerisch, solange sie volljährig sind. Gentlemanlike bietet er seinen Arm an und führt sie in die kleine urige Bar. Diese Location steht vollkommen im Kontrast zu denen, die Zayn und ich sonst besuchen. Er fühlt sich jetzt schon nicht wohl, doch die Gesellschaft von Lottie scheint es für ihn erträglich zu machen. Wir bekommen einen Tisch in einer hinteren Ecke. Der rote Samtbezug auf den Stühlen ist mir jetzt schon zuwider, doch meine Schwester fühlt sich hier wohl. Und wenn es sie glücklich macht, werde ich es einen Abend ertragen können.

Die Kellnerin in ihrer Landhaus Uniform reicht uns die Speisekarten und nimmt die Getränke auf, ehe sie mit einem übertrieben freundlichen Grinsen wieder verschwindet. Auf der kleinen Bühne bemüht sich ein Amateursänger die richtigen Töne zu treffen. Er gibt sich Mühe, doch seine Stimme hat einen unnatürlichen, quietschenden Unterton, dass es nur so in den Ohren schmerzt. „Hast du nicht was von guter Livemusik gesagt?", motze ich meine Schwester leicht genervt an. „Der Höhepunkt kommt erst noch. Jeden Dienstag tritt hier ein Typ auf, der einfach der Wahnsinn ist."

„Der Typ oder sein Gesang?", ärgere ich sie, während ihr Gesicht einen leichten roten Schimmer bekommt. „Du bist so kindisch.", verbirgt sie unangenehm berührt ihr Gesicht hinter der armseligen Speisekarte, auf der gerade mal zwei Vorspeisen, fünf Hauptmenüs und drei Nachspeisen stehen.

„Schlimmer kann es ja nicht werden.", bestätigt auch Zayn meine Meinung. Er muss es wissen. Wir machen seit Jahren zusammen Musik und eines Tages stehen wir auf den großen Bühnen der Welt. Nicht auf so einer mickrigen, wie dieser. „Ich bin dafür, dass wir die Location wechseln. Das ist keine Musik, das ist Folter für die Ohren."

„Jetzt wartet doch mal ab.", beschwichtigt Gemma unsere Gemüter. „Wenn der Typ von der Bühne geht, gibt es eine kleine Pause und dann kommt wirklich gute Musik." Zayn rollt mit den Augen, verkneift sich aber jeden weiteren Kommentar.

Irgendwann bekommen wir endlich etwas zu Essen. Gute Hausmannskost, aber nicht mit dem Essen im Trinity Place zu vergleichen. Dafür sind die Preise hier schon fast lachhaft günstig.

Der Musiker ist endlich von der Bühne, falls man das so nennen kann, verschwunden und ich kann mein Essen in Ruhe genießen. Wenn wir nicht in einer verwinkelten Ecke sitzen würden, hätte ich ihn glatt mit der Olive aus meinem Martini beworfen. Schon allein, weil Gemma sich dann wieder fürchterlich aufgeregt hätte. Ich habe meine Schwester wirklich lieb, aber ihre Erziehungsmaßnahmen bei mir sabotiere ich zu gern. Sie ist nicht meine Mutter und die hat es schon nicht hinbekommen, einen vorzeige Schnösel aus mir zu machen.

„Woher kommst du?" wendet sich mein dunkelhaariger Freund an Lottie, um die Stimmung am Tisch etwas aufzulockern. „Aus England. Genauer gesagt, London. Ich möchte hier Journalismus studieren.", antwortet sie noch etwas schüchtern.

„Und warum ausgerechnet New York? Soviel ich weiß, gibt es in England doch auch ein paar gute Colleges?"

„Zayn!", fährt Gemma ihn ungehalten an.

„Schon gut.", legt Lottie ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. „Ich sag schon, wenn er mir zu neugierig wird.", zwinkert sie Zayn zu. „Ich weiß, dass es in England gute Colleges gibt, aber das Studium allein hat mich nicht hierher verschlagen. Vor ein paar Jahren ist bereits mein Bruder nach New York gezogen. Wir haben uns mit der Zeit irgendwie aus den Augen verloren. Er meldet sich zwar an jedem Geburtstag bei meiner Familie, aber gesehen haben wir uns das letzte Mal vor knapp zwei Jahren. Das war das letzte Mal, dass er nach England kam." Lotties Augen schimmern verdächtig, doch sie fängt ich schnell wieder und strafft tapfer ihre Schultern. Sie scheint ihren Bruder wirklich zu vermissen. Gemmas Penthouse liegt direkt unter meinem. Ich kann nicht sagen, wie ich mich fühlen würde, sie über einen so langen Zeitraum nicht zu sehen. Auch wenn sie eine richtige Nervensäge sein kann, würde ich sie, glaube ich, mega vermissen.

„Warum hast du ihn dann nicht besucht?", möchte Zayn gespielt fürsorglich wissen und rückt mit seinem Stuhl ein Stück näher an Lottie. So ist seine Masche. Die Mädels einlullen und dann abschleppen. Funktioniert bei ihm in acht von zehn Fällen.

„Weil ich es mir nicht leisten konnte. Hast du eine Ahnung, was so ein Flug kostet? Und dann ein Hotel... Aber Geld spielt in euren Kreisen ja keine Rolle.", auch wenn sie es vielleicht nicht will, ist ihre Antwort zynisch, doch Zayn übergeht es einfach und macht mit seinem Verhör weiter.

„Und deine Eltern?"

„Alter, sei nicht so neugierig.", bremse nun auch ich ihn. Ich habe keinen Bock, dass sie gleich in Tränen ausbricht und wir einen auf Seelentröster machen müssen. Was interessiert mich die Familiengeschichte anderer. Ich habe mit meiner genug zu tun. Und vielleicht hat ihr Bruder ja gute Gründe sich nicht bei ihnen blicken zulassen. Ich wollte einen netten Abend mit meiner Schwester und meinem besten Freund verbringen, stattdessen werden mein Gaumen und meine Ohren aufs äußerste strapaziert.

„Ich geh pissen, dann verschwinden wir.", lasse ich Zayn wissen. Geräuschvoll schiebe ich meinen Stuhl zurück und stehe auf. Gemma wirft mir einen missbilligenden Blick zu, doch damit erreicht sie bei mir gar nichts. Ich werde meinen freien Tag bestimmt nicht in dieser miefigen Bar für Arme ausklingen lassen. Ich habe es versucht, doch beim besten Willen... es geht einfach nicht.

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