twenty five

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Louis

Es ist nur ein Frühstück, nichts Großes. Ein Treffen unter Freunden. Rede ich mir jedenfalls ein. Doch warum macht mich das dann so nervös? Und warum erzähle ich Liam nichts davon, obwohl ich ihm immer alles erzähle? Seit ich aufgestanden bin, bin ich das reinste Nervenbündel. Ich habe geduscht, mich rasiert und meinen halben Kleiderschrank ausgeräumt, auf der Suche nach dem perfekten Outfit. Normalerweise sind mir solche Details egal. Ich mache mir eigentlich nichts aus Mode. Es muss bequem sein und ich muss mich darin wohlfühlen. Doch ich treffe mich heute mit Harry und der ist immer top gestylt. Ich möchte neben ihm nicht wie ein Penner wirken. Das ist der einzige Grund für dieses Theater.

Ich bin noch nicht zufrieden mit meinen Haaren, doch Zeit habe ich auch keine mehr. Freddie und Bear müssen in den Kindergarten und Liam nach einer langen Nacht endlich ins Bett. Je näher meine Verabredung rückt, desto unruhiger werde ich. Vielleicht sollte ich doch absagen. Die Zusage war eine blöde Schnapsidee.

Nachdem ich die Jungs im Kindergarten abgegeben habe, habe ich mehrfach versucht Harry mit einem nachvollziehbaren Grund abzusagen, doch nun stehe ich doch in Manhattan vor dem kleinen Café. Nervös wische ich mir meine schweißnassen Hände an meiner Jeans ab und atme noch einmal tief durch, ehe ich das französisch angehauchte Geschäft betrete. Ein appetitlicher Duft nach frischen Backwaren steigt mir in die Nase und augenblicklich meldet sich mein Magen knurrend. Harry ist bereits da. Er sitzt in einer kleinen Nische und nippt an einer Tasse Kaffee. Mit klopfendem Herzen gehe ich auf ihn zu. Er sieht auf und strahlt mich an, was seine Grübchen zum Vorschein bringt. Meine Lippen heben sich ebenfalls zu einem zaghaften Lächeln, während mein Puls noch einmal beschleunigt. Gott, was hat dieser Mann nur an sich, dass mich so aus dem Konzept bringt?

„Guten Morgen, Boss.", sagt er mit rauer Stimme. „Ich hatte schon Angst, du versetzt mich."

Unsicher sehe ich auf meine Uhr. „Bin ich zu spät?"

„Nein, bist du nicht. Du bist sogar ausgesprochen pünktlich. Ich war mir nur nicht sicher, ob du wirklich kommen würdest."

„So schätzt du mich also ein?", sehe ich ihn gespielt beleidigt an, dabei waren seine Zweifel gar nicht so abwegig.

Das Frühstücksangebot ist riesig, und da ich mich nicht entscheiden kann, bestellt Harry kurzerhand von allem etwas. Bis wir unser Essen auf dem Tisch haben führen wir ein eher verklemmtes Gespräch über belanglose Dinge, doch mit der Zeit werden wir lockerer, lachen über Witze, die wahrscheinlich nur wir witzig finden und räumen mit englisch amerikanischen Vorurteilen auf. Wie dem, dass alle Engländer ihren Tee mit Milch trinken. Ich für meinen Teil trinke Tee nur wenn ich krank bin und dann auf gar keinen Fall mit Milch. Bah, einfach so widerlich.

Als ich das nächste Mal auf meine Uhr blicke, sitzen wir bereits seit über einer Stunde hier. Vollgefuttert von all den Köstlichkeiten, die uns Anni, die Besitzerin des Cafés, serviert hat. Wie sich herausstellt, ist das Harrys Stammcafé. Hier ist er schon als kleiner Junge mit seiner Mom hergekommen, und kann bis heute nicht genug von den Zimtschnecken und Plunderteilchen bekommen.

Wir bestellen uns noch einen Kaffee und vertiefen unsere Unterhaltung Stück für Stück. „Was ist dein Lieblingsplatz in New York?", möchte Harry wissen, während er mich genau mustert. Von seiner überheblichen arroganten Art, die er im Hotel an den Tag legt, ist heute nicht die Spur zu merken. Er wirkt ehrlich interessiert an dem, was ich zu sagen habe. Er ist wie ausgewechselt. Das ganze Gegenteil zu Mister Großkotz.

„Ehrlich?", frage ich und Harry nickt. „Ich habe noch nicht wirklich viel von New York gesehen."

„Wie das? Du bist doch schon über drei Jahre hier?"

„Es hat sich irgendwie nie ergeben. Als ich noch auf dem College war, habe ich meine ganze Zeit ins Studium und das Training investiert. Und als ich das Kapitel hinter mir lassen musste, musste ich Geld verdienen. Da bleibt nicht viel Zeit für Sightseeing."

„Aber du warst schon mal in Chinatown." Ich schüttele den Kopf. „Ground Zero? Auf dem Empire State Building? An der Freiheitsstatue?" Jedes Mal kann ich nur mit einem Kopfschütteln antworten. „Louis, du entsetzt mich. Wie kann man denn in New York wohnen, ohne die Stadt wirklich zu kennen. Das müssen wir dringend ändern."

„Wir?", sehe ich ihn verdutzt an.

„Du brauchst einen Reiseführer und wer wäre da besser geeignet als jemand, der hier aufgewachsen ist."

„Und mit jemand, meinst du dich?"

Harry knufft mir in die Wange.

„Wem denn sonst? Gib mir etwas Zeit und ich bereite dir die beste Sightseeing-Tour, die du dir nur vorstellen kannst."

„Du bist ein Spinner. Weißt du das?", lache ich ihn an.

„Spinner, Idiot, Blödmann... mir egal, solange ich nur in deiner Nähe sein kann."

Perplex sehe ich ihn an. Das Lächeln ist aus meinem Gesicht verschwunden. Ich forsche in seinem Gesicht nach irgendeinem Hinweis, dass er mich nur auf den Arm nehmen will, doch da ist nichts. Nicht das kleinste Anzeichen eines Witzes. Er nimmt mich mit seinen Augen gefangen und kommt mir langsam näher. Seine Finger gleiten sanft durch mein Haar, während ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren kann. Einen Wimpernschlag später küsst er mich. Er küsst mich sanft und leidenschaftlich. Mit so viel Hingabe, wie ich es nie zuvor gefühlt habe. Ein Kribbeln entsteht in meinem Bauch und breitet sich schnell auf meinen Körper aus. Ich liebe dieses Gefühl, ich liebe seine Küsse, seinen Geschmack auf meiner Zunge, seine zärtlichen Berührungen. Doch ehe ich mich darin verlieren kann, beendet Harry den Kuss. „Das wird allmählich zu meiner Lieblingsbeschäftigung.", flüstert Harry gegen meine Lippen, ehe er mich erneut küsst, bis wir uns nach Luft ringend voneinander lösen müssen.

Wir verlassen das kleine Café und fahren mit Harrys Ferrari nach Brooklyn. Wir schlendern über die Promenade, essen ein Eis und lassen uns von den letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres wärmen. Harry hat seinen Arm um meine Schulter gelegt, während meiner auf seiner Hüfte ruht. Ich genieße diese Unbeschwertheit, die er in mir weckt. Doch gleichzeitig macht es mir Angst. Angst vor dem was wäre, wenn. Wenn wir das hier vertiefen sollten? Wenn sich Gefühle aufbauen sollten, von denen ich noch nicht zu träumen wage? Dann werde ich ihm irgendwann von Freddie erzählen müssen. Ich möchte meinen Sohn nicht verstecken müssen, doch noch vertraue ich Harry nicht genug, um dieses Geheimnis zu lüften. Die Zeit vergeht viel zu schnell und ehe ich mich versehe, wird es Zeit die Jungs aus dem Kindergarten zu holen. Ich begleite Harry noch zu seinem Wagen, wo wir uns ausgiebig voneinander verabschieden. „Und es besteht keine Möglichkeit, dich heute nochmal zu sehen?"

„Tut mir leid, aber ich bin heute schon ausgeplant. Wir sehen uns morgen bei der Arbeit."

Wieder küssen wir uns. Unser Abschied zieht sich endlos in die Länge, bis mir wirklich keine Zeit mehr bleibt und ich ihn stehenlassen muss.

empire love ➵ larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt