eighteen

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Louis

„Fuck!", entfährt es mir lauter als beabsichtigt. Ich hetze den Gang entlang, um so viel Abstand wie möglich zwischen Harry und mich zu bringen. Das darf doch nicht wahr sein. Warum, um alles in der Welt, lasse ich mich von diesem Mistkerl einfach so küssen? Ich hätte ihn wegstoßen können, doch die Kommunikation zwischen meinem Körper und meinem verdammten Gehirn hat vollkommen versagt. Schon wieder.

Harry hat mich überrumpelt und die Situation schamlos ausgenutzt. Ich hatte gar keine Chance mich zu wehren. Es ging alles viel zu schnell und ehe ich begriffen habe, was da gerade geschehen ist, stand Dawson bereits im Badezimmer. Schiebe ich Harry den Schwarzen Peter zu, doch insgeheim weiß ich, dass ich mich hätte anders verhalten müssen. In einer geistigen Umnachtung habe ich Idiot den Kuss auch noch erwidert, statt ihn zu beenden.

„Du bist so dämlich!", motze ich mein Spiegelbild an, als sich die Fahrstuhltüren hinter mir schließen und ich endlich einen Moment allein bin. Schlechtgelaunt betrachte ich mich, während sich unter meinen Füßen eine immer größer werdende Pfütze bildet. Meine Kleidung klebt wie eine zweite Haut an mir. So kann ich mich unmöglich im Restaurant blicken lassen. Die Arbeitskleidung muss ich sowieso wechseln, doch mein Haar bekomme ich so schnell nicht trocken. Von den Schuhen ganz zu schweigen. Frustriert verlasse ich im Erdgeschoss den Fahrstuhl und ziehe sofort die Blicke aller Gäste auf mich. Pitschnass muss ich quer durchs Foyer, um in den Personalraum zu gelangen. Violet blickt hinter ihrem PC hervor und mustert mich irritiert. „Was ist denn mit dir passiert?", kann sie sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Harry... Harry ist passiert!", knurre ich sie wütend an. „Seit dieser aufgeblasene Lackaffe hier ist, liegt auf mir ein Fluch."

„Das glaub ich nicht. Ihr seid nur noch nicht richtig warm miteinander geworden. Harry ist eigentlich ganz nett."

Wenn sie wüsste, wie warm wir miteinander geworden sind.

Schnell schüttle ich den Gedanken wieder ab, der einfach nur falsch und unangebracht ist. „Ich muss gleich ins Restaurant. Verrate mir lieber, wie ich meine Haare so schnell trocken bekommen soll."

„Wie wäre es mit einem Föhn?", flötet sie belustigt.

„Oh ja, klar. Wer hat den nicht in seinem Spind.", antworte ich sarkastisch.

Gespielt entsetzt hält sie sich die Hand vor den Mund. „Wie, du hast keinen Föhn im Spind? Louis..., ich dachte immer du bist ein Mann, der etwas auf sich hält."

Gereizt feuere ich ihr böse Blicke zu, doch sie amüsiert sich weiter auf meine Kosten.

„2508, die Kombination für meinen Spind. Da findest du einen Fön und falls Interesse besteht auch einen Lockenstab.", kichert sie.

„Wahnsinnig witzig Vi."

„Ach komm schon Schatz. Das war harmlos. Wenn Niall hier wäre, müsstest du dir noch ganz andere Sachen anhören." Sie hat Recht, trotzdem nervt es, wenn diese Späße ständig auf meine Kosten gehen. Ohne etwas darauf zu erwidern, lasse ich sie stehen und bringe mich im Personalraum vor den Blicken der Anderen in Sicherheit.

Böse Blicke bekomme ich auch von Mr. Carter, unserem Restaurantleiter, der abwechselnd zwischen seiner Armbanduhr und mir hin und her schaut. „Sie sind zu spät!", knurrt er streng.

„Entschuldigung Sir, ich ähm... ich wurde... aufgehalten."

„Was kann bitte so wichtig sein, dass Sie mich hier eine halbe Stunde warten lassen? Mr. Tomlinson, ich lasse sie nicht holen, weil mir langweilig..."

„Wenn ich das mal kurz aufklären dürfte?", schneidet ihm Harry das Wort ab, der wie aus dem Nichts auftaucht. „Mr. Tomlinson wurde für ein kurzes Gespräch zu meinem Vater bestellt, und wie Sie vielleicht wissen, lässt man ihn besser nicht warten."

Harry hat ihm den ganzen Spaß an einem ellenlangen Vortrag über Pünktlichkeit am Arbeitsplatz genommen. Argwöhnisch betrachtet er den Lockenkopf, der es gewagt hat, ihm ins Wort zu fallen, belässt es aber dabei.

„An die Arbeit meine Herren. Hier ist schließlich keine Selbstbedienung." Mit einer ausschweifenden Bewegung deutet er auf das volle Restaurant, ehe er um die nächste Ecke verschwindet.

„Das war nicht nötig."

„Kannst du nicht einfach mal Danke sagen?"

„Kann ich, wenn es dafür einen Grund gibt. Doch statt mir zu helfen, reitest du mich immer weiter in die Scheiße. Was, wenn er deinen Vater auf das Gespräch anspricht, welches es ja gar nicht gab? Begreifst du nicht, dass ich den Job hier brauche?", keife ich Harry an.

„Was meinst du, wie viele Mitarbeiter hier würden die Entscheidungen meines Vaters offen in Frage stellen?" verwirrt sehe ich ihn an. Während ich noch darüber nachdenke, verschränkt er grinsend die Arme. „Keiner.", beantwortet er seine Frage selbst. „Ich weiß, dass mein Vater ein elender Tyrann ist, und ein nettes Gespräch mit Violet hat mir bewiesen, dass er mehr angsteinflößend als respektvoll ist. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass Mr. Carter zu ihm geht und ihn auf das Gespräch anspricht."

„Ich brauch deine Hilfe trotzdem nicht. Und jetzt hinter die Theke mit dir. Ausschänken, zapfen und Gläser spülen. Und wenn wir hier fertig sind, machst du die 13.4 sauber. Verstanden?"

„Bekomme ich dann zur Belohnung einen Kuss?"

„Du bekommst einen Arschtritt, wenn du deine Arbeit nicht erledigst!"

„Du magst es also eher etwas grober?" Lasziv leckt er sich über die Lippen.

„Harry!"

„Was?"

„Das ist sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.", weise ich ihn harsch in die Schranken.

„Dann melde mich doch."

„Damit du die Wette gewinnst? Träum weiter."

„Mach ich und in jedem einzelnen Traum darfst du die Hauptrolle spielen."

Dieser Typ ist einfach unmöglich. Sein dämliches Spiel kann er allein spielen. Ich mache drei Kreuze, wenn er endlich wieder weg ist.

Das Restaurant ist brechend voll. Neben den Stadtoberhäuptern, die heute ihr Meeting in unseren Konferenzräumen abhalten, und einer französischen Reisegruppe, sind noch etliche unangemeldete Gäste erschienen. Stress pur, doch es gibt gutes Trinkgeld. Mr. Carter hat sich gleich die Reisegruppe geschnappt, während er mir die überkandidelten Stadtoberhäupter und ein paar einzelne Tische aufgebrummt hat. Wahrscheinlich seine Art mich für meine Verspätung büßen zu lassen. Ich habe kein Problem mit Stress, und auch nicht mit schwierigen Gästen, oder bizarren Extrawünschen, doch wenn man so von oben herab behandelt wird, würde ich den werten Herren und Damen ihre Getränke am liebsten ins Gesicht schütten.

„Und was wollen die Arschgeigen jetzt?", sieht mich Harry genervt an. „Einen frischgepressten Orangensaft, aber nicht mit den Orangen, die du hier liegen hast, die Dame hätte gern gekühlte Orangen dazu."

„Tun's nicht auch Eiswürfel?"

„Nein. Bitte gekühlte Orangen.", mime ich die Dame nach. „Außerdem einen Wildberry Lillet mit Bio-Blaubeeren und frischpolierten Eiswürfeln."

„Du willst mich verarschen?" Ungläubig schaut Harry zum Stadtrat und seinem Gefolge.

„Sehe ich aus, als würde ich dich verarschen wollen? Das war der ausdrückliche Wunsch. Frisch polierte Eiswürfel. Im Kühlraum findest du den Polierstein. Besser du machst dich gleich an die Arbeit."

„Sowas gibt es wirklich?"

„Würde ich dich sonst losschicken?"

Gott, ist das schwer sich ein Lachen zu verkneifen, doch als Harry in der Küche verschwunden ist, halte ich es nicht mehr länger aus. Schon die Vorstellung, wie er hier steht und jeden Eiswürfel poliert... ich kann nicht mehr.

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