fifty four

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Harry

Schmunzelnd stehe ich am Aufzug in meinem Penthouse und beobachte Louis, der auf der Couch sitzt und unentwegt auf seinem Laptop herum tippt. Er ist so gebannt, bei dem was er da tut, dass er mich gar nicht bemerkt. Ich könnte stundenlang hier stehen, ihn betrachten und würde es nie leid sein, doch die letzten Stunden ohne ihn waren die reinste Folter und erste Entzugserscheinungen machen sich bemerkbar. Mein Herz läuft Marathon, wenn ich nur an ihn denke.

Langsam nähere ich mich ihm, bin dabei nicht einmal besonders leise, doch Louis nimmt keine Notiz von mir, bis ich schließlich meine Arme von hinten um seinen Bauch lege. Erschrocken zuckt er zusammen und schlägt den Laptop zu.

„Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?", säusle ich an sein Ohr und küsse die Stelle darunter, was ihm eine Gänsehaut beschert.

„Nein.", verschränkt er schmollend die Arme. „Du hast dich aus dem Staub gemacht, bevor ich aufgewacht bin. Schon wieder. Kaum ist Weihnachten vorbei, machst du dich rar. Dabei hast du mir versprochen, dass du bis Jahresende keine Termine hast."

Sanft drehe ich ihn in meinen Armen um und lege meine Hand an seine Wange. „Es tut mir leid, Sweetheart, aber es haben sich ein paar unerwartete Dinge ergeben, die ich nicht aufschieben konnte."

„Klingt ja unheimlich wichtig. Da verstehe ich natürlich, dass du nicht einmal Zeit für ein gemeinsames Frühstück hattest." Die Ironie in seiner Stimme ist nicht zu überhören.

„Bist du sauer?", sehe ich ihm in die Augen, doch Louis wendet seinen Blick ab. „Ich dachte du verbringst die Zeit mit deiner Familie..."

„Wollte ich auch, aber die sehen sich Manhattan an. Ich wäre ja mitgegangen, aber das hätte ich spätestens heute Abend bereut. Ich bin einfach noch nicht fit genug, um von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu hetzen."

Sanft ziehe ich meinen Wuschelkopf an mich. „Ich habe dich nicht gern allein gelassen, dass musst du mir glauben, aber nachdem ich mich mit Mom und Robin ausgesprochen habe, hat Mom eine gewaltige Bombe platzen lassen. Es gab so viel zu tun, sodass ich noch keine Zeit hatte dich in alles einzuweihen."

Misstrauisch hebt Louis eine Augenbraue. „Hast du denn jetzt Zeit?"

„Bis Silvester ist jede einzelne Minute nur noch für dich reserviert." Ich stehle mir einen kleinen Kuss. „Ich habe einen Bärenhunger. Was hältst du davon, wenn wir uns etwas beim Chinesen bestellen, und dann erzähle ich dir alles?"

„Klingt nach einem Plan."

Ich öffne die App für den Lieferservice und ordere mehr als nötig, um Louis eine Auswahl zu geben, nachdem er mehrere Minuten unschlüssig auf das Display gestarrt hat. Wir rücken näher an den Kamin und überbrücken die Wartezeit mit sanften Küssen und zärtlichen Streicheleinheiten. Louis kuschelt sich an mich, lässt seine Finger gedankenverloren über meinen Arm kreisen, während meine Hand seinen Kopf krault. Ich genieße jede einzelne Sekunde mit ihm, doch der Gedanke, dass er bald wieder ausziehen will, macht mich traurig. Viel zu sehr habe ich mich bereits daran gewöhnt neben ihm einzuschlafen, neben ihm aufzuwachen, ihn einfach um mich zu haben. Ich liebe diesen Mann und möchte ihn nicht wieder gehenlassen, doch die Entscheidung liegt bei Louis, und ich werde sie respektieren, egal wie sie ausfällt.

Das Piepen seines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich will mich schon strecken, um es vom Couchtisch zu angeln, doch Louis hält mich zurück.

„Willst du gar nicht wissen wer es ist?", sehe ich ihn überrascht an, da er sonst sofort nach seinem Telefon greift, wenn Freddie nicht bei ihm ist.

„Das war nur eine E-Mail, keine WhatsApp.", antwortet er verhalten, und kaut nervös auf seiner Unterlippe herum, was mich wiederum stutzig macht.

„Lou, was ist los?"

„Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht.", wirft er mir einen unsicheren Blick zu. „Naja, Fehler ist vielleicht das falsche Wort, aber ich habe im Krankenhaus zu viel nachgedacht und habe mich da eventuell in eine fixe Idee verrannt."

„Was für eine Idee ist das?", hake ich nach, als von ihm nichts mehr kommt.

„Ich dachte, ich habe mir das gründlich überlegt, alles recherchiert und nochmal nachgedacht, doch jetzt im Nachhinein... war es doch eine bescheuerte Idee. Total unrealistisch und zeitlich nicht umsetzbar."

„Lou, erzähl mir davon.", bitte ich sanft und greife nach seiner Hand. Er zieht die Luft ein, während seine Augen meinen Blick suchen, ehe er die Luft wieder entweichen lässt.

„Ich habe mich am College für ein paar Onlinekurse eingeschrieben.", platzt es aus ihm heraus, ehe er den Blick wieder abwendet.

„Das ist doch super. Warum sollte das eine bescheuerte Idee sein?" Ich habe zwar nicht damit gerechnet, aber das Louis wieder studieren will finde ich großartig. Er ist viel zu clever, um anderen nur den Dreck hinterher zu räumen. Mom und Gemma teilen meine Meinung, doch dazu soll Louis später mehr erfahren.

„Ich kann das zeitlich mit Freddie doch überhaupt nicht vereinbaren. Die Kurse sind zwar alle abends, aber was, wenn er mal krank ist, nicht schlafen will oder ich todmüde von der Arbeit bin... Ich kann nicht erwarten, dass Liam oder du immer parat steht, um den Kleinen zu übernehmen."

„Jetzt hör mir mal zu, Lou. Du hast deine Karriere für Freddie geopfert, hast all deine Träume aufgegeben, um für deinen Sohn da zu sein. Du bist ein fantastischer Dad und hast bis jetzt einen super Job gemacht, doch Vater zu sein bedeutet nicht seine eigenen Wünsche und Träume hintenanzustellen. Ich finde es wird Zeit, dass du einmal an dich denkst. Wenn studieren das ist, was du willst, dann solltest du das machen. Ich unterstütze dich in all deinen Entscheidungen, und wenn ich mal nicht kann, sind da immer noch Gemma und Lottie, die einen Narren an Freddie gefressen haben. Du bist nicht allein. Du hast Freunde und Familie, die dir helfen möchten, wenn du es zulässt."

Louis sieht mich schweigend an. Ich kann sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten beginnt, doch er hadert sehr lange mit sich, ehe er schließlich sein Handy nimmt und die Mail öffnet, während ich unser Essen entgegennehme.

Ich habe meine Portion fast aufgegessen, als Louis seinen Blick endlich vom Display löst.

„Und wenn ich das alles nicht packe? Arbeit, Kind, Studium?", sieht er mich noch immer zweifelnd an.

„Dann finden wir dafür eine Lösung. Ich habe ziemlich gute Connections zur Chefetage des Golden Crown, und jetzt drück auf Bestätigen, sonst wird dein Essen kalt."

„So ungeduldig Mister Styles?"

„Ich habe nur Angst, dass du in letzter Minute einen Rückzieher machst." Louis sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an, kann ein Lächeln aber nur schwer verbergen.

„So eine Entscheidung muss gut überlegt sein."

„Das stimmt, aber du denkst so lange darüber nach, bis du genügend Gründe dagegen gefunden hast. Ich dagegen mache lieber Nägel mit Köpfen." Ich nehme Louis das Telefon aus der Hand und drücke, ohne zu fragen, auf den grünleuchtenden Button. „Herzlichen Glückwunsch, ab Januar bist du offiziell Student der NYU.", grinse ich ihn frech an, während er mich fassungslos anstarrt. Vielleicht war es etwas übergriffig, aber ich kann nicht zulassen, dass er sich aus Angst oder falschen Gewissensbissen seine Zukunft verbaut. Er hat den Stein ins Rollen gebracht und ich habe den letzten Schubs in die richtige Richtung gegeben.

Unbewusst hat er Gemmas und meinen Entscheidungen schon etwas vorgegriffen, was gar nicht so schlecht ist, da ich mir nun einiges an Überredungskunst sparen kann. Im Golden Crown wird es in naher Zukunft einige gravierende Veränderungen geben. Ich bin gespannt, wie Louis darauf reagieren wird.

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