fourty eight

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Louis

Panisch keuchend wache ich mitten in der Nacht auf. Mein Herz schlägt hastig in meiner Brust. Es war nur ein Traum, und doch fühlte es sich so verdammt realistisch an. Es ist nicht das erste Mal, dass ich von dem Unfall träume, doch bis jetzt waren es nur in Nebel gehüllte Bruchstücke. Nichts Präzises. Einzelne Fragmente, ohne jeden Zusammenhang. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, doch plötzlich ist alles wieder da. Ich erinnere mich wieder an jedes kleine Detail, als wäre es gerade erst geschehen. Ich spüre noch immer Dawsons wütende Blicke auf mir, seinen groben Griff in meinem Nacken, seinen kräftigen Stoß, bevor alles um mich herum schwarz wurde.

Noch immer schwer atmend taste ich mit der linken Hand nach einer Flasche Wasser und räume prompt das Nachtschränkchen ab. Ein zischender Laut entfährt mir, beim Versuch mich nach vorn zu beugen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lasse ich mich auf das Kissen zurückfallen, als auf einmal das Licht angeht.

„Was machst du denn da?", höre ich Harrys verschlafene Stimme.

„Ich wollte etwas trinken, aber mit diesem bescheuerten Gips am Arm bekomme ich nicht mal das allein hin.", meckere ich unzufrieden. Ich hasse es auf Hilfe angewiesen zu sein, doch im Augenblick, schaffe ich es ohne fremde Hilfe nicht mal aus dem Bett. Von meiner Hüfte aufwärts gibt es kaum einen Bereich, der nicht bei der kleinsten Bewegung höllische Schmerzen auslöst. Dazu kommen ein verstauchter Knöchel und meine Unbeholfenheit mit links.

„Warum sagst du denn nichts?", sieht Harry mich vorwurfsvoll an, als er sich nach der Flasche bückt und sie mir reicht.

„Weil du gar nicht hier sein solltest. Du solltest zu Hause in deinem Bett liegen und nicht hier auf zwei zusammengeschobenen Stühlen übernachten.", sehe ich ihn ebenso vorwurfsvoll an. Auch wenn Harry sich jeden Abend erst spät in mein Zimmer schleicht und früh vor dem Frühstück wieder verschwindet, bekomme ich ihn trotzdem mit. Ich genieße seine Nähe, ohne Frage, doch ich sehe auch, wie es ihm zu schaffen macht.

„Es nutzt keinem, wenn du vor Müdigkeit zusammenklappst."

„Das sagt der Richtige.", kontert Harry. Er nimmt mir die Flasche wieder ab und stellt sie zurück auf das Nachtschränkchen, ehe er sich auf die Bettkante setzt. „Es ist noch gar nicht so lange her, da hast du dich tagelang mit einer Überdosis Koffein wachgehalten."

„Das kannst du doch gar nicht vergleichen.", rechtfertige ich mich. „Freddie war krank, und ich krank vor Sorge."

„Und wo ist da jetzt der Unterschied?", sieht er mich sanft an. „Du bist krank und ich mache mir Sorgen. Ich kann nicht zuhause rumsitzen und Däumchen drehen, wenn du hier liegst und Schmerzen hast."

„Die sind gar nicht mehr so stark."

„Du bist ein miserabler Lügner." Harry nimmt meine linke Hand in seine, drückt sie an seine Lippen und streicht mit der anderen eine Strähne aus meinem Gesicht. „Und jetzt erzähl mir, warum du nicht schlafen kannst."

Ich zögere einen Moment, doch Harry kann ebenfalls stur sein. Er wird nicht lockerlassen, bis ich mit ihm rede. Also beginne ich ihm von meinem Traum zu erzählen. Davon, wie Dawson Freddie und mich an der Bahn abgefangen hat und immer wieder auf mich eingeredet hat, dass ich mich von Harry fernhalten solle. Ich wollte ihm aus dem Weg gehen, doch Dawson ist größer, schneller und stärker als ich. Ich habe ihm an den Kopf geworfen, dass Harry sich niemals für ihn entscheiden würde, doch das war ein großer Fehler. Dawson ist vollkommen ausgerastet. „Harry und ich gehören zusammen!", hat er immer wieder gesagt, als er mich am Genick gepackt hat, während Freddie weinend danebenstand. Ich konnte mich kurzzeitig befreien, doch Dawson hatte mich schnell wieder ein. Es gab eine Rangelei, ehe ich das Quietschen von Reifen und einen dumpfen Aufprall wahrgenommen habe.

„Du kannst dich erinnern?", sieht mich Harry überrascht an, doch statt ihm zu antworten, weiche ich seinem Blick aus.

„Dawson hat das Foto an deinen Vater geschickt.", sage ich tonlos. Ich traue mich nicht Harry in die Augen zu sehen. Ich habe ihm Verrat unterstellt, dabei hätte ich es besser wissen müssen. „Es tut mir so leid, Harry. Ich wusste, dass Dawson besessen von dir ist, doch dass er so weit gehen würde..."

„Hey", unterbricht er mich sanft, umfasst mein Gesicht mit seinen Händen. „Ich mache dir keine Vorwürfe, Sweetheart. Ich habe selbst genug Fehler gemacht, als dass ich dich für irgendetwas verurteilen könnte."

Federleicht legt er seine Lippen für einen kurzen Moment auf meine. „Dawson wird seine gerechte Strafe bekommen, aber darum kümmern sich andere. Für dich zählt jetzt nur eins... gesund werden."

Harry drückt sich von der Matratze hoch, doch ich halte ihn am Arm zurück. „Leg dich zu mir.", bitte ich, als er unschlüssig zwischen seinem provisorischen Nachtlager und dem Bett hin und her sieht.

„Ich will dir aber nicht wehtun."

„Du tust mir nur weh, wenn du dich nicht zu mir legst.", sage ich entschlossen. „Ich habe es satt, wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Weißt du wie scheiße sich das anfühlt? Ja, ich bin verletzt und ja, ich habe Schmerzen, aber dein distanziertes Verhalten schmerzt mehr als jede einzelne gebrochene Rippe."

„Ich steh drauf, wenn du so energisch bist.", schmunzelt Harry, als er sich endlich neben mich legt.

„Halt die Klappe und küss mich!", fordere ich ein, wonach ich mich seit Tagen sehne. Schluss mit diesen übervorsichtigen Berührungen. Ich bin noch am Leben, und das möchte ich endlich wieder spüren.

Noch etwas zurückhaltend lehnt Harry sich mir entgegen, doch ich mache ihm schnell klar, dass ich mehr will. Ich ziehe ihn näher an mich, presse meine Lippen hungrig auf seine. Meine Zunge gleitet in seinen Mund, umschlingt seine gierig, dass es ihn überrascht keuchen lässt. Das unangenehme Ziehen in meinem Brustkorb ignoriere ich. Ich möchte den Moment auskosten, solange es geht, doch Harry nimmt das Tempo aus dem Kuss, wird zärtlicher, gefühlvoller. Sanft knabbert er an meiner Lippe, ehe er sich nur Zentimeter von mir entfernt.

„Geht's dir gut?"

„Jetzt schon.", wispere ich gegen seine Lippen und stehle mir einen weiteren Kuss.

„Die beste Medizin ever.", sage ich lächelnd, als Harry den Kuss endgültig beendet. Sanft gleiten seine Finger über meine Haut, während mir, eng an ihn gekuschelt, langsam die Lider wieder schwer werden.

empire love ➵ larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt