Kapitel 7

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Kenshin stieg selbstsicher auf das Podium und stellte sich vor dem Rednerpult. Er war nicht nervös, er hatte schon öfters eine Pressekonferenz einberufen, war doch diesmal mehr Presseleuten anwesend als sonst. Trotz dem was er jetzt verkünden wollte, war er ruhig, was ihn selbst wunderte. Alle Kameras, Mikrofone und Blicke waren auf ihm gerichtet.
„Mein geliebtes Volk, ich wende mich heute an euch, um über die vielen Gerüchte zu sprechen, die in den letzten drei Tagen im Umlauf waren. Einige davon sind leider wahr, andere nicht.", begann Kenshin mit deutlicher und ruhiger Stimme und selbstsicherer Haltung. „Im ersten Fall, die vermissten Jugendlichen aus der Schweiz wurden hier in Hiyokuna gefunden, dies ist wahr. Die Jugendlichen bekamen sofort ärztliche Unterstützung und sind alle auf dem Weg der Besserung. Der vermisste Junge Adrian Justin Müller bewies grossen Mut, in dem ihm die Flucht gelang und im französischen Konsulat um Hilfe bat, die er auch erhielt. Das französische Konsulat alarmierte die Polizei, die daraufhin drei der vier vermissten Mädchen retten konnte. An dieser Stelle möchte ich unserer Polizei und dem französischen Konsulat für die grossartige Zusammenarbeit und ihr schnelles Handeln herzlich danken.
Kenshin machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach.
„Das Gerücht, dass der Entführer geschnappt wurde, ist unglücklicherweise nicht wahr, dieser konnte leider mit dem vermissten Mädchen Anna Verena Turner entkommen. Mit noch grösserem Bedauern muss ich mitteilen, dass der Entführer Bors William Winceston, Duke of Shioko ist."
Ein Ohrenbetäubender Lärm brach in den Saal aus. Ein neues Blitzgewitter von Kameras startete neu und Journalisten riefen lauter Fragen.
„Wie konnte dies unbemerkt bleiben?"
„Was sagt sein Sohn dazu?"
„Warum haben Sie so etwas zugelassen?"
„Das könne doch gar nicht stimmen! Ist das ein Witz?
„Ist das auch gewiss, dass es unser geliebter Duke war?"
Mit einer Handbewegung brachte Kenshin die meisten Presseleute zum Schweigen.
„Ruhe!", rief Kenshin ruhig, aber bestimmt, und sofort wurde es mucksmäuschenstill. „Ich verstehe, dass es schwer zu glauben ist, dass es sich bei dem Mann um Bors Winceston handelt, aber zweifellos handelt es sich um den Duke of Shioko. Die vermissten Jugendlichen haben ihn zweifelsfrei identifiziert, und sein Sohn hat bestätigt, dass das Grundstück, auf dem die Jugendlichen festgehalten wurden, Bors Winceston gehört. Daher bitte ich alle Hiyokaner und Hiyokanerinnen, dem Duke of Shioko keine Hilfe zu leisten. Bors William Winceston ist ein Verbrecher, ein gefährlicher Mann, der unschuldige Jugendliche entführt, missbraucht und vergewaltigt hat! Jeder, der ihm hilft, macht sich strafbar und wird vor Gericht gestellt! Ich werde solche Verbrechen nicht tolerieren, sei es Mann oder Frau, sei es jemand der mir noch so nahesteht oder ob es jemand von hohem Adel ist! Niemand steht über dem Gesetz! Ich bitte nochmals eindringlich darum, Bors William Winceston nicht zu unterstützen. Wenn Sie ihn sehen, rufen Sie bitte die Polizei. Des Weiteren muss ich kaum erwähnen, dass der Duke of Shioko nicht länger als Kandidat für den Großen Rat in Betracht gezogen wird. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung und nun wird Steven Winceston noch ein paar Worte sagen."
Es wurde gemurmelt und geflüstert, während Kenshin sich vom Rednerpult abwandte, um Steven Platz zu machen. Er nickte Steven ermutigend zu und dieser ging schweren Herzens zum Rednerpult.
„Meine Worte richten sich an die Familien der Jugendlichen.", begann Steven mit fester Stimme, aber schwermütig. „Ich bitte um Vergebung dafür, dass ich nichts bemerkt habe. Es tut mir unendlich leid. Ich weiß, dass ich etwas hätte bemerken sollen, da ich oft unter dem gleichen Dach wie mein Vater geschlafen habe, aber das habe ich nicht getan. Natürlich kann meine Entschuldigung nichts ungeschehen machen, dennoch hoffe ich, dass Sie meine Entschuldigung annehmen."
Kenshin wusste, dass diese Worte für Steven nicht einfach waren. Sie waren gelogen, aber Yusei hatte darauf bestanden, damit sich auch Steven von Bors distanzieren konnte. Steven machte eine Pause, holte einmal tief Luft, bevor er weitersprach.
„Und jetzt richte ich mich an meinem Vater!", sagte er bestimmend und Kenshin konnte die härte in seiner Stimme hören. „Vater, ich weiss, dass du zusiehst! Du hast alles verraten und verloren was dir jemals wichtig war, für eine Liebe, die es nie gegeben hat! Stelle dich und bekenne deine Verbrechen!"
Während Steven sich vom Rednerpult entfernte, stieg der Lärmpegel aus Gemurmel und Geflüster wieder an. Kenshin blickte Steven anerkennend an, bevor er sich wieder hinter dem Rednerpult stellte.
„Vielen Dank für Ihr Kommen! Die Pressekonferenz ist nun beendet!", bedankte er sich und war froh, dass es vorbei war. Gerade als er gehen wollte, stellte ein Journalist eine Frage in so hoher Lautstärke, dass jeder im Saal es hören konnte und Kenshin nicht so tun konnte, als ob er die Frage überhört hätte.
„Ist es wahr, dass die Verlobte vom Duke of Shioko in Wahrheit Anna Verena Turner ist? Eine der entführten Jugendlichen?"
„Ja, das ist wahr.", beantwortete Kenshin nach kurzem Zögern und wollte sich erneut abwenden, als der Journalist nochmals eine laute abschätzende Frage stellte.
„Wieso ist sie dann nicht einfach geflohen oder hat Hilfe geholt?"
„Es war sicherlich nicht so einfach.", erwiderte Kenshin etwas kühl, dass Anna von der Presse angegriffen wurde, machte ihn wütend. „Ich weiss, dass Sie alle jetzt denken, dass Anna Verena Turner seine Komplizin war. Ich versichere Ihnen, dass dem nicht so ist. Sie ist ein Opfer, genau wie die anderen Jugendlichen, und hat Schreckliches erlebt. Der Schein kann trügen. Nicht immer ist alles so, wie es scheint oder wie wir denken!"
Die Journalisten wurden wieder laut und stellten Frage um Frage, aber mit einer Handbewegung von Kenshin wurde es wieder ruhig.
„Die Pressekonferenz ist hiermit beendet.", wiederholte er leicht gereizt, aber sehr bestimmt und verliess endgültig das Podium. Kenshin verliess den Saal unter dem Blitzgewitter der Kameras und trotz des Protests einiger Journalisten. Er ging in den Nebenraum und spürte, dass er gereizt war und wusste auch warum, doch hätte es nicht passieren dürfen. Er durfte niemals die Kontrolle seiner Gefühle verlieren, niemals, auch wenn es Anna betraf.
„Alles in Ordnung Majestät?", riss ihn Yuseis tiefe Stimme aus den Gedanken und Kenshin drehte sich zu ihm um.
„Natürlich.", entgegnete Kenshin leicht verstimmt und Yusei nickte.
„Es ist eigentlich ganz gut gelaufen.", meinte Yusei zufrieden, als Steven zu ihnen stiess. „Ich hoffe durch Lord Winceston Rede, wird der Duke sich stellen. Gut gemacht Lord Winceston. Ich weiss es war für Sie nicht einfach. Für Sie beide."
Yusei blickte beide mitleidig an, bevor er sich vor Kenshin leicht verneigte und den anderen Mitgliedern des Grossen Rats aus dem Raum folgte.
„Ist bei dir wirklich alles Ordnung?", fragte Steven ihn leise, sobald alle ausser Hörweite waren. „Ich hatte das Gefühl, du wirkst leicht gereizt."
„Ja, es geht schon.", erwiderte Kenshin abwimmelnd, doch als er Stevens Blick sah fügte er hinzu. „Dieser Journalist hat mich irgendwie leicht wütend gemacht."
„Ja, mich auch ein wenig.", gab Steven zu.
„Wie er von Anna so abfällig geredet hat...", knurrte Kenshin erbost. „Er hat keine Ahnung was sie durchgemacht hat."
„Ich weiss, aber das weiss niemand wirklich. Nicht einmal wir.", beurteilte Steven seufzend.
„Was meinst du damit?", wollte Kenshin wissen, wusste er den nicht alles was Anna erleiden musste?
„Glaubst du wirklich Anna hat mir alles erzählt, was Bors ihr angetan hat? Viele Sachen konnte ich erraten, aber andere Sachen kann ich nur vermuten was passiert ist.", erklärte Steven schwermütig.
„Ich verstehe.", erwiderte Kenshin und seufzte tief. „Wir sollten jetzt zur Sitzung, der Grosse Rat wartet bestimmt schon."
Steven nickte und gemeinsam liefen sie ein Stockwerk des Regierungsgebäudes nach oben, wo sie dann ins grosse Sitzungszimmer eintraten. Alle neun Männer des Grossen Rates warteten bereits auf ihn und erhoben sich vom Tisch, als Kenshin den Raum betrat. Kenshin lief am Kopf des Tisches, während sich Steven am anderen Ende des Tisches stellte. Kenshin setzte sich auf den grossen Stuhl, welcher schon fast an einem Thronsessel glich und gab das Zeichen, dass sich alle setzen konnten.
„Nun, lassen Sie uns über den Fortgang dieser Situation sprechen.", begann Kenshin geschäftig, sobald alle wieder sassen und Ruhe herrschte. „Mr. Kingsley, ich hatte Ihnen die Aufgabe übertragen, den Duke of Shioko zu finden. Wie sieht es damit aus?"
„Kaiserliche Hoheit, vom Duke fehlt jede Spur.", unterrichtet Kingsley alle Anwesenden. „Die Polizei hat alle Grundstücke durchsucht, die dem Duke gehören und Wachen aufgestellt, falls er zurückkehren sollte, aber nichts!"
„Das sind keine erfreuliche Nachrichten Mr. Kingsley.", erwiderte Kenshin bedauernd.
„Kaiserliche Hoheit, ich tue mein Bestes, aber wir müssen auch in Betracht ziehen, dass der Duke das Land verlassen hat und ausserhalb unserer Reichweite ist.", merkte Kingsley an.
„Nein, das glaube ich nicht.", meldete sich Steven zu Wort. „Bors würde das Land nicht ohne Anna verlassen. Er ist bestimmt im Untergrund abgetaucht."
„Das glaube ich auch.", meinte Kenshin bestimmend. „Der Duke hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich Anna wiederholen würde. Haben wir eine Möglichkeit jemand dort einzuschleusen?"
„Ich werde mich darum kümmern, kaiserliche Hoheit.", gab sein Geheimdienstchef Tobias Taylor an. „Aber dass ich es gleich gesagt habe, es wird nicht einfach."
„Wir müssen nun mal alles versuchen.", erwiderte Kenshin seufzend und alle nickten.
„Euer Spion sollte auch nach Jackson Hill Ausschau halten. Mein Vater weiss, dass alle ihn suchen und wird Jack für alles schicken, während er sich versteckt.", informierte Steven Taylor und richtete sich dann an Kingsley. „Wurde eigentlich das Bordell in der Hauptstadt durchsucht?"
„Nein, es gab keinen Grund das Bordell zu durchsuchen, da es ein normaler Betrieb ist.", antwortete Kingsley ein wenig gleichgültig. Kenshin dachte er hätte sich verhört, das konnte doch nicht wahr sein.
„Dann sollte dies nachgeholt werden!", meinte Kenshin mit harter Stimme und hätte sein Ratsmitglied am liebsten angeschrien. Er richtete sich leicht nach vorne, legte die Ellbogen auf den Tisch und die Fingerkuppen aneinander, während er Kingsley vernichtend ansah.
„Ich werde es gleich veranlassen, kaiserliche Hoheit.", gab Kingsley kleinlaut an.
„Sofort!", befahl Kenshin ruhig aber mit einem Unterton, der keinen Wiederspruch duldete und blickte Christian Kingsley mit wütenden Augen an.
„Natürlich kaiserlicher Hoheit.", brabbelte Mr. Kingsley beschämt, packte sofort seine Dokumente zusammen, stand auf und verneigte sich vor Kenshin, bevor er in Windeseile das Sitzungszimmer verliess.
„Für die, die es noch nicht begriffen haben, handelt es sich hier um eine äußerst wichtige Angelegenheit, und ich erwarte von allen, dass sie ihr Bestes geben!", ergriff Kenshin ungehalten das Wort und blickte seine Ratsmietglieder erbost an. „Ein schreckliches Verbrechen wurde in meinem Land begangen, von einem Adligen, der mir nahestand, und ich möchte, dass dieser Mann hinter Gittern landet, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird! Habe ich mich dabei klar genug ausgedrückt?"
Sofort nickten alle und Yusei ergriff das Wort.
„Wir geben alle unser Bestes, kaiserliche Hoheit. Wir verstehen wie wichtig diese Angelegenheit ist, das Volk soll nicht denken, dass jemand mit hohem Titel über das Gesetz unseres Landes steht."
„Dem kann ich nur beipflichten!", meinte Lord Saburo Itõ, Kenshins jüngstes Ratsmitglied und entfernter Verwandter. „Wir werden dem Volk zeigen, dass wir den Duke of Shioko wie ein normaler Bürger behandeln werden, der ein Verbrechen begangen hat."
Die Ratsmitglieder stimmten lautstark zu und begannen zu applaudieren, sodass Kenshin sie zuerst zur Ruhe bringen musste, was er mit einer Handbewegung tat.
„Es freut mich zu hören, dass wir alle dieselben Ziele haben.", sagte Kenshin, nun wieder im normalen Ton und wandte sich an Saburo. „Wie geht es den Jugendlichen Saburo?"
„Den meisten geht es wieder gut, kaiserliche Hoheit. Luljeta Stankovic und Sonja Jäger haben sich gut erholt und werden dank psychologischer Unterstützung die Ereignisse gut verarbeiten können. Sie wurden ärztlich untersucht und es ist alles in bester Ordnung. Vanessa Gerber bereitet mir jedoch etwas Sorgen. Im Gegensatz zu den anderen beiden wurde sie mehrmals vergewaltigt. Gesundheitlich ist sie ansonsten in bester Verfassung, aber sie wird noch etwas Zeit brauchen. Dr. Johnson ist jedoch zuversichtlich, dass sie es verarbeiten wird.", benachrichtigte Saburo Kenshin.
„Und wie steht es um den Jungen, Adrian Müller?", fragte Kenshin nach.
„Er erholt sich gut. Seine Verletzungen waren nicht so schwerwiegend und er verarbeitet die Ereignisse ebenfalls mit psychologischer Hilfe.", berichtete Saburo ihn weiter. „Alle Fragen immer wieder nach Anna. Sie machen sich grosse Sorgen um sie, besonders Adrian Müller. Kann ich ihnen etwas Gutes berichten?"
„Nein leider nicht.", antwortete Kenshin seufzend. „Niemand ausser uns darf wissen, dass Steven Anna gerettet hat. Zumindest noch nicht. Anna befindet sich in einem bedauernswerten Zustand. Ich weiß, einige von euch haben sie als Annalia Aubry kennengelernt und denken, dass alles in Ordnung war, aber das war nur gespielt. Die Misshandlungen, die sie erlitten hat, sind viel schlimmer, als ihr euch vorstellen könnt."
„Über was für Misshandlungen reden wir da?", wollte Taylor angespannt wissen. Kenshin wurde still, zu erzählen was Anna passiert war, fiel ihm irgendwie schwer und als er Steven ansah, erkannte er, dass Steven genauso Probleme damit hatten.
„Sie wurde oft brutal zusammengeschlagen, vergewaltigt und zu Sex gezwungen.", antwortete Yusei schliesslich auf Taylors Frage. „Darüber hinaus kommt das psychische Trauma mit dem Duke zusammenzuleben und so zu tun, als ob sie ihn lieben würde."
„Was sie Letzteres sehr gut geschauspielert hat.", warf Ryoichi Murasaki, Duke of Kiashuhu ein und schüttelte mitleidend den Kopf. „Was Menschen alles tun, um zu überleben."
„Anna hat das nicht getan, um zu überleben.", erwiderte Steven empört. „Sie sagte mir, dass alles tat sie für ihre Freunde. Durch das was Anna getan hat, haben ihre Freunde überlebt und wurden nicht verkauft. Sie würde für ihre Freunde sterben, was auch fast passiert wäre!"
Jeder wusste, dass Steven von dem sogenannten Anschlag sprach.
„Wie dem auch sei, die junge Frau ist nur noch psychischer Frack!", bemerkte Yusei ruhig an. „Ich stimme seiner kaiserliche Hoheit. Wir können Miss Turner nicht in diesem Zustand gehen lassen. Im Moment sollte niemand wissen, wo sie ist, bis sie sich einigermassen wieder erholt hat."
„Also sperren wir sie jetzt ein.", schlussfolgerte Ryoichi mit besorgter Miene.
„So sieht Anna das nicht.", sagte Kenshin sofort. „Sie weiss, dass sie frei ist und gehen kann, wohin sie möchte. Aber sie tut es nicht, weil sie sich bewusst ist, dass sie Zeit braucht, bevor sie wieder in ihr altes Leben zurückkehren kann."
„Dann ist damit, nehme ich an, alles gesagt. Es wurde alles besprochen, wenn jemand noch Bedenken hat, soll es sagen, aber letztendlich liegt die Entscheidung allein bei seiner kaiserlichen Hoheit.", gab Yusei zum Schluss an und alle blickten Kenshin an.
„Wir machen so weiter, wie bisher. Ich glaube, dass es so am besten kommt, und hoffentlich können wir Bors bald verhaften.", gab Kenshin seine Entscheidung bekannt, er richtete sich wieder an Yusei. „Wie sieht es eigentlich mit der Kommunikation zwischen uns und der Schweiz? Wurden die Eltern der Jugendlichen benachrichtigt?"
„Alles Bestens. Die Eltern werden morgen in den Flieger steigen und am Abend landen. Ein Dolmetscher ist organisiert, die Hotelzimmer für die Eltern sind gebucht. Ich werde persönlich die Eltern am Flughafen abholen und mich um sie kümmern."
„Wunderbar, dann ist die Sitzung beendet. Danke an Ihnen allen.", beendete Kenshin die Sitzung und stand auf, worauf alle ebenfalls aufstanden und sich vor ihm verneigten. Die Ratsmietglieder sammelten ihre Dokumente ein und gingen aus dem Raum. Steven, Yusei und Kenshin verliessen das Sitzungszimmer als letztes. In der Vorhalle des Regierungsgebäudes blieben sie stehen, als Yusei nochmals nach Annas Wohlbefinden fragte.
„Geht es ihr wirklich so schlecht wie Ihr vorhin sagtet Majestät?"
„Ja, leider schon.", antwortete Kenshin mit gedämpfter Stimme. „Wobei gestern ihr es ein wenig besser ging."
„Wie sieht es mit der psychologischen Betreuung aus?", wollte Yusei weiterwissen. „Was meint Dr. Johnson zu ihrer Behandlung?"
„Dr. Johnson war nur einmal bei ihr.", antwortete Steven für Kenshin, als er nicht antwortete.
„Weshalb?", fragte Yusei erstaunt. „Eigentlich nimmt Dr. Johnson so etwas sehr ernst."
„Anna lehnt die psychische Behandlung ab.", offenbarte Kenshin bedrückt und blickte zu Steven, der gerade sein vibrierendes Handy aus der Hosentasche nahm.
„Ihr entschuldigt mich einen Moment?", bat Steven und Kenshin nickte, während Steven sich einige Meter entfernte, um den Anruf anzunehmen.
„Anna glaubt, dass ihr niemand helfen kann, nicht nach allem, was sie alles erlebt hat.", erzählte Kenshin weiter, wobei er Steven stirnrunzelnd beobachtete. „Dr. Johnson meinte, er könne niemanden behandeln, der sich vehement dagegen wehrt. Sagte aber auch, dass Steven und ich ihr helfen könnten, diese schwierige Zeit zu überstehen und..."
Kenshin hörte mitten im Satz auf zu reden, als er sah, dass Steven kreidebleich wurde und ihn mit entsetztem Gesichtsausdruck ansah. Kenshins Eigenweiden zogen sich schmerzhaft zusammen, denn er wusste instinktiv, dass Anna etwas zugestoßen sein musste.

Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt