nineteen

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Harry

Seit fünf Minuten friere ich mir den Arsch in diesem beschissenen Kühlraum ab, doch von diesem Polierstein fehlt jede Spur. Wenn ich wenigstens eine Ahnung hätte, wie dieses Teil aussieht. Eiswürfel polieren. Möchte mal wissen wer sich so einen Blödsinn einfallen lassen hat. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und befrage Google, doch könnte mich im nächsten Augenblick selbst Ohrfeigen. Wenn Google könnte, würde es mich auslachen. So etwas wie Poliersteine für Eiswürfel gibt es gar nicht. Louis hat mich reingelegt und ich Depp glaube es auch noch.

„Respekt Mr. Tomlinson.", verneige ich mich vor Louis, der mir ein volles Tablett mit Gläsern vor die Nase stellt, und ziehe meinen imaginären Hut. „So viel Humor hätte ich dir nicht zugetraut. Erst Rufus und jetzt der Polierstein... Ich hoffe du bist auf deine Kosten gekommen, denn so schnell lasse ich mich von dir nicht mehr zur Lachnummer machen."

„Versprich nicht, was du nicht halten kannst.", grinst er mich dreckig an. Wenn er nur wüsste, was er mit dieser Geste in mir auslöst. Aber nach dem Kuss heute, den ich immer noch auf meinen Lippen spüren kann, bin ich mir sicher, dass Louis mit der Zeit auch weiter gehen wird. Manchmal muss man Menschen eben zu ihrem Glück zwingen. Und wenn er im Bett genauso gut ist, wie er küsst, dann... wow!

Louis steht beim Stadtrat, der wild mit den Armen gestikuliert. Er scheint unzufrieden zu sein, doch Louis steht wie immer freundlich und zuvorkommend daneben und hört sich die Sorgen seiner Gäste an. Ich bin zu weit weg, um mitzubekommen worum es geht, und weil ich gar nicht neugierig bin, schnappe ich mir ein Tablett und räume an genau dem Tisch die leeren Gläser ab. Louis schüttelt nur schwach mit dem Kopf, als er mich sieht, doch ich ignoriere ihn.

„Der Service hier ist eine Farce. Wir mussten teilweise bis zu fünf Minuten auf die Getränke warten. Vom Essen ganz zu schweigen.", redet sich der rundliche Glatzkopf in Rage.

„Was stimmte denn mit ihrem Essen nicht? Ich richte es gern der Küche aus und lasse Ihnen als Entschädigung ein Dessert auf Kosten des Hauses bringen."

„Mein Steak war zäh wie Schuhsohle, das Gemüse viel zu hart und die Kartoffeln noch halb roh. Es ist eine Frechheit, dass man mir so etwas serviert. Und Ihr Dessert können Sie sich sonst wohin schieben. Hier muss man aufpassen, dass man sich nicht die Zähne ausbeißt."

„Aber aufgegessen haben Sie trotzdem alles.", deute ich auf den leeren Teller vor ihm.

„Was mischen Sie sich denn jetzt ein?", sieht er mich von oben herab an, ehe er sich wieder Louis zuwendet und zum nächsten verbalen Schlag ansetzen will.

„Erstens" schiebe ich Louis zur Seite und bäume mich mit verschränkten Armen vor diesem Wichtigtuer auf. „wenn Sie meinen Kollegen so unverschämt anfahren, habe ich allen Grund mich einzumischen. Zweitens: wenn Ihr Steak so zäh war, warum haben Sie es gegessen und nicht zurückgehen lassen? Und Drittens: fünf Minuten auf ein Getränk zu warten ist völlig in der Norm, wenn man bedenkt, dass ein gutes Bier sieben Minuten braucht. Außerdem waren noch andere Gäste anwesend, die den gleichen Service wie Sie verdient haben, der, nur zu Ihrer Information, keine Farce war. Kleiner Tipp: Wenn die Zähne nicht mehr so funktionieren wie sie sollen, das nächste Mal besser eine Suppe bestellen, dann sitzt auch das Hemd wieder besser." Zufrieden klopfe ich mir selbst auf die Schulter, während Louis und dem Stadtrat der Mund offensteht. Nur Schade, dass sein Gefolge bereits wieder im Tagungsraum verschwunden ist. Ich hätte ihn so gern vor versammelter Mannschaft bloßgestellt. Nur eine junge blonde Frau scheint ihm nicht von der Seite zu weichen. Wobei ich mir sicher bin, dass das nicht seine Ehefrau ist.

„Kein Grund frech zu werden junger Mann.", brüskiert sich der Alte und zieht den Bauch ein Stück ein.

„Oh, ich passe mich nur Ihrem niedrigen Niveau an."

„Spinnst du?", fährt mich Louis ungehalten an. „So kannst du doch nicht mit dem Stadtrat reden."

„Aber er darf so mit uns reden? Du musst endlich lernen dich zur Wehr zu setzen. Nur weil wir nicht in einem überteuerten Luxusbüro arbeiten und uns den ganzen Tag den Arsch breit sitzen, sind wir doch nicht weniger wert."

„Jetzt reicht's aber!" Der Stadtrat steht schwungvoll auf. „Das wird ein Nachspiel haben. Das verspreche ich Ihnen." Wutentbrannt packt er seine Begleitung, ich schätze Sekretärin mit besonderen Vorzügen, und will aus dem Restaurant stürmen, als er aus Versehen über meinen Fuß stolpert. Die junge Frau kreischt erschrocken auf, als der Alte wie ein nasser Sack zu Boden geht.

„Ach übrigens", beginne ich, als ich ihm wieder auf die Beine helfe. „unser Fußboden ist ebenfalls hart. Erwähnen Sie das bitte in ihrer Beschwerde. Ich hoffe die Zähne haben es überlebt, sonst bleibt das nächste Mal wirklich nur die Suppe."

„Es wird ganz bestimmt kein nächstes Mal geben.", keift der Alte mich an. „Ihren Job sind sie bald los."

„Das will ich doch schwer hoffen."

„Wie ist ihr Name?"

„Harry. Harry Styles. Und wenn sie sich bei meinem Vater beschweren, richten sie ihm doch viele Grüße von mir aus." Das Entsetzen in seinen Augen ist eine wahre Genugtuung.

„Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?", brüllt mich Louis an, als er mich unsanft vom Restaurant, direkt auf die Herrentoilette schleift. „So kannst du doch nicht mit unseren Gästen umspringen."

„Merkst du's noch?", sehe ich ihn fassungslos an. „Ist dir der Job wirklich so wichtig, dass du dir alles gefallen lässt? Dieser Wichser wollte seine Macht demonstrieren und du warst das perfekte Opfer."

„Das kann dir doch egal sein. Wenn du so weiter machst, bin ich meinen Job sowieso bald los. Der Stadtrat wird sich bei deinem Vater ausheulen und das war's dann für mich."

„So weit werde ich es nicht kommen lassen.", versuche ich Louis wieder etwas zu beruhigen, der vor lauter Wut schon ganz rot ist. „Ich nehme die ganze Schuld auf mich."

„Ist das jetzt dein Plan? Sabotierst du meine Arbeit jetzt so lange, bis dein Vater dich frei gibt?"

„Nein, das ist nicht mein Plan. Ich wollte dir lediglich helfen. Das nächste Mal halte ich mich einfach zurück."

„Fein. Dann sind wir uns ja endlich mal einig.", schnauzt er und stürmt aus der Toilette.

Den restlichen Tag geht er mir, so gut es geht, aus dem Weg. Während Louis die Tische für das Abendgeschäft neu eindeckt und anschließend den Wellnessbereich desinfiziert, schickt er mich zurück in die Suite. Ich versuche ausnahmsweise mal keinen Mist zu bauen, schließlich müssen Louis und ich noch ein paar Tage zusammenarbeiten. Ich habe keinen Bock die ganze Zeit von ihm wie Luft behandelt zu werden. Viel lieber würde ich den Moment von heute Mittag wiederholen, bevor uns Dawson gestört hat. Dieser Schwachkopf hat aber auch ein Gespür dafür immer im falschen Moment aufzutauchen.

Zwei Stunden habe ich für die Suite gebraucht. Gut, ich habe zwischendurch eine kleine Pause eingelegt, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Betten sind akkurat gemacht, die Handtücher ausgewechselt und der Boden gewischt. Ich habe mich selbst zum Staubwischen durchgerungen. Fazit meines heutigen Arbeitstages: Ich muss meiner Putzfrau dringend mehr Gehalt zahlen.

Insgeheim hoffe ich im Personalraum noch auf Louis zu treffen, doch stattdessen finde ich einen Zettel an meinem Spind.

Ich weiß, es ist schon ein paar Tage her...
Aber trotzdem...
Danke für den Überschuss an Vitaminen und Nervennahrung

Gruß L.

P.S. Wie du siehst, kann ich mich doch bedanken ;)

Ich glaube, so langsam fängt Louis an mich zu mögen. Zumindest scheint er nicht mehr ganz so sauer auf mich zu sein.

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