seven

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Louis

„Du strahlst ja wie das blühende Leben." begrüßt mich Niall spöttisch von der Rezeption aus, als ich schlurfend auf ihn und Violet zukomme. „Bestimmt eine wilde Nacht gehabt." kommentiert unsere Empfangsdame mein Erscheinungsbild grinsend. „Ihr habt ja keine Ahnung", brumme ich matt. Wenn die wüssten, wie meine Nacht wirklich war, würden sie vielleicht ein bisschen mehr Verständnis zeigen.

Statt auf einer wilden Party zu feiern, habe ich meine Nacht damit verbracht Erbrochenes wegzuwischen und nach fiebersenkenden Hausmitteln zu googeln, bis ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Bis wir irgendwann Mitten in der Nacht, mit dem Taxi, zum Kindernotdienst gefahren sind. Wir zählten offensichtlich nicht als dringend genug, obwohl ich da anderer Meinung war, doch nach anderthalb Stunden hatte dann auch für uns endlich mal ein Arzt Zeit. Freddie hat sich im Kindergarten einen Norovirus eingefangen, der aber in ein paar Tagen wieder abklingen soll. Ich wurde behandelt, wie ein überempfindlicher Vater, der aus einer Mücke einen Elefanten machte. Dabei war ich einfach nur besorgt um mein Kind.

Während Niall und Violet noch darüber spekulieren, wie ich meine Nacht verbracht habe, hole ich mir einen doppelten Espresso und steuere den Personalraum an. „Jetzt warte doch mal.", mault Niall, als ich ihn einfach stehen lasse. „Was bist du denn heute so schlecht gelaunt?"

„Ich bin nicht schlecht gelaunt... ich bin einfach nur müde", knurre ich ihn an. „Wer oder was hat dich denn am Einschlafen gehindert?" sieht er mich mit tausend Fragezeichen im Gesicht an. Allmählich geht er mir mit seinen dreckigen Fantasien auf die Nerven. Gestern wollte er mich mit Violet verkuppeln und heute unterstellt er mir irgendwelche Affären. Aber gut, wenn es das ist, was er hören möchte und mich dann endlich in Ruhe lässt...

Ich hole schon mal meine Arbeitskleidung aus dem Spind und lasse mich auf der breiten Bank davor nieder. Niall tut es mir gleich.

„Also schön, aber wehe du posaunst es im ganzen Hotel rum..."

„Ich kann schweigen wie ein Grab." Verspricht er sofort und rückt mir noch ein Stückchen mehr auf die Pelle. Seine Augen so groß wie Untertassen sieht er mich gespannt an. Ich blicke mich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass wir auch allein sind. Zumindest soll es für Niall so aussehen, während ich mir schnell eine Geschichte zurechtlege.

„Warst du schon mal in den Clubs in Upper East Side?" frage ich im Flüsterton. Zu meinem Glück schüttelt Niall schnell mit dem Kopf und seine Augen weiten sich noch ein Stück. „Die sollen verdammt teuer sein."

„Das sind sie auch mein Freund, aber die Girls sind der Hammer." schwärme ich ihm vor. „Jedenfalls habe ich mit ein paar Freunden eine Clubtour gemacht. Eine Stunde hier, eine Stunde da... so lange, bis wir uns kaum noch auf den Beinen halten konnten. Zu unserer anfangs kleinen Gruppe gesellten sich immer mehr heiße Girls dazu und was soll ich sagen, die Auswahl fiel mir nicht leicht... Eine schärfer als die andere." Niall sieht mich mit offenem Mund an. Er braucht einen Moment, ehe er sich wieder gefangen hat und begeistert in die Hände klatscht. „Ich wusste es. Ich wusste es die ganze Zeit. Du bist ein Womanizer. Und mir spielst du den Unnahbaren vor." Innerlich verdrehe ich die Augen. Der Stuss, den ich gerade von mir gebe, ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was ich wirklich bin.

„Um es kurz zu sagen," setze ich noch einen obendrauf. „ich habe heute Nacht kein Auge zugemacht. Wer denkt schon an schlafen, wenn sich drei Playboy-Bunnys mit dir das Bett teilen." Kaum habe ich meinen Satz beendet, räuspert sich jemand an der Tür. Erschrocken drehe ich mich um und blicke in ein dreist grinsendes Gesicht.

Harry!

Der fehlt mir gerade noch.

„Ich muss dann mal... die Pflicht ruft.", springe ich so schnell von der Bank auf, dass Niall beinahe damit umkippt, und stürme aus dem Raum. Ich kann nur hoffen, dass er von all dem nichts mitbekommen hat. Ich versuche der unangenehmen Situation zu entfliehen, doch Harrys schwere Schritte kleben förmlich an mir. Ich verzichte auf den Aufzug und sprinte die Treppen nach oben, doch bereits auf der fünften Etage geht mir die Puste aus. Nach Luft ringend setze ich auf die oberste Treppenstufe. „Bist du dann fertig mit weglaufen?" sieht mich Harry belustigt an. „Ich laufe überhaupt nicht weg." widerspreche ich schwer atmend. „Ich wollte nur mal wieder etwas für meine Kondition tun."

„Genau. Und ich bin der Osterhase."

