fourteen

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Harry

Ich werfe noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, ehe ich die heruntergekommenen Toiletten verlasse. Brooklyn hat so viele angesagte Clubs und teilweise auch gute Bars zu bieten. Warum musste uns Gemma ausgerechnet hierher schleifen? Doch für einen Dienstagabend ist die Bar ganz gut besucht. Vor der Damentoilette hat sich inzwischen eine längere Schlange gebildet. Die teilweise noch recht jungen Mädchen wirken aufgekratzt, fast schon hippelig und immer wieder fällt der Name Liam. Ich verstehe nur ein paar Brocken, aber offensichtlich stehen die Girls auf diesen Liam uns seine ach so fantastische Stimme. Augenrollend kämpfe ich mich durch die wartende Masse. Die haben Zayn und mich noch nicht gehört, sonst wüssten sie, dass man richtig gute Musik nicht in so einem Schuppen finden würde.

Die Musik läuft bereits, als ich mich unserem Tisch wieder nähere. Ich kann die Bühne von meiner Position aus zwar nicht sehen, doch der Gesang kann sich diesmal wirklich hören lassen. Für einen Mann, eine angenehm sanfte Stimme mit viel Gefühl und Gespür für die richtigen Töne. Kein Profi, aber auch kein Vergleich zu der Körperverletzung davor.

Lottie trocknet sich mit einem Taschentuch die Tränen, während Gemma ihr tröstend einen Arm um die Schulter gelegt hat. Zayn springt auf, als er mich bemerkt.

„Alter," stupse ich meinen Freund mit der Schulter an. „hast du's jetzt endlich geschafft. Heult sie wegen dir?" Entrüstet sieht Zayn mich an. „Als ob ich je ein Mädchen zum Weinen gebracht hätte..."

„Ihr zwei seid Idioten!", mault uns Gemma an, wendet sich aber wieder ihrer Freundin zu.

„Ist das dieser Liam, wegen dem alle hier sind? Heult sie deswegen?", flüstere ich Zayn zu. Doch dieser zuckt nur mit den Schultern. „Ist doch egal. Lass uns verschwinden. Auf so ein Drama hab ich keinen Bock."

„Liam kommt heute nicht. Das ist seine Vertretung.", klärt mich Gemma auf und reicht Lottie ein neues Taschentuch.

„Ich versteh die Frauen nicht", sage ich zu Zayn, nachdem wir uns von den Beiden verabschiedet haben und uns zwischen den Tischen Richtung Ausgang schieben. „Warum heulen die nem Typen hinterher, der nicht mal weiß, dass sie existieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gemma je..." Ich bleibe abrupt stehen, als mein Blick zufällig zur Bühne fällt. „Dass Gemma was...?" löst mich Zayn aus meiner kurzzeitigen Starre. „Vergiss es...", antworte ich abwesend. „Wir bleiben doch noch hier."

„Warum? Komm schon Harry! Der Schuppen ist furchtbar."

„Der Abend könnte durchaus noch interessant werden.", ignoriere ich sein Gejammer, lasse meinen Blick aber noch einmal zur Bühne gleiten, bevor wir zu den Mädels zurück gehen. „Oh oh... Ich kenne diesen Gesichtsausdruck... Du willst den Sänger?", deutet Zayn meinen lüsternen Blick richtig. „Und wie ich ihn will...", sage ich mehr zu mir selbst, doch Zayn kennt mich, ihm muss ich nichts vormachen.

Irritiert mustern uns Gemma und Lottie, als wir uns wieder zu ihnen setzen. „Es war nicht nett von uns, euch einfach so sitzen zu lassen.", zeigen wir uns von der höflichen Seite. „Also dachten wir, wir bringen den Abend so zu Ende, wie es sich gehört.", erkläre ich kurz, nehme meinen Stuhl uns setze mich halb auf den Gang, damit ich die perfekte Sicht auf meinen ‚Boss' habe, ohne dass er mich bemerkt.

„Singt dein Liam auch so gut?", ziehe ich meine Schwester auf, die daraufhin gleich wieder errötet. „Die beiden kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen."

„Also nicht.", schlussfolgere ich aus ihrer Antwort.

„Ich weiß gar nicht, warum er da oben steht. Louis hasst singen.", schnieft Lottie in Gedanken versunken und zieht augenblicklich meine Aufmerksamkeit auf sich. „Du kennst Louis?", bin ich plötzlich sehr an dem interessiert, was die kleine Engländerin zu sagen hat. „Ja", antwortet sie wie selbstverständlich. „Louis ist mein Bruder, aber woher kennt ihr euch?" Gemma und Zayn sehen mich neugierig an. Ich habe Zayn zwar schon von Louis erzählt, habe ihm gegenüber aber nie seinen Namen erwähnt. Ich habe ihn immer nur meinen ‚Boss' genannt.

„Louis und ich sind vorübergehend so etwas wie Kollegen.", halte ich mich kurz, doch Zayn rafft es sofort und bricht in ein lautes Gelächter aus. „Is nich wahr Bro! Der is das?" Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Gemma muss nicht alles wissen. Sie hält mir auch so schon oft genug Vorträge über mein unmoralisches Sexleben.

„Louis arbeitet auch im Golden Crown?", sieht mich Gemma perplex an.

„Sagte ich doch gerade.", dass Frauen nie zuhören, wenn man ihnen etwas sagt.

Die Mädels diskutieren, wer wem was nicht gesagt hat, doch ich bin zu abgelenkt, um der Unterhaltung zu folgen. Ich habe Louis zwei Tage nicht gesehen, doch er wirkt immer noch müde und abgespannt, obwohl er auf der Bühne eine gute Figur macht. Er trägt eine einfache schwarze Jeans, dazu ein blaues Hemd, welches zwar eng ist, aber meiner Fantasie viel Spielraum lässt, und schwarze Vans aus der vorletzten Saison. Sein Haar sieht aus wie einmal mit den Fingern durchgewuschelt und fertig. Es steht ihm besser als die spießige Frisur, die er bei der Arbeit trägt. Ich mag seinen Style, es lässt ihn verwegener wirken.

„Du sabberst gleich.", zieht mich Zayn auf, der sich ebenfalls einen Platz am Gang gesucht hat. „Blödmann. Sag mir lieber, woher ich Louis kenne. Ich überlege schon seit Tagen, komme aber nicht drauf."

„Aus dem Golden Crown. Ihr arbeitet zusammen."

„Hab ich schon erwähnt, dass du ein Blödmann bist?", schlage ich ihm sanft auf den Hinterkopf. „Ich weiß selbst, dass wir zusammenarbeiten, aber irgendwo habe ich ihn schon mal gesehen..."

„Sorry, aber ich kenne nicht alle deine Bettgeschichten.", hebt er entschuldigend seine Hände.

„Wenn ich diesen Hintern gefickt hätte, könnte ich mich definitiv daran erinnern. Nein, es muss etwas anderes sein..."

„Von unseren Partys, oder aus einem Club? ...nee, der würde nicht mal an den Türstehern vorbeikommen.", grübelnd kratzt er sich an der Schläfe. „Vom College vielleicht?"

„Das du das Wort überhaupt kennst...", Zayn hat sein Studium zwar nicht abgebrochen, doch blicken lässt er sich dort auch nicht. Außer seine Eltern machen ihm mal wieder Druck. Glück für ihn, dass die Beiden viel im Ausland unterwegs sind und nur selten mitbekommen, was ihr einziges Kind so treibt.

„Louis hat sein Studium abgebrochen, bevor ich angefangen habe. Das kann es also auch nicht sein."

Unser Gespräch wird von tosendem Applaus unterbrochen. Ein paar der Mädchen stehen auf und verlangen eine Zugabe, doch Louis verneigt sich und will gerade hinter die Bühne verschwinden, als er von der Seite am Arm gepackt und von der Bühne gezogen wird.

Meine Augen waren so auf meinen ‚Boss' fixiert, dass ich nicht mitbekommen habe, wie Lottie aufgestanden und nach vorn gegangen ist. Sie zieht ihren Bruder in eine feste Umarmung, vergräbt dabei ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Der arme Kerl ist vollkommen überfordert. Ich kann seinen Blick nicht genau deuten, dafür kenne ich Louis zu wenig, doch in seinen Augen flackern undurchschaubare Emotionen auf.

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