„Wohl eher der Wolf im Schafspelz.", murmele ich hinter vorgehaltener Hand, doch offensichtlich nicht so leise, wie ich angenommen habe. Harry sieht mich mit gerunzelter Stirn an. „Warum denkst du das?" Seine Stimme ist plötzlich so ruhig und sanft. Verwundert sehe ich ihn an. Ich hatte mit einem frechen Spruch von ihm gerechnet, aber nicht mit einer Spur von Verletztheit.

„Wir wissen doch beide warum du hier bist.", antworte ich eben so ruhig.

„Klär mich auf. Ich hab nämlich nicht den blassesten Schimmer, warum ich hier bin." Er setzt sich neben mich und sieht mich abwartend an. Ein unangenehmes Schweigen liegt in der Luft. Will er tatsächlich eine Antwort darauf?

„Louis... sag mir was du denkst."

Er will wirklich eine Antwort. Ich nehme mir noch einen Moment Zeit uns suche nach den richtigen Worten.

„Du willst wissen was ich denke? Also schön... Ich denke, du bist als Spitzel unter den Kollegen.", schleudere ich ihm schonungslos entgegen. „Du spionierst die Kollegen aus, um... was weiß ich... zu sehen, wo man Stellen einsparen kann? Du willst mir nicht allen Ernstes weiß machen, dass du dich für das Hotel Business interessierst."

„In einem Punkt hast du Recht", beginnt Harry ruhig, während er mit den Ringen an seinen Fingern spielt. „Ich hab Null Interesse an diesem Hotel. Doch ich bin kein Spitzel." Wieder tritt beklommenes Schweigen ein. Ich möchte etwas erwidern, doch Harry kommt mir zuvor.

„Mein Vater redet schon seit ich denken kann davon, dass ich das Hotel eines Tages übernehme. Er hat nie gefragt, was ich eigentlich will. Für ihn zählt nur Macht, Kontrolle und vor allem sein Geld. Der neue Mann meiner Mutter ist mir mehr ein Vater, als es mein leiblicher je sein könnte. Er ist nicht reich, aber er überschüttet meine Schwester und mich mit so viel Liebe und Herzlichkeit, während Vater seinen Geldbeutel zückt."

„Du musst mir das nicht erzählen. Ich wollte nicht..."

„Ich möchte es dir aber erzählen. Du hast ein völlig falsches Bild und das kann ich nicht auf mir sitzenlassen... Ja, ich bin faul und verwöhnt. Und ich liebe mein Luxusleben und das ist auch der einzige Grund, warum ich hier bin. Ich möchte niemanden auf die schwarze Liste setzen. Ihr macht alle einen super Job, und selbst wenn es nicht so wäre, wäre es mir egal. Ich muss meinem Vater nur beweisen, dass ich nicht hierhergehöre. Das BWL-Studium zu schmeißen hat ihm offenbar nicht gereicht. Er will mich mit aller Macht an dieses Hotel ketten, während meine Schwester darum bettelt. Doch als Frau gehört sie seiner Meinung nach nicht in die Geschäftsleitung. Sorry, wenn du das jetzt alles ausbaden musst, aber in einer Woche sollte ich mein Ziel erreicht haben und du hast wieder deine Ruhe.", grinst er mich verwegen an.

„Was machst du, wenn dein Plan nicht aufgeht?", hake ich nach.

„Er wird aufgehen. Vertrau mir. Spätestens Ende der Woche flehst du meinen Vater an, dass er dich erlöst." Mit Elan springt Harry auf die Beine und reißt mich mit sich. „Und jetzt an die Arbeit. Ich muss dir schließlich beweisen, wie unfähig ich bin."

„Die eine Woche wird dir nicht reichen. So leicht zwingst du mich nicht in die Knie.", fordere ich ihn heraus. Ich werde bei Mr. Styles sicher nicht zu Kreuze kriechen. Da wird sich Harry wohl einen anderen Plan überlegen müssen.

„Wollen wir wetten, Boss?"

„Die Wette hast du so gut wie verloren." Kaum haben die Worte meinen Mund verlassen, streckt er mir siegessicher die Hand entgegen. „Solltest du gewinnen, was nur in deinen Träumen passieren wird, hast du einen Wunsch frei. Geld spielt dabei keine Rolle, solange du nicht übermütig wirst... Sollte ich gewinnen, was sehr wahrscheinlicher ist, da ich dich in den Wahnsinn treiben werde, habe ich einen Wunsch frei..." Misstrauisch mustere ich ihn genauer. „Keine Panik. Ich kann auch sehr bescheidene Wünsche haben. Es wird dich nicht in die Insolvenz treiben."

Ich habe nur ein einziges Mal gewettet und diese Wette hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Ich sollte das Wetten besser sein lassen, doch auf der anderen Seite... Was habe ich schon zu verlieren? Mister Großkotz könnte mir die Flugtickets nach England spendieren. Ich möchte meine Familie wiedersehen und ihnen endlich Freddie vorstellen. Sie haben bis heute keine Ahnung von dessen Existenz.

Nur zögerlich schlage ich ein und mache es mir gleichzeitig zur Aufgabe, diese Wette nicht zu verlieren.

empire love ➵ larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt